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Zahl der Grenztoten muss womöglich korrigiert werden / rbb-Recherche deckt fragwürdige Studienmethoden auf

Geschrieben am 06-11-2018

Berlin (ots) -

Sperrfrist: 06.11.2018 12:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Die Anzahl der 327 "Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der
innerdeutschen Grenze", die 2017 erstmals in einer Studie
veröffentlicht wurden, muss angezweifelt werden. In der Untersuchung
werden von den Autoren sogar Täter zu Opfern gemacht, so das Ergebnis
der mehr als einjährigen rbb-Recherche, die den Fällen nachgegangen
ist. Das zeigt der rbb-Bericht, der am Dienstag, den 6.11.2018, im
ARD-Mittagsmagazin ausgestrahlt wird.

In Auftrag gegeben wurde die Studie, die 650.000 Euro gekostet
hat, 2012 vom damaligen Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Im
vergangenen Jahr stellte Monika Grütters das Handbuch vor, gemeinsam
mit den beiden Autoren Prof. Klaus Schroeder und Dr. Jochen Staadt
vom Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin. "Es ist eine valide
Zahl, die wir jetzt ermittelt haben", sagte Staadt bei der
Präsentation. Die Zahl der 327 Mauertoten ging danach um die Welt.

Doch nach Überprüfung der Akten, die den Autoren als Grundlage für
das Buch dienen, werden durch den rbb-Bericht mindestens 50
Opferfälle angezweifelt: Beispielsweise zählt die Studie auch
Offiziere, die Suizid begangen haben, als Todesopfer des
DDR-Grenzregimes. Doch diese waren zum Teil gescheiterte Vollstrecker
des Grenzregimes. Zeitzeugen und Angehörige bestätigen jetzt in
Interviews dieses Ergebnis.

Sehr fragwürdig ist etwa der Umgang der Studie mit dem Fall Hans
S., einem hochrangigen Major aus Brandenburg, der sich 1988 nach
einem Dienstgespräch selbst erschoss. Aus den Akten geht hervor, dass
Hans S. seit Jahren ein Alkoholproblem hatte. Aufgrund dessen gab es
auch berufliche Verfehlungen. Hans S. wird nun in der Studie zum
"Todesopfer des DDR-Grenzregimes", obwohl er selbst Täter war: Für
die Staatssicherheit spionierte er 17 Jahre lang seine Kameraden aus
und gemeinsam mit anderen verriet er sogar Soldaten, die flüchten
wollten.

Der Historiker und Vertreter der Union der Opferverbände, Dr.
Christian Sachse, teilt die Recherche-Ergebnisse, sieht Hinweise auf
Manipulation und spricht der Studie die Wissenschaftlichkeit ab:
"Wenn Täter zu Opfern gemacht werden, dann ist das eine Verhöhnung
der Opfer." Die Autoren der Studie verteidigen ihre Arbeit: "Wir
haben das so formuliert nach gutem Denken und Überlegen, wie wir mit
solchen Biografien umgehen", sagt Politikwissenschaftler Jochen
Staadt.

Mit der Recherche konfrontiert, erklärt Kulturstaatsministerin
Monika Grütters gegenüber dem rbb: "Wenn es jetzt berechtigte Zweifel
gibt, dann werde ich dem sofort nachgehen." Quelle: Mittagsmagazin,
6.11.2018, 13 Uhr



Pressekontakt:
Rundfunk Berlin- Brandenburg
ARD-Mittagsmagazin
Tel.: 030 - 97993 - 55504
mima@rbb-online.de
www.mittagsmagazin.de

Original-Content von: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), übermittelt durch news aktuell


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