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Häusliche Pflege: Unterstützung bei der Vorbeugung gefährlicher Krisen ist dringend nötig

Geschrieben am 18-06-2018

Berlin (ots) - ZQP-Studie zeigt: Etwa die Hälfte der pflegenden
Angehörigen empfindet ihr Engagement vom Pflegebedürftigen teilweise
nicht geschätzt. Viele sind häufig niedergeschlagen oder wütend. Etwa
jeder Zweite berichtet, Gewalt durch den pflegebedürftigen Menschen
erlebt zu haben. 40 Prozent geben an, selbst schon gewaltsam
gegenüber dem Pflegebedürftigen gehandelt zu haben.

Fast drei Viertel der rund 3 Millionen pflegebedürftigen Menschen
in Deutschland werden zu Hause versorgt - davon 1,4 Millionen
ausschließlich durch Angehörige. Dabei bringen diese meist sehr viel
Zeit, Geduld und Kraft auf. Belastende Konflikte drohen und können zu
Gewalt in der Pflege führen. Deswegen sind gezielte
Unterstützungsangebote sowie Aufklärung über Gewaltprävention
dringend erforderlich.

Dies unterstreicht eine neue Studie des Zentrums für Qualität in
der Pflege (ZQP). Für die Untersuchung wurden deutschlandweit 1.006
pflegende Angehörige im Alter zwischen 40 und 85 Jahren dazu befragt,
welche Erfahrungen sie mit Konflikten und Gewalt in der Pflege
gemacht haben. Es zeigt sich: Viele pflegende Angehörige haben mit
belastenden Gefühlen zu kämpfen. Über ein Drittel der Befragten (36
Prozent) fühlt sich häufig niedergeschlagen, 29 Prozent sind häufig
verärgert. Zudem hatte über die Hälfte (52 Prozent) in den letzten
sechs Monaten teilweise den Eindruck, dass die pflegebedürftige
Person ihre Hilfe nicht zu schätzen weiß. 25 Prozent hätten den
Pflegebedürftigen bereits "vor Wut schütteln können".

Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP: "Pflegende
Angehörige müssen wirksamer unterstützt werden. Denn Pflege kann
schwierig sein und auch mit negativen Emotionen einhergehen. Es ist
bedeutsam, solche Gefühle zu erkennen und zu lernen, wie man damit
umgehen kann. Das ist ein wichtiger Schritt, um gefährlichen Krisen
vorzubeugen und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen."

Neben belastenden Gefühlen berichten viele Angehörige von Gewalt
bzw. krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten Pflegebedürftiger.
45 Prozent geben an, mit psychischer Gewalt wie Anschreien,
Beleidigen oder Einschüchtern konfrontiert worden zu sein. 11 Prozent
haben körperliche Übergriffe wie grobes Anfassen, Kratzen, Kneifen
oder Schlagen erlebt.

"Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter und fängt nicht erst
beim Schlagen an. Es kommt dabei nicht in erster Linie darauf an, ob
etwas aus bösem Willen passiert oder strafrechtlich relevant ist.
Vielmehr geht es um die oft gravierenden Folgen. Wer Gewalt in der
Pflege verharmlost, verkennt die möglichen Schäden bei Betroffenen
und das Risiko einer Eskalationsspirale", erklärt Suhr. Das Thema sei
immer noch stark tabuisiert, es käme darum auf sachliche Aufklärung
an. "Skandalisierung oder Stigmatisierung behindern eher wirksame
Gewaltprävention", so Suhr weiter.

Auch Pflegende können gegenüber einer pflegebedürftigen Person
gewaltsam handeln. Insgesamt 40 Prozent der Befragten äußerten, dies
innerhalb der letzten sechs Monate mindestens schon einmal
absichtlich getan zu haben. Am häufigsten wurden mit 32 Prozent auch
hier Formen psychischer Gewalt berichtet. 12 Prozent machten Angaben
zu körperlicher Gewalt, 11 Prozent zu Vernachlässigung. Sechs Prozent
nannten freiheitsentziehende Maßnahmen. Gewalt in der Pflege trifft
pflegebedürftige Menschen oft besonders hart, denn sie können sich
häufig nicht gut wehren, teilweise nicht einmal mehr äußern und sind
vom Pflegenden meistens abhängig.

Hinweise dazu wie man mit Wut, Aggressionen oder herausforderndem
Verhalten in der Pflege umgehen und Gewalt vorbeugen kann, erhält man
zum Beispiel bei guten Pflegeschulungen oder Pflegeberatungen.
Pflegende Angehörige haben auf Beratung und Schulung einen
kostenlosen Rechtsanspruch.

Mehr Informationen zum Thema Gewalt in der Pflege, Tipps zur
Gewaltprävention für Angehörige und Notfall-Kontakte für Krisenfälle
bietet das kostenlose Portal des ZQP www.pflege-gewalt.de.

Die vollständige ZQP-Analyse, die dieser PI zugrunde liegt, finden
Sie unter www.zqp.de.

Methoden und Vorgehensweise der Untersuchung

Grundgesamtheit der vorliegenden Analyse sind Personen in
Deutschland im Alter von 40 bis 85 Jahren, die in ihrem privaten
Umfeld seit mindestens sechs Monaten und mindestens einmal pro Woche
einen Menschen pflegen, der folgende Kriterien erfüllt: (i) Alter ab
60 Jahren, (ii) pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuches, d.
h. die Person hat einen Pflegegrad und (iii) wird häuslich versorgt
(d. h. wohnt nicht in einem Alten- oder Pflegeheim). Die Stichprobe
von n = 1.006 Personen wurde gezogen aus einem Panel mit circa 80.000
deutschsprachigen Personen. Teilnehmen konnte nur, wer zur
Grundgesamtheit gehörte.

Die Online-Befragung wurde in der Zeit vom 20. April bis zum 14.
Mai 2018 durchgeführt. Die Stichprobe wurde nach Kombinationen von
Alter, Geschlecht und formaler Bildung nachgewichtet, um sie dem
Ideal einer Repräsentativstichprobe so weit wie möglich anzunähern.
Grundlage der Nachgewichtung war der Deutsche Alterssurvey 2014, eine
Repräsentativbefragung von Menschen zwischen 40 und 85 Jahren, die in
Privathaushalten in Deutschland leben. Die statistische
Fehlertoleranz der Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/-
drei Prozentpunkten.



Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de

Original-Content von: Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, übermittelt durch news aktuell


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