(Registrieren)

NOZ: Bundesbank: EU sollte wegen Strafzöllen WTO-Klage gegen USA in Betracht ziehen

Geschrieben am 16-03-2018

Osnabrück (ots) - Bundesbank: EU sollte wegen Strafzöllen
WTO-Klage gegen USA in Betracht ziehen

Weidmann hofft auf Impulse von G20-Gipfel

Osnabrück. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die USA vor der
Einführung von Strafzöllen gewarnt. Der Ökonom sagte der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Samstag) vor seiner Abreise zum G20-Gipfel in
Buenos Aires, die EU solle die USA gegebenenfalls vor der
Welthandelsorganisation WTO verklagen. Scheitere eine
Verhandlungslösung "und gibt es Zweifel daran, dass Maßnahmen nicht
mit den WTO-Regeln vereinbar sind, bietet die WTO Verfahren, um
solche Streitfragen zu klären", sagte Weidmann auf eine entsprechende
Frage. "Die sollte man dann auch nutzen, um einen Bruch des
Regelwerks nicht einfach so hinzunehmen und keinen Präzedenzfall zu
schaffen."

"An einem Handelskrieg kann niemand Interesse haben, am Ende
verlieren alle", führte Weidmann weiter aus. "Lassen Sie uns doch die
USA beim Wort nehmen und uns mit dem Ziel zusammensetzen, bestehende
Zölle umfassend zu senken", rief er zu Verhandlungen auf. Der
bevorstehende G20-Gipfel könne für entsprechende Gespräche den Boden
bereiten. Auch die Arbeit am TTIP-Vertragswerk könne wieder
vorangetrieben werden. "Die EU sollte deutlich machen: Wer an freiem
und fairem Handel interessiert ist, hat in uns einen Partner, mit dem
er etwas bewegen kann", sagte Weidmann und sah für eine Einigung
prinzipiell gute Aussichten.

Der Präsident der Bundesbank warnte davor, als Reaktion auf
Strafzölle der USA etwa den Zugang zu Produkten der
US-Unterhaltungsindustrie wie von Netflix oder Amazon zu verteuern.
"Auf jeden Fall sollten wir nicht reflexhaft oder emotional
reagieren, denn das droht die Lage weiter zu eskalieren", sagte
Weidmann. Schon jetzt sei klar, dass vor allem die US-Verbraucher
unter den angedrohten Zöllen leiden dürften. "Im Übrigen wird auch in
den USA der derzeitige handelspolitische Kurs der Regierung ja
durchaus kritisch hinterfragt", sagte Weidmann.


_____________________________________________________________________

Dem Nachrichtentext liegen folgende autorisierte Zitate zugrunde:

Herr Weidmann, Sie fliegen am Wochenende nach Buenos Aires, da
wird auch über Donald Trump und seine Strafzölle gesprochen werden.
Wie sollte die EU reagieren? An einem Handelskrieg kann niemand
Interesse haben, am Ende verlieren alle. Ein Kritikpunkt der
US-Regierung ist ja offenbar die Höhe der Zölle im internationalen
Handel. Lassen Sie uns doch die USA beim Wort nehmen und uns mit dem
Ziel zusammensetzen, bestehende Zölle umfassend zu senken. Das
beträfe aber nicht nur die Zölle, an denen sich Donald Trump derzeit
stört, sondern auch die, die in den USA höher sind. Die EU und die
USA könnten dazu im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO zusammen
eine neue Handelsrunde anstoßen. Auch die Arbeiten am
TTIP-Vertragswerk, die seit der US-Wahl ruhen, könnten wieder
vorangetrieben werden. TTIP sieht auch vor, nicht-tarifäre
Handelshemmnisse abzubauen, wie Unterschiede in Produktstandards. Die
EU sollte deutlich machen: Wer an freiem und fairem Handel
interessiert ist, hat in uns einen Partner, mit dem er etwas bewegen
kann.

Sie glauben also an Verhandlungen? Natürlich, und dafür können
internationale Treffen wie das nun anstehende der G20 in Argentinien
den Boden bereiten. Ich setze weiterhin auf ein regelbasiertes
multilaterales Rahmenwerk, wie wir es mit der WTO haben. Es hat der
Weltwirtschaft gute Dienste erwiesen, und wir sollten es stärken,
verbessern und ausbauen. Insofern wären diese Gespräche auch ein
Lackmustest für die Frage, inwieweit die USA an offenen Märkten
tatsächlich interessiert sind.

Wäre eine Klage bei der WTO eine Option? Wie gesagt, klar
vorzuziehen ist eine einvernehmliche Lösung mit den USA. Scheitert
man damit und gibt es Zweifel daran, dass Maßnahmen nicht mit den
WTO-Regeln vereinbar sind, bietet die WTO Verfahren, um solche
Streitfragen zu klären. Die sollte man dann auch nutzen, um einen
Bruch des Regelwerks nicht einfach so hinzunehmen und keinen
Präzedenzfall zu schaffen.

Was halten Sie von den Maßnahmen, die jetzt auch als Reaktion aus
Europa im Raum stehen, nämlich Güter der amerikanischen
Unterhaltungsindustrie wie von Netflix und Amazon mit Zöllen zu
belegen ...

Inwieweit derartige Maßnahmen mit dem internationalen Regelwerk
vereinbar sind, müssen andere prüfen. Auf jeden Fall sollten wir
nicht reflexhaft oder emotional reagieren, denn das droht die Lage
weiter zu eskalieren, mit zusätzlichen wirtschaftlichen Schäden auf
beiden Seiten. Schon jetzt ist klar, dass vor allem die
US-Verbraucher unter den angedrohten Zöllen leiden dürften.
Wissenschaftliche Untersuchungen beispielsweise zeigen, dass Zölle in
dem Land, das sie erhebt, per saldo negative Beschäftigungseffekte
haben. Im Übrigen wird auch in den USA der derzeitige
handelspolitische Kurs der Regierung ja durchaus kritisch
hinterfragt.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

630234

weitere Artikel:
  • Der Tagesspiegel: Spahn macht Berliner CDU-Politiker zum Abteilungsleiter für Digitalisierung Berlin (ots) - Berlin - Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) holt sich einen jungen CDU-Politiker aus dem Berliner Abgeordnetenhaus als Digitalisierungs-Experten ins Ministerium. Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe) soll Gottfried Ludewig dort eine neue geschaffene Abteilung für Digitalisierung im Gesundheitswesen leiten. Der 35-Jährige ist bislang Fraktionsvize und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU im Berliner Landesparlament. Ludewig begann seine Parteikarriere als Bundesvorsitzender mehr...

  • neues deutschland: Kandidatin für SPD-Vorsitz, Simone Lange: Hartz-IV-Sanktionen müssen weg Berlin (ots) - Die Kandidatin für den SPD-Vorsitz, Simone Lange, hat sich für die Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen ausgesprochen. "Die Sozialgesetzgebung braucht eine andere Grundausrichtung. Wir müssen wegkommen von den Hartz-IV-Sanktionen", sagte die Flensburger Oberbürgermeisterin der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Wochenendausgabe). Lange plädierte stattdessen für ein Bonussystem, von dem Menschen profitieren, wenn sie selbst die Initiative ergreifen und sich beispielsweise weiterbilden. Zudem forderte mehr...

  • EU-Terminvorschau vom 19. bis 23. März 2018 Berlin (ots) - Die EU-Terminvorschau ist ein Service der Vertretungen der EU-Kommission in Deutschland für Journalisten. Sie kündigt vor allem Termine der EU-Kommission, des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union und des Europäischen Gerichtshofes mit besonderer Bedeutung für Deutschland an. Kurzfristige Änderungen sind möglich. Montag, 19. März Brüssel: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner trifft EU-Kommissare Die neue Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, mehr...

  • MinisterInnen für beschleunigte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse / bpa begrüßt Beschluss der IntergrationsministerInnen auf Antrag von Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann Berlin (ots) - Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) begrüßt ausdrücklich, dass sich Niedersachsen für ein beschleunigtes und verbessertes Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse einsetzt. "Darauf wartet die Pflege seit langem. Die bisherige Praxis bei der Anerkennung von Krankenpflegern und Krankenschwestern, auch mit Studium, führt dazu, dass die dringend benötigten potentiellen Bewerber nach England, Frankreich oder in die USA gehen", so Bernd Meurer, Präsident des bpa. Bei mehr...

  • Themen in "Report Mainz" am Dienstag, 20. März 2018, 21:45 Uhr im Ersten / Moderation: Fritz Frey Mainz (ots) - "Report Mainz" bringt am Dienstag, 20. März 2018, um 21:45 Uhr im Ersten voraussichtlich folgende Beiträge: - Erst die Eigenbedarfskündigung, dann der Leerstand - Wie Deutschlands Vermieter Kasse machen - Qualvoll gestorben und weggeworfen - Millionen Schweine sterben für den Müll Moderation: Fritz Frey Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel. 06131 929 33351 oder -33352. Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht