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WDR-Recherche: Investitionen zum Schutz vor Klimawandel-Folgen zu niedrig

Geschrieben am 11-12-2018

Köln (ots) - Deutschland tut zu wenig, um die Folgen des
Klimawandels zu bewältigen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten
Umfrage des WDR. Demnach wurden auf Bundes- und Länderebene zum
Beispiel für Deichbau, Abwassermanagement, Waldumbau, Begrünung der
Städte und andere Maßnahmen zur Klimaanpassung in den vergangenen
fünf Jahren rund drei Milliarden Euro aufgewendet. Diese Zahl ergibt
sich aus den Antworten auf eine Umfrage des WDR bei allen
Umweltministerien in Bund und Ländern. Durchschnittlich sind das etwa
600 Millionen Euro pro Jahr. Das Umweltbundesamt (UBA) schätzte
hingegen bereits 2012 den Bedarf auf rund fünf Milliarden Euro pro
Jahr und damit deutlich höher ein.

Petra Mahrenholz, Leiterin des "Kompetenzzentrums Klimafolgen und
Anpassung" beim Umweltbundesamt (UBA), sieht daher bei der Anpassung
an den Klimawandel eine "Finanzierungslücke". "Wenn Deutschland genug
tun würde, dann gäbe es weder Schäden im Hochwasserschutz, noch
hätten wir Hitzetote zu beklagen", erklärte Mahrenholz im WDR.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bestätigt auf
Anfrage des WDR einen Nachholbedarf. Mit Verweis auf die Berechnungen
des Umweltbundesamtes erklärte sie, dass Bund und Länder "wesentlich
mehr investieren" müssten. "Wir werden Klimaanpassungsmaßnahmen
deutlich verstärken müssen", so die Ministerin, "denn in diesem Jahr
haben wir gesehen, dass wir tatsächlich im Klimawandel stecken."

Das Bundesumweltministerium sieht hingegen in den Ergebnissen der
WDR-Umfrage keine Hinweise für Versäumnisse. "Deutschland ist auf den
Klimawandel gut vorbereitet", heißt es in einer schriftlichen
Stellungnahme aus Berlin. Der Erfolg von Klimaanpassungsmaßnahmen
lasse sich "nicht ausschließlich an den Ausgaben bemessen." Der
Deutsche Städtetag hingegen fordert von Bund und Ländern eine
stärkere Unterstützung insbesondere der Kommunen. Hier seien die
Folgen des Klimawandels sehr konkret zu spüren. Viele Maßnahmen zur
Klimaanpassung werden auf lokaler Ebene angestoßen. Zwar gebe es für
die Kommunen Hilfen aus dem Programm der "Deutschen
Anpassungsstrategie an den Klimawandel" (DAS). Doch dieses Programm
sei "deutlich unterdotiert", so Detlef Raphael vom Deutschen
Städtetag gegenüber dem WDR.

Defizite förderte die WDR-Umfrage auch beim Informationsfluss beim
Thema Klimaanpassung zutage. So konnten weder der Bund, noch die
meisten Länder einen vollständigen Überblick über sämtliche Maßnahmen
und Investitionen in ihrem Bereich geben. Eine zentrale Planung oder
auch nur Erfassung aller Aktivitäten im Bereich Klimaanpassung findet
in Deutschland nicht statt. "Das Problem besteht darin, dass nicht
systemisch gedacht wird, und nicht fachübergreifend entschieden und
auch nicht fachübergreifend finanziert wird", kritisiert Petra
Mahrenholz vom Umweltbundesamt diesen Zustand.



Pressekontakt:
WDR Pressedesk
Tel. 0221 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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