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Vorschau aus 10 Jahren Rückschau Morbi-RSA: Lernkurve im Krankenkassenfinanzausgleich jetzt nutzen

Geschrieben am 21-06-2018

München (ots) - Vor 10 Jahren wurde der Morbiditätsorientierte
Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) aufgebaut mit dem Ziel, die
Finanzierung der Krankenkassen an das Krankheitsgeschehen der
Bevölkerung zu knüpfen. Analysen des BKK Landesverbandes Bayern
zeigen, dass die Zahl der dokumentierten Krankheiten seitdem enorm
gestiegen ist. Die Versicherten werden auf dem Papier immer kränker!

Ein wesentliches Grundübel des Morbi-RSA bleibt - neben vielen
bekannten anderen Schwachstellen - die Anfälligkeit für
Manipulationen, stellt Sigrid König, Vorständin des BKK
Landesverbandes Bayern, fest: "Der Bundesgesundheitsminister zeigt,
dass er entschlossen und dynamisch die Baustellen im Gesundheitswesen
anpackt. Ich wünsche mir, dass er bei der Reform des Morbi-RSA seinen
Mut bewahrt und die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenkassen
grundlegend reformiert. Das Motto der Morbi-RSA-Reform muss lauten:
Keine Stellschrauben für Manipulationen, gleiche Wettbewerbschancen
für alle Krankenkassen."

Die dokumentierten Krankheiten sind mit Einführung des Morbi-RSA
explodiert: Im Jahr 2008 wurden für die GKV-Versicherten rund 1,77
Milliarden Diagnosen dokumentiert. Bis 2016 (zuletzt verfügbares
Jahr) stieg die Anzahl der Diagnosen um 27 Prozent auf 2,25
Milliarden. Die gesicherten Diagnosen, die letztlich für die
Berechnung der Zuweisungen für den Morbi-RSA herangezogen werden,
stiegen nach dem ersten Jahr der Einführung des Morbi-RSA noch
stärker um 32 Prozent auf 2,05 Milliarden im Jahr 2016.

Sigrid König: "In der Rückschau stellen wir auf Basis von 80
Krankheitsgruppen bereits enorme Manipulationen und eine Explosion
der Diagnosen fest. In der Vorschau müssen wir davon ausgehen, dass
eine derzeit diskutierte Ausweitung des Morbi-RSA auf alle
Krankheiten die Entwicklung verschlimmert. Ohne eine grundlegende
Reform bleibt der Morbi-RSA weiterhin stark manipulativ und
begünstigt einzelne Kassenarten. Der Gesetzgeber muss hier schnell
und rigide handeln, wenn ihm eine gerechte Finanzierung der
Krankenkassen und ihrer Versichertengemeinschaften am Herzen liegt."

Möglichkeiten, die Manipulationsfelder in den Griff zu bekommen,
konnte auch das Heil- und Hilfsmittelgesetz nicht schließen. So
können Krankenkassen, die über die entsprechende Marktmacht und
Mitarbeiterkapazitäten verfügen, weiterhin Ärzte in ihren Praxen
besuchen. Was dort besprochen wird, ist eine Blackbox. Überdies
bleiben Manipulationen der Vergangenheit weitgehend folgenlos. Dabei
haben einige Kassenarten vermutlich hunderte Millionen Euro an
Vermögen zulasten anderer aufgebaut. Die bayerische BKK-Chefin
fordert deshalb, diese Fehlverteilung von Versichertengeldern auch
rückwirkend komplett zu bereinigen.

Hintergrund:

Im Sommer 2008 warnte der BKK Landesverband Bayern erstmals vor
den massiven Folgen des Morbi-RSA: Der Finanzausgleich werde
anfälliger für Manipulationen und die Diagnosen der Versicherten
werden in die Höhe schnellen. 'Krankenkassen profitieren, wenn sie
viele Kranke versichern und krank erhalten. Anreize, Versicherte
gesund zu erhalten, werden gegen Null gehen', kann aus der
BKK-Presseinfo vom Juli 2008 zitiert werden. Der Wettlauf der
Krankenkassen, möglichst viele Diagnosen zu sammeln, ist vom Start an
im Jahr 2009 zum Problem geworden. Deutschlands Versicherte werden
auf dem Papier stetig kränker.

Mit dem Versichertenentlastungsgesetz (GKV-VEG) ist eine Reform
des Morbi-RSA geplant. Aktuell werden manipulationsanfällige
Volkskrankheiten zu stark berücksichtigt. Dagegen werden
Krankenkassen mit der Finanzierung teurer Akutfälle und seltener,
aber kostenintensiver Erkrankungen allein gelassen. Wissenschaftler
warnten schon bei der Einführung des Morbi-RSA vor den Folgen, die
Häufigkeit von Krankheiten (Prävalenz) zu stark bei der
Krankheitsauswahl zu gewichten. Eine Studie des IGES-Instituts aus
dem Jahr 2015 untermauert diese Forderung. Die Wissenschaftler
empfehlen, die Gewichtung der Krankheitshäufigkeit im Morbi-RSA
zugunsten der Schwere von Erkrankungen zu ändern. Im Fachterminus
spricht man von einer logarithmischen Prävalenzgewichtung.

Bei der Kodierung von Krankheiten sind die Spielräume für Ärzte
nach wie vor enorm. So sind seit Einführung des Morbi-RSA bei
interpretationsfähigen Krankheiten enorme Steigerungsraten Realität:
Beispielsweise nahm im Zeitraum 2011 bis 2014 die Diagnose
'Adipositas mit Krankheitsbezug' um 80 Prozent zu, die Indikation
'Chronischer Schmerz' stieg um 60 Prozent, 'Angst- und
Zwangsspektrumsstörungen stiegen um 22 Prozent und Depressionen
nahmen in den drei Jahren um 15 Prozent zu. Eine Zahlenübersicht
finden Sie auf der Presseseite http://www.bkk-bayern.de.

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des
öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und
ihrer Versicherten in Bayern. Aktuell zählt der BKK Landesverband
Bayern 16 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit rund 3,1 Millionen
Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben knapp 2,4 Millionen
Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse (BKK) versichert sind.
Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen
GKV-Marktanteil von rund 22 Prozent.

Ergänzende Informationen: Pressemeldung des BKK Landesverbandes
Bayern vom 22. Juli 2008: https://bit.ly/2I9AjY2

IGES-Studie aus dem Jahr 2015: https://bit.ly/2tfRmmF



Pressekontakt:
Manuela Osterloh
Pressesprecherin
Kommunikation

Tel.: +49 89 74579-421| Fax: +49 89 74579-55421
E-Mail: osterloh@bkk-lv-bayern.de | www.bkk-bayern.de
E-Mail: presse@bkk-lv-bayern.de
BKK Landesverband Bayern | Züricher Str. 25 | 81476 München
Körperschaft des öffentlichen Rechts | Vorständin: Sigrid König

Original-Content von: BKK Landesverband Bayern, übermittelt durch news aktuell


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