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Dentalmarkt als Eldorado für versorgungsfremde Investoren? / Die KZBV zur heutigen Anhörung zum TSVG

Geschrieben am 16-01-2019

Berlin (ots) - Sollte der Gesetzgeber den ungebremsten Zugang
versorgungsfremder Investoren in die zahnärztliche Versorgung jetzt
nicht nachhaltig regulieren, werden künftig Renditeziele von
Kapitalgesellschaften die Versorgung bestimmen. Vor diesem Szenario
warnt einmal mehr die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV)
anlässlich der heutigen Anhörung zum Terminservice- und
Versorgungsgesetz (TSVG).

Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: "Der
Erhalt einer von Versicherten wertgeschätzten wohnortnahen Versorgung
könnte auf Dauer gefährdet sein. Investoren kaufen zur Zeit Kliniken
auf, die in der Regel keinen Bezug zur zahnärztlichen Versorgung
haben, um arztgruppengleiche Medizinische Versorgungszentren in
Gestalt reiner Zahnarzt-MVZ zu gründen und ganze Ketten aufzubauen.
Die Ansiedlung solcher Investoren-Z-MVZ erfolgt aber keineswegs in
struktur- und einkommensschwachen Regionen, sondern fast
ausschließlich in Großstädten und einkommensstarken ländlichen
Regionen - dort, wo offensichtlich das "schnelle Geld" erhofft wird.
Tatsächlich zeigen erste Auswertungen des Abrechnungsgeschehens, dass
die Versorgung in solchen Z-MVZ deutlich teurer ist als in bewährten
Praxen."

Schon zehn Investoren im zahnärztlichen Bereich identifiziert

Nach Recherchen der KZBV können aktuell mindestens zehn Groß- und
Finanzinvestoren im heimischen Dentalmarkt identifiziert werden,
darunter etwa solche aus den USA, Bahrain, Schweden, Deutschland, der
Schweiz, Dänemark oder aus dem Steuerparadies Jersey. "Einen Bedarf
für solche Investoren kann ich bei uns nicht erkennen. Die gewohnt
gute zahnärztliche Versorgung ist in Deutschland auch ohne
Fremdinvestoren gesichert. Es gibt ausreichend hochqualifizierten
zahnärztlichen Nachwuchs, um auch künftig die Menschen in unserem
Land wohnortnah und flächendeckend zu versorgen. Wir benötigen auch
nicht das Geld der Investoren, denn die Finanzierung der Praxen ist
durch Banken und Sparkassen gesichert."

"Offensichtlich werden die Investoren in einem schwierigen
Kapitalumfeld gezielt von internationalen Beratungsfirmen mit dem
Versprechen nach Deutschland gelockt, hier risikolos attraktive
Renditen zu erzielen. Schnelle Gewinne und nachhaltige, am Bedarf der
Menschen orientierte, gute Versorgung passen aber nicht zusammen.
Handelt der Gesetzgeber jetzt nicht, werden wir in diesem und im
nächsten Jahr eine regelrechte Schwemme neuer Investoren-Z-MVZ sehen.
Das wird zu Lasten der Versorgung gehen", sagte Eßer.

CED: Kommerzialisierung als Gefahr für Patientenversorgung

Auch der Dachverband der europäischen Zahnärzte (Council of
European Dentists) hatte vor weiterer Kommerzialisierung durch
fremdinvestorengesteuerte Dentalketten in Europa gewarnt. Davon gehe
eine massive Gefahr in Form von mangelndem Patientenschutz und
drohender Unterversorgung aus. In anderen EU-Ländern sind solche
Zersetzungsprozesse schon weiter fortgeschritten. Besorgniserregende
Berichte* zeugen von systematischem Betrug, Pleiten von
investorenbetriebenen Ketten mit tausenden fehl- und anbehandelten
Versicherten und der Einschränkung der zahnärztlichen
Therapiefreiheit.

Lösungsvorschlag für die Investorenproblematik

"Da Investoren für den Marktzugang regelmäßig eine
gründungsberechtigte Klinik oder eine nichtärztliche
Dialyseeinrichtung erwerben müssen, um Z-MVZ oder Ketten gründen oder
kaufen zu können, schlagen wir vor, die Gründungsberechtigung von
Kliniken für Z-MVZ auf räumlich-regionale sowie medizinisch-fachliche
Bezüge zu beschränken", sagte Eßer. Das reguliere den unkoordinierten
Zugang von Investoren sinnvoll, ohne sie vom Markt grundsätzlich
auszuschließen. "Die Politik muss jetzt entscheiden, wie die
zahnärztliche Versorgung in Zukunft sichergestellt werden soll. Die
Zahnärzte haben seit mehr als 60 Jahren die Menschen gut, verlässlich
und zur Zufriedenheit der Patienten versorgt. Das sollte so bleiben
und nicht Renditezielen von Investoren geopfert werden."

Die aktuelle Stellungnahme der Vertragszahnärzteschaft zum TSVG
kann auf der Website der KZBV abgerufen werden, ebenso wie weitere
Informationen zu den Themen CED, fremdinvestorengesteuerte Z-MVZ und
Dentalketten.

*Quellen: Zahnärztliche Mitteilungen 108, Nr. 21,1. November 2018
(2440), Zahnärztliche Mitteilungen (Online), 11. Dezember 2018.



Pressekontakt:
Kai Fortelka
Tel: 030 28 01 79 27
E-Mail: presse@kzbv.de

Original-Content von: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, übermittelt durch news aktuell


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