Mittelbayerische Zeitung: Keine Waffen für das Mord-Regime / Der brutale Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi muss Konsequenzen haben. Von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 21-10-2018 |
Regensburg (ots) - Wenn es stimmt, was bislang vor allem die
türkischen Ermittler und der Geheimdienst in Istanbul aufgedeckt
haben, dann stockt einem der Atem. Der regimekritische saudische
Journalist Jamal Khashoggi wurde offenbar nicht nur bestialisch
gefoltert und ermordet, sondern seine Leiche soll auch zersägt und
beiseitegeschafft worden sein. Das mutmaßliche Verbrechen an einem
Mann, der einst zur Elite des Landes gehörte und beste Verbindungen
ins Herrscherhaus sowie zu den Wirtschaftseliten in Riad hatte, wurde
dermaßen brutal aus dem Weg geräumt, wie das sonst nur bei der Mafia,
bei Gotteskriegern oder vielleicht noch in der Fantasie von
Thriller-Autoren möglich ist. Doch der Tod am Bosporus ist schlimme
Realität. Die scheibchenweisen Eingeständnisse der saudischen
Herrscherfamilie sind unerträglich. Erst wurde die Welt damit
belogen, dass Khashoggi das Konsulat lebend verlassen habe. Dabei
wartete vor den Toren des Konsulats die Braut des Mannes - vergebens.
Dann wurde eingestanden, dass der Journalist bei einer Rangelei ums
Leben gekommen sei. Die - vermutlich - noch nicht letzte Variante
besagt, der Mann habe sich wiedersetzt und sei an einem Würgegriff
verstorben. Tatsächlich jedoch nimmt das saudische Regime die
Weltöffentlichkeit in den Würgegriff. Der Fall Khashoggi ist dabei
offenbar nur ein international bekanntgewordener Foltermord. Das
Opfer, ein weltweit geachteter Journalist, war zu prominent, als dass
sein Schicksal hätte verschwiegen werden können. Oft vergessen wird,
wie brutal und mittelalterlich das Saudi-Regime im eigenen Land
vorgeht. Hinrichtungen, bei denen Menschen mit dem Schwert der Kopf
abgeschlagen wird, sind nahezu an der Tagesordnung. Amputationen von
Gliedmaßen, Stockschläge oder Peitschenhiebe gehören zum Strafarsenal
eines Landes, mit dem der Westen seit Jahrzehnten Geschäfte macht,
der als strategischer Verbündeter im Mittleren Osten gehätschelt und
hofiert wird. Von den USA, die Riad als Speerspitze gegen das
Mullah-Regime in Teheran ausbauen. Von Europa und Deutschland, die
mit den zahlungskräftigen Saudis glänzende Geschäfte machen und das
Land mit Waffen ausstatten. In Berlin und anderswo ist nun der Ruf
nach Konsequenzen gegenüber Riad zu hören. Richtig. Die erste
Konsequenz wäre, diesem Mord-Regime keine Waffen mehr zu verkaufen.
Wenn es "der Westen" ernst nehmen sollte mit der viel beschworenen
Gemeinschaft der Werte, dann müssten jegliche Waffenexporte nach
Saudi-Arabien sofort gestoppt werden. Einem Regime, das
Menschenrechte abwürgt, muss eine klare Kante gezeigt werden. Die
seit Jahrzehnten geübte Leisetreterei gegenüber einem der blutigsten
Regime der Welt muss endlich eine Ende haben. Das ist auch eine Frage
der Glaubwürdigkeit unserer Werte. Auf den großen Waffen-Lobbyisten
im Weißen Haus darf man dabei allerdings nicht setzen. Donald Trump
hat erst vor kurzem mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin
Salman, den viele für einen Hoffnungsträger hielten,
milliardenschwere Waffendeals abgeschlossen. Das Engagement des
US-Präsidenten für Menschenrechte endet abrupt dort, wo Geschäfte
gefährdet werden könnten. Dass Trump offenbar den hanebüchenen
Erklärungen aus Riad zum Tod des Journalisten Glauben schenkt,
spricht leider Bände. Das Wegschauen bei eklatanten
Menschenrechtsverletzungen rechnet sich offenbar. Für Berlin heißt
das allerdings auch, dass selbst längst geschlossene Waffengeschäfte,
etwa das über Patrouillenboote aus der vorpommerischen Werft in
Wolgast, nicht geliefert werden dürfen. Und die Chefs deutscher
Konzerne könnten ein Zeichen setzen, indem sie nicht zur
Investorenkonferenz nach Riad reisen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
659465
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Forderungen nach dem Diesel-Skandal
Arroganz der Städter
Matthias Schwarzer Bielefeld (ots) - Angesichts des Diesel-Skandals werden die Rufe
nach dem "Ende des Individualverkehrs" lauter. Das Auto sei ohnehin
ein Fortbewegungsmittel von gestern, tönt es aus den sozialen
Netzwerken. Der Autor Mario Sixtus twitterte beispielsweise: "Wer
sich verpflichtet, niemals mehr ein eigenes Auto zu kaufen, bekommt
eine kostenlose Bahncard 100. Na? Grüne? Wahlprogramm?" Wer als
Dorfkind in Ostwestfalen oder dem Münsterland aufgewachsen ist,
dürfte bei Vorschlägen wie diesen laut zu lachen anfangen. Denn die
Diskussion mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zur Frage, was aus dem Diesel wird Stuttgart (ots) - . . . Und nun diskutiert Deutschland neben
Fahrverboten sogar ernsthaft darüber, Dieselautos zu verschrotten.
Nach drei Jahren Dieselskandal scheint der Wunsch nach
Selbstbestrafung übermächtig zu werden. Vordergründig geht es dabei
um die Einhaltung von EU-Regeln zur Luftreinhaltung. Doch die
Inbrunst, mit der Deutschland es Brüssel recht machen will, über
dessen Regeln man sich bei Zuwanderung und Euro-Rettung noch
großzügig hinweggesetzt hatte, deutet auf eine Motivation hin, die
tief aus dem Inneren kommt. mehr...
- RNZ: "Rhein-Neckar-Zeitung" Heidelberg zum italienischen Haushaltsentwurf Heidelberg (ots) - Dieser Etat ist nicht etwa ungeschickt - er ist
eine offene Kampfansage an die EU. Deshalb ist deren Empörung
nachvollziehbar. Doch auch die EU selbst sollte sich fragen, ob sie
mit ihrem Kurs richtig liegt. So maßlos die neue italienische
Regierung ist, so rigide zeigte sich in der Vergangenheit die EU.
Dabei offenbarte sich längst, dass ihre Sparpolitik in Italien
ähnliche Folgen hat wie in Griechenland: Die Wirtschaft stagniert,
die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Land kommt nicht auf die Beine.
Die Jugendarbeitslosigkeit mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur Afghanistan-Wahl Stuttgart (ots) - Jede Wahl festigt auch in Afghanistan einen
Prozess, der zugegebenermaßen auf wackeligen Füßen steht. Das Land
nahm trotz seiner vielen Probleme eine neue Hürde auf dem zähen, von
Krieg und vielen Hindernissen gekennzeichneten Weg. Die drei
Millionen Afghanen, die am Wochenende den Kugeln der Taliban und dem
skandalösen Chaos des Wahlrats trotzten, entlarvten überhebliche
Behauptungen, das Land sei nicht reif für Demokratie, denn nicht die
Afghanen versagen, sondern die korrupten Politiker und der
Staatsapparat, mehr...
- Badische Zeitung: Zukunft des INF-Vertrags: Tanz auf dem Seil / Tagesspiegel von Frank Herrmann Freiburg (ots) - Es ist die Pose, in der Donald Trump sich
gefällt. Wo andere sondieren, abwägen, geduldig den Dialog suchen,
zieht er kurzerhand den Stecker. In der Pose des resoluten
Entscheiders kündigt er den Ausstieg aus einem Abrüstungsabkommen an,
das so selbstverständlich zu den Säulen der europäischen
Sicherheitsarchitektur gehört, dass man kaum noch darüber sprach. Der
INF-Vertrag, geschlossen von Ronald Reagan und Michail Gorbatschow,
verbietet seinen Unterzeichnern seit 1987 den Besitz landgestützter,
atomar bestückter mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|