(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Die Seelenverwandten Von Thomas Spang

Geschrieben am 15-07-2018

Regensburg (ots) - Der Ort für das Gipfeltreffen Putins und Trump
hat Symbolkraft. Das im Kalten Krieg neutrale Finnland erkaufte sich
seinen Frieden mit der Sowjetunion mit dem Versprechen, den Zielen
Moskaus nicht im Weg zu stehen. Die "Finnlandisierung der Vereinigten
Staaten" Trumps sei fast erreicht, fürchtet der "New York
Times"-Kolumnist Roger Cohen in der New York Times. In mancher
Beziehung sei es sogar schlimmer. Trump sei nicht neutral. Diese
Sorge wird bis in die Regierung hinein geteilt. Verteidigungsminister
Jim Mattis und dem Nationalen Sicherheitsberater John Bolton werden
Bauchschmerzen wegen der mysteriösen Nähe zu Putin nachgesagt. Doch
auch sie haben es nicht verhindern können, dass Trump den russischen
Präsidenten regelmäßig wie einen Vertrauten konsultiert. Der
Präsident verfolgt gegenüber Russland einen eigenen Kurs, der zum
Teil im offenen Widerspruch zu den Ratschlägen seiner Minister und
Experten steht. Jüngstes Beispiel ist der Umgang mit der Anklage von
Sonderermittler Robert Mueller gegen zwölf russische
Geheimdienstmitarbeiter. Während der Direktor des Nationalen
Geheimdienstes, Dan Coats, Russland als "aggressivsten ausländischen
Akteur" bei Cyberattacken ausmacht, spielt Donald Trump die
Einmischungen bei einer Pressekonferenz mit der britischen
Premierministerin Theresa May als "Hexenjagd" herunter. Ähnlich
verhält es sich mit dem Abschlusskommuniqué der NATO. Die darin
enthaltene klare Kante gegen Putins Expansionskurs reflektiert das
Denken von Mattis und Bolton, nicht das des Präsidenten. Es besteht
durchaus die Gefahr, dass der Gipfel in Finnland Putins brutale
Taktiken in der Ukraine, Syrien, gegenüber der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten absegnet. Helsinki könnte in der Rückschau
der symbolische Name für eine Besänftigungs-Politik werden wie
München 1938 oder Jalta 1945. Das gewählte Format des Gipfels lädt
geradewegs dazu ein. Trump und Putin wollen, lediglich von
Übersetzern begleitet, alleine miteinander sprechen. Das erlaubt es
Trump, Zugeständnisse zu machen, ohne dass ein Protokollant oder
Berater dabei wäre. Ein Putin-Trump-Pakt scheint in Helsinki durchaus
denkbar. Leidtragende wären die europäischen Staaten, denen Trump in
Brüssel damit drohte, das Bündnis zu verlassen. Ein Ziel, das vor
Putin schon alle anderen sowjetischen und russischen Führer verfolgt
hatten. Eine Schnittmenge besteht auch bei dem Versuch, die
Europäische Union zu spalten. Moskau treibt das aktiv durch die
Förderung rechts-nationalistischer Bewegungen und Parteien voran.
Russische Troll-Armeen schüren dafür in den sozialen Netzwerken
Unfrieden. Sie hetzen gegen Flüchtlinge, spielen Gegensätze hoch und
verbreiten Fake News. Trump lässt seinerseits nichts unversucht, die
EU aktiv zu unterminieren. Er setzt auf dieselbe
"Teile-und-Herrsche"-Politik, die Putin verfolgt. Beide Präsidenten
haben es lieber mit kleinen Nationalstaaten zu tun, die sich leichter
herumkommandieren lassen, als einer starken Europäischen Union mit
einer halben Milliarde Menschen. Die beste Hoffnung für Europa gegen
einen Pakt der seelenverwandeten National-Chauvinisten bleibt der
Widerstand aus dem US-Kongress, dem Pentagon, dem Außen- und
Finanzministerium und den Geheimdiensten gegen eine Kapitulation vor
Putins zynischer Großmachtpolitik. Anders als Putin kann Trump als
amerikanischer Präsident nicht alles alleine entscheiden - selbst
wenn er wollte.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

