(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Israel hat Freundschaft verdient / Die Kritik am Staat der Juden verkennt dessen Ängste und Leistungen. Beistand ist nicht nur historische Pflicht, sondern auch nützlich für

Geschrieben am 20-04-2018

Regensburg (ots) - Eine seiner ersten Auslandsreisen führte Heiko
Maas nach Israel. Der neue Außenminister, der wegen Auschwitz in die
Politik gegangen ist, bemüht sich, eine schwärende Verletzung zu
heilen. Sein Genosse Sigmar Gabriel hatte sie dem Land vor einigen
Jahren mit seinem Satz, Israel sei ein "Apartheid-Regime", zugefügt.
Besonders warm war deshalb der Empfang für Maas beim Festakt der
Berliner Botschaft zur Feier der Staatsgründung Israels vor 70
Jahren. Jede diplomatische Geste, die die Loyalität Deutschlands
unterstreicht, ist dringend nötig. In einer Zeit, in der Israel den
Aufmarsch iranischer Truppen im nahen Syrien mit berechtigter Sorge
verfolgt und in der Juden in Deutschland auf offener Straße - wieder!
- mit antisemitischen Attacken rechnen müssen, ist Beistand geboten.
Israel ist keine Theokratie, aber auch kein säkularer Staat. Dieses
besondere Selbstverständnis will so mancher in Deutschland nicht
begreifen. Daraus resultiert der Glaube, man könne trennen zwischen
Kritik an der israelischen Politik und dem tatsächlichen Judenhass.
Selbst in Deutschland ist zu hören, der Antisemitismus von Muslimen,
der in Berlin mehrfach öffentlich und in beschämender Gewalttätigkeit
zutage trat, sei ja politischer Natur und richte sich gegen den
Staat, nicht gegen die Menschen. Diese Relativierung missachtet die
Tatsache, dass die Politik Israels auch nur aus der Shoa und aus der
über Jahrtausende währenden Verfolgung und Unterdrückung des Volkes
der Juden verstehbar ist. "Wir stehen allein. Wenn es ernst wird,
haben wir keine Verbündeten": Das ist der Stachel, der tief im
Fleisch dieser Nation steckt. So war es auch, als die
Nationalsozialisten sich anschickten, den Juden in aller Welt den
Garaus zu machen. Es waren Einzelne, die halfen. Keine ganze Nation,
keine Regierung stand den Verfolgten uneingeschränkt zur Seite. Diese
Erfahrung ist in der DNA der Juden verankert. Nur wer nicht begreifen
mag, was es bedeutet, dass ein Drittel des eigenen Volkes ermordet
wurde, dass es kaum eine Familie gibt, in die der Holocaust keine
schmerzlichen Lücken gerissen hat - nur der möge den Juden
übertriebene Empfindlichkeit vorwerfen. Israel braucht Freunde.
Deutschland darf nicht zögern, sich immer wieder zu seiner besonderen
Verpflichtung zu bekennen. Freundschaften bewähren sich insbesondere
dann, wenn der andere angegriffen wird und selbst, wenn er Fehler
macht. Israels Siedlungspolitik verstößt gegen Völkerrecht, das ist
kaum umstritten. Doch die Vereinten Nationen sind keineswegs
neutraler Wächter. Rund die Hälfte aller verurteilenden Resolutionen
betrifft Israel, oft genug betrieben von Staaten, die dem Land das
Existenzrecht absprechen. Kein Wunder, dass Israel sich als
bevorzugtes Ziel der Weltgemeinschaft fühlt. Heiko Maas hat schon
kurz nach seiner Ernennung ein wichtiges Signal gesendet. Und mit ihm
erwiesen am Donnerstagabend in Berlin auch der Bundespräsident, sein
Amtsvorgänger Horst Köhler, die Justizministerin und viele andere
hochrangige Politiker dem kleinen Land, kaum größer als Hessen, ihre
Reverenz. Israel hat viel geschafft. Es hat sich zu einer lebens- und
liebenswerten Demokratie entwickelt, der einzigen funktionierenden in
weitem Umkreis. Es hat keine Bodenschätze, doch es hat innovative
Köpfe. Das Land ist eine der bedeutendsten Startup-Nationen. Von so
viel jungem Erfindergeist profitiert dank zahlreicher Kooperationen
nicht zuletzt die deutsche Wirtschaft. Es gibt also tatsächlich auch
etwas zu feiern im deutsch-israelischen Verhältnis. Yehuda Bauer, der
ehemalige Leiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, hat einen
feinsinnigen, klugen Satz gesagt: "Es kann nicht gut werden, nur
besser". Masel tov, Israel!



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

634771

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Verkehrsminister wollen Raser mehr zur Kasse bitten Den Faktor Mensch nicht vergessen Matthias Bungeroth Bielefeld (ots) - Die einen nennen es zügiges Fahren, die anderen Raserei. Tatsache ist, dass auf den meisten Straßen Tempolimits gelten, innerorts 50 Kilometer pro Stunde. Ob es nun Gedankenlosigkeit oder individuelle Interpretation der Verkehrsregeln ist: Nicht jeder Kraftfahrer hält sich immer und überall an diese Vorschriften. Diese Vergehen sollen nun mit höheren Bußgeldern bestraft werden, fordern die Verkehrsminister. Diesen Schritt kann man grundsätzlich nachvollziehen. Denn in den meisten Nachbarstaaten werden Tempovergehen mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Big-Brother-Award Auf Kosten der Freiheit Sigrun Müller-Gerbes Bielefeld (ots) - Digitalisierung ist eine feine Sache, keine Frage. Was war das mühsam, damals in der analogen Welt, Kontakt zu halten - beispielsweise mit Freunden, die umgezogen waren. Ein paarmal hat man geschrieben, ab und zu telefoniert, oft schlief die Beziehung ganz ein. Heute reicht der tägliche Klick aufs Facebook-Symbol, um verbunden zu bleiben. Oder der Einkauf: Was ist man durch die Stadt gerannt, weil die Stifte, die das Kind unbedingt haben sollte, überall ausverkauft waren. Heute: Gemütlich vom Sofa aus Amazon angesteuert, mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Hereinspaziert / Kommentar von Friedrich Roeingh zu einer EU-Erweiterung Mainz (ots) - Hereinspaziert. Mit der Aufnahme Griechenlands, Rumäniens und Bulgariens hat die EU schließlich nur positive Erfahrungen gemacht. Nun ist der Balkan an der Reihe. Serbien und Montenegro, Albanien und Mazedonien, hereinspaziert! Was für eine irrwitzige Position: Die Europäische Union ist nach dem Brexit, nach der Flüchtlingskrise und seit dem Abbau rechtsstaatlicher Prinzipien durch die Regierungen in Ungarn und Polen in der größten Legitimationskrise ihrer Geschichte, und die EU-Kommission redet einer Erweiterung das mehr...

  • Badische Zeitung: Ermittlungen beim Bamf: Verdacht mit Sprengkraft / Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - Die Glaubwürdigkeit sämtlicher Asylbescheide könnte beschädigt werden - mit fatalen Folgen für all jene, die völlig zu Recht in Deutschland Schutz genießen. Möglich, dass da eine wohlmeinende Bamf-Mitarbeiterin Jesiden, die in ihrer Heimat oft tatsächlich brutal verfolgt werden, helfen wollte. Wäre es so, hätte sie den 1200 Antragstellern und allen Flüchtlingen einen Bärendienst erwiesen. In einem Rechtsstaat haben sich alle an die Regeln zu halten. http://mehr.bz/khs92e Pressekontakt: Badische Zeitung mehr...

  • Westfalenpost: Korruptionsverdacht beim Bamf: Extrem fehleranfällig Hagen (ots) - Man kennt den Asylmissbrauch, das Vorspielen falscher Tatsachen. Der aktuelle Verdachtsfall in Bremen beweist, dass auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) selbst anfällig ist: In der Hansestadt wurden die Asylanträge von Jesiden regelmäßig durchgewunken. Mit Vorsatz, systematisch, im großen Stil, mutmaßlich rechtswidrig. Man muss die juristische, politische und ethische Aufarbeitung trennen. Möglicherweise haben wir es mit einem untypischen Korruptionsfall zu tun - und es floss nicht mal Geld. Dann mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht