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Unsachgemäße Kühlgeräteentsorgung: Bosch, Miele & Co. heizen den Klimawandel massiv an

Geschrieben am 06-12-2018

Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe macht mit Plakataktion in
Berlin auf das Klimaproblem durch nicht ordnungsgemäß entsorgte
Kühlgeräte aufmerksam - Entsorger tricksen beim Recycling und
beauftragende Gerätehersteller schauen weg - DUH fordert unabhängige
und neutrale Überprüfung der Recycler, die Veröffentlichung von
Auditberichten und ein Ende des Entsorgungsnotstandes bei Kühlgeräten

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Kattowitz machte die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) heute mit einer Aktion in Berlin auf die miserable
Entsorgungssituation von Kühlgeräten in Deutschland aufmerksam. Die
Verantwortung für umweltschädigende Entsorgungspraktiken ausgedienter
Kühlschränke tragen die großen Hersteller Bosch, Miele, Liebherr,
Electrolux und Bauknecht. Auf dem Alexanderplatz wurde eine große
Plakatleinwand mit dem Slogan "Kühlgerätehersteller killen unser
Klima" installiert und Verbraucher informiert.

Viele alte Kühlgeräte enthalten immer noch
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), obwohl diese wegen ihrer
Schädlichkeit für die Ozonschicht und das Klima längst verboten sind.
Für die ordnungsgemäße Entsorgung alter Kühlschränke sind nach dem
Elektrogesetz die Gerätehersteller verantwortlich. Die DUH
kritisiert, dass Deutschlands führende Kühlgeräteproduzenten eine
unsachgemäße Entsorgung hunderttausender ausgedienter FCKW-haltiger
Kühlschränke und -truhen durch unseriös arbeitende Recycler zum
Zwecke der Profitmaximierung in Kauf nehmen. Durch nicht
ordnungsgemäße Entsorgungspraktiken gelangen FCKW in die Atmosphäre
und belasten diese so stark wie bis zu 1 Million Tonnen CO2 im Jahr.
Das entspricht dem CO2-Austoß von mehr als 357.000 Pkw, die 15.000 km
pro Jahr fahren.

"Es sollte selbstverständlich sein, dass in einem Land wie
Deutschland die Entsorgung alter Kühlgeräte nach dem besten Stand der
Technik erfolgt. Leider gibt es in diesem Bereich seit Jahren
gravierende Probleme. Um bei der Entsorgung Kosten einzusparen,
schauen Gerätehersteller wie Bosch, Miele, Liebherr, Electrolux oder
Bauknecht den beauftragten Entsorgern lieber nicht so genau auf die
Finger. Sie lassen die Entsorger sich selbst kontrollieren und
versuchen zu vertuschen, wie schlecht deren Anlagen wirklich sind.
Dabei gibt es vorbildliche EU-Standards zur Kühlgeräteentsorgung, für
deren Einhaltung die Hersteller sorgen müssen, wenn sie es mit Klima-
und Umweltschutz ernst meinen", sagt die Stellvertretende
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Nach dem gesetzlich vorgegebenen Stand der Technik müssen aus
alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent der enthaltenen Treibhausgase
entnommen werden. Tatsächlich sind es in deutschen Recyclinganlagen
aber deutlich weniger, da viele Anlagen FCKW aus der Isolierung der
Kühlgeräte nur unzureichend zurückgewinnen und bei der
Mengenermittlung fälschlich Wasser als FCKW werten.

Auf EU-Ebene existieren die vorbildlichen Standards EN 50625-2-3
und CLC/TS 50625-3-4, welche eine umweltgerechte Entsorgung nach dem
Stand der Technik ermöglichen. In europäischen Ländern wie
Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Irland, Österreich oder
der Schweiz sind die Entsorgungsnormen gesetzlich festgelegt oder
über nationale Rücknahmesysteme verbindlich vorgegeben. Deutsche
Kühlgerätehersteller behaupten zwar, sich freiwillig an die Standards
zu halten, führen aber keine ausreichenden Kontrollen durch und
verweigern konsequent öffentliche Nachweise zur tatsächlichen
Umsetzung.

"Es ist ein Skandal, dass die größten deutschen
Kühlgerätehersteller den beauftragten Recyclern international
anerkannte Entsorgungsnormen nur auf dem Papier vorschreiben und
deren Einhaltung durch eine konsequente und unabhängige Kontrolle
nicht sicherstellen. Die Kühlgerätehersteller sind bis heute nicht
bereit, Prüfberichte beauftragter Recycler offenzulegen und setzen
stattdessen auf Intransparenz. Auch auf mehrfache Nachfrage der DUH
und das Angebot, wettbewerbsrelevante Daten zu schwärzen, sind die
Hersteller nicht eingegangen. Ganz offenkundig interessiert diese vor
allem ein möglichst niedriger Entsorgungspreis und nicht die Qualität
der Entsorgung sowie der Umweltschutz", kritisiert der
Stellvertretende Leiter für Kreislaufwirtschaft der DUH, Philipp
Sommer.

Die DUH fordert die Hersteller Bosch, Miele, Bauknecht, Liebherr
und Electrolux dazu auf, die europäischen Entsorgungsstandards EN
50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 den Recyclern bei der
Kühlgerätebehandlung vorzugeben und deren Umsetzung wirksam zu
kontrollieren. Hierfür sind vollständige Prüfungen auf Basis der
EU-Standards durch extern beauftrage neutrale Prüfer zwingend
erforderlich. Darüber hinaus sollten die Auditberichte veröffentlicht
werden, damit unplausible Prüfergebnisse entdeckt werden können. Doch
genau dies geschieht bislang nicht.

Hintergrund:

Die unsachgemäße Entsorgung von Kühlgeräten, die
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) oder andere Klimagase enthalten,
trägt dazu bei, dass sich durch unnötig freigesetzte FCKW die
Ozonschicht langsamer als erwartet erholt und durch zu hohe
UV-Strahlung Menschen gesundheitlich gefährdet werden. Gleichzeitig
wird auch der Klimawandel ungebremst angeheizt. Die im Kühlmittel und
der Isolierung enthaltenen FCKW eines Kühlschranks besitzen ein
Treibhauspotential von 2,8 Tonnen CO2. Das entspricht dem CO2-Ausstoß
eines Mittelklasse-Fahrzeugs mit einer jährlichen Fahrleistung von
15.000 Kilometern.

Durch die Vorgabe und Kontrolle der europäischen
Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 beim
Kühlgeräterecycling, kann ohne großen Aufwand und ohne teure
Förderprogramme jährlich die Freisetzung von Klimagasen in der
Größenordnung von bis zu einer Million Tonnen CO2-Äquivalente in
Deutschland verhindert werden.

Links:

- Poster "Kühlgerätehersteller killen unser Klima":
http://l.duh.de/p181206

- Pressefoto ab ca. 13 Uhr: http://l.duh.de/p181206

- Hintergrundpapier zur Kühlgeräteentsorgung auf Deutsch und
Englisch sowie weitere Informationen finden Sie unter:
http://l.duh.de/kuehlgeraete

- Flyer, eine Übersicht zum Kühlgeräterecycling in Europa sowie
die DUH-Stellungnahme zur TA-Luft finden Sie hier:
https://www.duh.de/kuehlgeraete/



Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-462, sommer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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