646502

weitere Artikel:
  • BERLINER MORGENPOST: Helden wider Willen / Leitartikel von Sören Kittel zur Pflege Berlin (ots) - Kurzform: Die Anerkennung, die Wertschätzung, welche die Kanzlerin einfordert, es gibt sie schon. Wo sie bisher fehlte, ist vor allem bei der Bezahlung.Deshalb kann es nur ein Anfang sein, die Ausbildung kostenlos zu gestalten und auch zu vergüten. Und wenn es stimmt, dass Kanzlerin Merkel vor diesem Montag noch nie ein Altenheim besucht hat, wie sie selbst sagt, dann sollte dieser Besuch auch nur der erste von vielen sein. Der vollständige Leitartikel: So eine Videobotschaft ist für die Kanzlerin eine angenehme mehr...

  • Rheinische Post: Bildungsministerium lässt 373 Millionen Euro Finanzmittel verfallen Düsseldorf (ots) - Das Bundesbildungsministerium hat im vergangenen Jahr 373 Millionen Euro nicht ausgeben können. Das Geld steht dem Bildungsbereich nun nicht mehr zur Verfügung. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zurück, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag) vorliegt. "Allein für das vergangene Jahr sind somit etwa 30 Prozent des geplanten Aufwuchses einfach weg und ungenutzt geblieben", kritisierte die Vize-Fraktionschefin der Linken, Petra Sitte. Das sei umso mehr...

  • Rheinische Post: CDU-Rechtsexperte Heveling begrüßt Zusammenarbeit der Bundespolizei mit neuer bayerischer Grenzpolizei Düsseldorf (ots) - Der Justitiar der Unionsfraktion im Bundestag, Ansgar Hevelig (CDU), hat die neue Zusammenarbeit zwischen Bundespolizei und bayerischer Grenzpolizei begrüßt. "Juristisch ist es zulässig, dass die bayerische Grenzpolizei auf Anforderung oder mit Zustimmung der Bundespolizei und nach deren Maßgabe die Grenze nach Österreich kontrolliert", sagte Heveling der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Aus Sicht des CDU-Politikers kann die bayerische Maßnahme die Bundespolizei entlasten. "Ich erwarte, dass dadurch mehr...

  • Rheinische Post: Entwicklungsminister Müller: Es sterben drei Mal mehr Flüchtlinge in der Wüste als im Mittelmeer Düsseldorf (ots) - Entwicklungsminister Gerd Müller will die Aufklärung in Transitzenten nahe der afrikanischen Herkunftsländer verstärken. "Es sterben drei Mal mehr Flüchtlinge auf dem Marsch durch die Wüste als im Mittelmeer", sagte Müller der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Hunderttausende müssten davor bewahrt werden. Zusammen mit Partnern wie Frankreich und Großbritannien wolle er in Nigeria, Eritrea und Somalia noch stärker aktiv werden, dort für stabile Verhältnisse sorgen "und vor Illusionen über Europa warnen", mehr...

  • Rheinische Post: Müller verlangt eigenen Afrika-Kommissar der EU Düsseldorf (ots) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat eine neue Afrika-Politik der EU gefordert. "Wir brauchen einen EU-Afrika-Kommissar, bei dem alle Fäden einer in sich stimmigen Afrika-Politik zusammenlaufen", sagte der CSU-Politiker der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Der EU-Haushalt müsse endlich neue Prioritäten setzen, statt an den Vorstellung der 80er Jahre festzuhalten. Von 2021 bis 2027 wolle die EU für Afrika 39 Milliarden Euro ausgeben. "Das ist ein Zehntel dessen, was für die Agrarpolitik vorgesehen ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht