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Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu Özil und Gündogan

Geschrieben am 21-05-2018

Bielefeld (ots) - Als das Schloss Bellevue zuletzt die große
Kulisse lieferte, ging es um nicht weniger als eine Regierungskrise
im größten EU-Staat. Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen
hatte der Bundespräsident die Vorsitzenden der im Bundestag
vertretenen Parteien einbestellt, um vor allem seine SPD auf die
staatspolitische Verantwortung einzuschwören. Mit Erfolg. Nun diente
der Amtssitz des deutschen Staatsoberhaupts am Pfingstsamstag erneut
als Ort eines Krisentreffens. Einige Tage hatte der DFB versucht, den
Eklat um die Fotos seiner türkischstämmigen Spieler Mesut Özil und
Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan so gering wie
möglich zu halten. Dieser Versuch konnte nur scheitern. Immerhin
erkannte man in der DFB-Zentrale die politische und vor allem auch
gesellschaftliche Dimension der Affäre. Ob DFB-Präsident Reinhard
Grindel, DFB-Direktor Oliver Bierhoff oder Bundestrainer Joachim Löw
oder alle gemeinsam den Vorstoß wagten, Frank-Walter Steinmeier zu
einem Gespräch mit Özil und Gündogan zu bewegen, ist letztlich nicht
relevant. Dass der Wunsch von den beiden Fußballprofis ausging, darf
allerdings angezweifelt werden. Der Besuch beim Bundespräsidenten des
Landes, dessen Nationaltrikot sie tragen, sollte der
Schadensbegrenzung im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Russland
dienen. Doch am Ende hat das Treffen die Lage nur leidlich
verbessert. Auch weil Steinmeier eine ziemlich gewagte These
formulierte: »Heimat gibt es auch im Plural. Ein Mensch kann mehr als
eine Heimat haben und neue Heimat finden.« Kann man Heimat so
beliebig auslegen? Gewiss wäre es klüger gewesen, wenn den Spielern
so etwas in den Mund gelegt worden wäre wie »Deutschland ist mein
Zuhause, und die Türkei ist meine Heimat«. Denn Heimat gibt es für
einen Menschen eben nicht im Plural. Rund um die Affäre haben die
Verantwortlichen mit ihren Aussagen bisher meistens daneben gelegen.
»Man muss verstehen, wie Türken ticken«, sagte Bierhoff in dem
Wissen, dass Özil und Gündogan in Gelsenkirchen zur Welt kamen. Und
dass Löw »keine Sekunde« darüber nachgedacht haben will, die beiden
Spieler nicht mit nach Russland zu nehmen, ist sogar glaubhaft, macht
die Sache aber nicht besser. Denn Löw ist bei dieser
Personalentscheidung durchaus befangen: Der Bundestrainer wird von
der Agentur des deutsch-türkischen Beraters Harun Arslan vertreten,
die auch mit Özil und Gündogan geschäftlich verbunden ist. Obendrein
ist die Rede davon, dass Ilkay Gündogan in der türkischen Stadt
Dursunbey fünf Millionen Euro in den Bau eines Einkaufszentrums
investieren will. Da kann es nicht schaden, wenn man einen guten
Draht zur AKP hat - der Partei des türkischen Staatspräsidenten
Erdogan.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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