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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Dürre/Nothilfen: Von nationalem Ausmaß von Reinhard Zweigler

Geschrieben am 22-08-2018

Regensburg (ots) - Das Krisenmanagement von Julia Klöckner in der
derzeitigen Extrem-Dürre, die deutschlandweit Tausende Landwirte an
den Rand der Existenz getrieben hat, ist alles in allem vernünftig.
Dass sie im Vorfeld des gestern verkündeten Nothilfepakets den Bauern
versprochen hatte, der Bund werde sie nicht "im Regen" stehenlassen,
war der einzige kleine sprachliche Lapsus, der der ehrgeizigen
CDU-Ministerin in den letzten Tagen unterlief. Was würden sich die
Landwirte freuen, wenn sie nach Wochen ohne Niederschläge endlich auf
ihren ausgedörrten Äckern und Wiesen im Regen stehen könnten.
Ansonsten aber hat Klöckner einen ausgewogenen staatlichen Hilfsplan
vorgelegt, der nicht jedem alles, sondern nur den wirklich
Bedürftigen etwas Unterstützung zusichert. Und in der Union dürfte
man aufmerksam registrieren, hier profiliert sich eine junge
Ministerin als pragmatische Krisenmanagerin und empfiehlt sich damit
zugleich für höhere Aufgaben. Der Bund hat sich endlich zu einer
Wertung durchgerungen, die längst erwartet wurde: Weil die
Wetterextreme der vergangenen Monate ein "nationales Ausmaß" erreicht
haben, darf der Bund Finanzhilfen bereitstellen. Es geht dabei nicht
um Geld für eine ohnehin von Subventionen gehätschelte
Landwirtschaft, wie bösemeinende Kritiker unterstellen, sondern um
ganz konkrete Hilfen für wirklich von der Dürre geplagte Betriebe. Zu
hoffen ist allerdings, dass die Abwicklung der Hilfen nicht so
bürokratisch abläuft, wie sich die Verwaltungsvereinbarung mit den
Ländern liest. Man wird sehen. Auch hier gilt der Grundsatz: Wer
rasch hilft, hilft doppelt. Wer von Klöckner erwartet hatte, dass sie
nun das Füllhorn des Bundes öffnen würde, wurde freilich enttäuscht.
Und zwar völlig zu Recht. Dass die einstige Weinkönigin der Forderung
der mächtigen Lobby - in Gestalt des Bauernverbandes - eins zu eins
nachgeben würde, der glatt eine Milliarden-Hilfe verlangte, war
ohnehin nicht zu erwarten. Auch wenn Landwirtschaftsminister aus den
Reihen der Union schon aus der Tradition heraus näher bei den
Landwirten sind, als etwa Grüne, Sozialdemokraten oder gar Liberale,
wollte sich die aufstrebende Ministerin auf keinen Fall nachsagen
lassen, sie sei der verlängerte Arm des Bauernverbandes. Das ist ihr
gelungen. Zugleich aber musste der Bund auch wirklich spürbare Hilfen
in Angriff nehmen. Von flotten Sprüchen wird keine Kuh satt. Und die
eigentliche Arbeit bei der Bewältigung der Dürre liegt noch vor den
Landwirten sowie den Verwaltungen. Die betroffenen Bauern, von denen
es auch in der Oberpfalz viele gibt, müssen sich nicht nur durch den
Dschungel das Antragswesens kämpfen, sondern vor allem auch die
Extremsituation auf ihren Höfen, Äckern und Wiesen managen. Dass im
Zuge der Dürre die Getreidepreise angezogen haben, ist für manche nur
ein schwacher Trost, für andere sogar ein Hohn. Denn da, wo nichts
geerntet werden konnte, kann auch nichts verkauft werden. Und die -
völlig richtige - Freigabe von ökologischen Flächen für den Anbau von
Futter wird nur dann Früchte tragen, wenn es bald nennenswert regnet.
Auf staubtrockenen Feldern und Wiesen keimt und wächst nichts.
Zugleich muss über den extremen Sommer 2018 hinaus gedacht werden.
Wetterkapriolen werden im Zuge des Klimawandels zunehmen. Dass sich
Landwirte breiter aufstellen müssen, ist ebenso notwendig wie neue
Züchtungen von Nutzpflanzen, die besser mit Hitze und Trockenheit,
Sturm und Regen zu Recht kommen. Ebenso muss das größer werdende
Risiko der Landwirte infolge extremer Wetterereignisse besser
abgesichert werden. Weil derartige Versicherungen kaum angeboten
werden - und wenn doch unbezahlbar sind, sollten sich die Klöckner,
Scholz und Co. in der Politik einen Ruck geben.



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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
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