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Massive Kritik am Jugendmedienschutz / "Report Mainz": Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für sexuellen Kindesmissbrauch fordert Gesetzesänderungen und ein Schulfach Medienkompetenz

Geschrieben am 22-05-2018

Mainz (ots) - Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen
Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert gesetzliche
Nachbesserungen beim Kinder- und Jugendschutz im Internet. Das sagte
er im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (heute,
22.5., 21:45 Uhr im Ersten). "Der Kinder- und Jugendschutz im Netz
hinkt dem Internetzeitalter meilenweit hinterher. Es besteht ganz
dringender Handlungsbedarf. Ich fordere von der Politik, dass sie die
Internetanbieter viel stärker in die Pflicht nimmt als bisher. Sie
müssen verpflichtet werden, maximalen Schutz für Kinder und
Jugendliche zu garantieren."

Außerdem dringt der Beauftragte für sexuellen Kindesmissbrauch auf
die Etablierung eines Schulfachs Medienkompetenz. "Medienkompetenz
ist ein wichtiger Aspekt für den Kinder- und Jugendschutz. Schule
muss sich dieser Herausforderung stellen. Ich fordere, dass das
Schulfach Medienkompetenz bundesweit eingeführt wird und zwar von der
ersten bis zur zehnten Klasse. Wir lassen Kinder heute allein im
Netz, sie bekommen keine gute pädagogische Begleitung", sagte
Johannes-Wilhelm Rörig.

Das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" berichtet von zahlreichen
sexuellen Missbrauchsfällen, bei denen die Täter den Kontakt zu den
Kindern über beliebte Onlinedienste angebahnt haben. Experten gehen
von einer Zunahme solcher Cybergrooming-Fälle aus und kritisieren,
Onlinedienste wie die Videocommunity "musical.ly", der "Google Play
Store" oder "Instagram" böten viele Einfallstore für
Sexualstraftäter.

Der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger von der Fachhochschule
der Polizei Brandenburg sagte "Report Mainz": "Ich persönlich bin
überzeugt, dass heute kein Kind aufwächst im digitalen Raum, das
nicht mit einem Sexualtäter konfrontiert wird. Sexualstraftäter sind
eines der Grundübel im gesamten Internet und sie gehen dort offen
vor, für jeden teilweise sichtbar, wer sich auf den einschlägigen
Plattformen für Kinder und Jugendliche bewegt. Das ist in einer Masse
vorhanden, dass man es nicht mehr hinnehmen darf." Auch er übt
massive Kritik am Jugendmedienschutz: "Der Jugendmedienschutz versagt
in diesem Bereich. Er müsste zum Ziel bekommen zu sagen: Ich möchte
Kinder effektiv vor Straftaten im Internet schützen. Das muss eine
Zielbestimmung sein, um die Betreiber dazu zu verpflichten,
Schutzmechanismen zu installieren."

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft dringt angesichts
der zahlreichen sexuellen Belästigungen von Kindern und Jugendlichen
im Netz darauf, dass in den Schulen mehr Medienkompetenz vermittelt
werden müsse. "Da liegt noch ganz viel im Argen. Die Schulen müssten
viel mehr tun, um die Kinder fit zu machen für die digitale Welt. Für
die Vermittlung von Medienkompetenz fehlt Zeit und Geld", sagte Ilka
Hoffmann, die für den Bereich Schule zuständig ist.

Eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums erklärte auf
Nachfrage von "Report Mainz": "Der Anstieg von Cyber-Grooming und
sexualisierter Gewalt ist sehr besorgniserregend. Man kann heute auch
nicht mehr zwischen "on- und offline" trennen. Das derzeitige Recht
ist noch auf dem Stand von Browsern und Konsolen und gibt Eltern und
Kinder- und Jugendschützern nicht mehr das ausreichende Handwerkzeug
in die Hand, den Risiken ausreichend zu begegnen und Kinder und
Jugendliche ausreichend zu schützen. Das Bundesfamilienministerium
möchte zukunftsfähige rechtliche Regeln schaffen, die auch
durchgesetzt werden. Ministerin Giffey verfolgt das Ziel, in dieser
Legislaturperiode den gesetzlichen Rahmen für einen modernen Kinder-
und Jugendmedienschutz zu setzen."

Der Onlinedienst "Musical.ly" erklärte gegenüber "Report Mainz",
die Sicherheit der Nutzer sei sehr wichtig: "Wir haben eine Vielzahl
von Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch getroffen. Wir suchen ständig
nach Möglichkeiten, diese Maßnahmen zu verbessern und investieren
viel." Google erklärte: "Über einen Filter können Nutzer festlegen,
welche Arten von Apps heruntergeladen werden können. In jedem Fall
kann eine PIN eingerichtet werden, um unbeabsichtigte / unerwünschte
Downloads durch Kinder und Jugendliche zu verhindern." "Instagram"
antwortete "Report Mainz" trotz Nachfrage nicht.

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel. 06131 929
33351 oder -33352.

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell


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