(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Keine Steuergelder für Diesel-Sünder / Ein Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung zur Abgas-Affähre

Geschrieben am 18-02-2018

Regensburg (ots) - Die Diesel-Affäre nimmt immer absurdere Züge
an. Die Autohersteller, allen voran VW, weigern sich beharrlich, die
- einzig sinnvolle - Hardware-Nachrüstung zu bezahlen. Nun soll es
der Steuerzahler richten. Regierungsberater haben Bundeskanzlerin
Angela Merkel allen Ernstes empfohlen, Berlin soll die Umwandlung
älterer Dieselautos ganz oder durch einen hohen Anteil an den
Gesamtkosten fördern. Es kann aber nicht sein, dass indirekt der
Bürger zur Kasse gebeten wird. Autobesitzer wie der Regensburger
Christian Wiedenmann schütteln den Kopf über den Expertenrat. Sein VW
Tiguan wurde wegen des zu hohen Stickoxidausstoßes zum Streitobjekt
und bleibt seit Dezember 2016 in der Garage. Der 59-Jährige fühlt
sich von VW betrogen, weil der Diesel-Pkw mehr Abgase ausstößt als
angegeben. Auch juristisch wurde er wie Tausende andere Käufer
alleingelassen. Da in Deutschland keine Sammelklage zugelassen ist,
muss sich jeder Betroffene mühsam und alleine sein Recht erkämpfen.
Das Garagenauto verliert an Wert. Der Rechtsanwalt kostet Geld. Und
nun soll Wiedenmann auch noch über die Steuer die
Hardware-Nachrüstung mitfinanzieren. Das größte Risiko: Der
Stadtamhofer und viele andere Diesel-Besitzer verlieren das Vertrauen
in die Politik. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Städte stehen
unter Druck, weil am Donnerstag das Bundesverwaltungsgericht in
Leipzig entscheiden wird, ob Fahrverbote in Städten rechtlich möglich
sind. Als Hauptverursacher für die Misere gelten ältere
Euro-5-Dieselautos mit zu hohen Abgaswerten. Die Krise belastet die
Autohändler. Die Käufer sind verunsichert. In Deutschland,
Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien zusammen sind die
Diesel-Neuzulassungen laut dem Zentralverband Deutsches
Kraftfahrzeuggewerbe um zwölf Prozent gesunken. Wer erwirbt einen
gebrauchten Diesel, wenn Fahrverbote in Städten drohen? Die
Bundesregierung sollte die Bürger nicht länger für dumm verkaufen.
Hochbezahlte Manager und Entwickler haben getrickst, gelogen und
betrogen. Jetzt sollen sie und die Unternehmen dafür geradestehen.
Merkel und die noch nicht ganz festgezurrte GroKo müssen die
Autoindustrie für die Nachbesserung aufkommen lassen, nicht den
Bürger. Sonst belohnen sie die Hersteller im Nachhinein noch. Hier
geht es um grundlegende Werte unserer Gesellschaft. Eine Regierung
darf die Verursacher gerade bei Betrügereien wie diesen, die Mensch
und Umwelt massiv schaden, auf keinen Fall schonen. Autokäufer wie
der Regensburger Christian Wiedenmann sollten entschädigt und nicht
ewig vom Landgericht hingehalten werden, bis sie einen
Verhandlungstermin bekommen - er wartet seit 2016. Es kann nicht
sein, dass nur einzelne Dieselfahrer mit finanziellem Einsatz und
Durchsetzungsvermögen den Vergleich mit VW erreichen. Je quälender
sich der Skandal hinzieht, desto stärker wächst die
Politikverdrossenheit. Unsere Kinder und Jugendlichen erziehen wir zu
Ehrlichkeit und zum Eingestehen von Fehlern. Allein deshalb darf die
sogenannte Elite nicht davonkommen mit ihrem falschen Spiel. Sonst
verliert die - sehr kritische und wache - junge Generation den
Glauben an eine faire Gesellschaft. Wenn sie dauernd hört, dass das
alles eine "Riesenschweinerei" sei und "die Großen" stets
davonkommen, wird - nicht nur - sie anfälliger für die populistischen
Menschenfänger. Steuergelder sollten in die Erforschung
umweltfreundlicher Antriebe fließen. Es gibt mehr als das E-Auto.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

626406

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Keine Gewinner in Sicht = Von Kirsten Bialdiga Düsseldorf (ots) - Die Partei kann nicht mehr gewinnen. Egal wie das Mitgliedervotum der SPD zur Regierungsbeteiligung in Berlin auch ausfallen wird. Zu groß sind schon die Schäden, die sich die Genossen in den vergangenen Wochen selbst und auch ihrer Partei zugefügt haben. Ob Bundes- oder Landesvorstand, ob Kreis- oder Ortsverband - auf allen Ebenen wird die SPD auf absehbare Zeit gespalten bleiben. Zu verhärtet sind die Lager nach den wochenlangen Debatten. Zu lange wurde um jedes Detail des Koalitionsvertrages gerungen. Der Blick mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / "München" als bedrückendes Symbol = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Die Bilanz der Münchner Sicherheitskonferenz ist bedrückend. Grünes Licht für Kriegsrhetorik, bestenfalls gelbes für Dialoglösungen. Symptomatisch ist, wie Israels Premier Benjamin Netanjahu mit dem Begriff "München" umging. In den letzten Jahrzehnten sei München wegen seiner Sicherheitskonferenz zum "Synonym für Sicherheit" geworden. Doch dann spann der Israeli sofort einen Bogen vom Münchner Abkommen von 1938 zur aktuellen Situation. So wie seinerzeit Hitler nicht beschwichtigt, sondern bekämpft gehört habe, müsse mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Sicherheitspolitik Bielefeld (ots) - Bei der Sicherheitskonferenz in München werden stets viele richtige Sachen gesagt. Umso mehr fragt man sich allerdings, warum aus den klugen Analysen, die alljährlich im »Bayerischen Hof« zu hören sind, so selten die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Dieses Mal gab Noch-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) den Welterklärer. Seine Botschaft: Europa muss in verteidigungs- und sicherheitspolitischen Fragen autonomer werden. Schaut man auf den Kurs der USA sowie die Interessen Chinas und Russlands, so ist Gabriel mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den US-Plänen für Strafzölle Bielefeld (ots) - Freier Handel gilt immer wieder als hehres Ziel und Versprechen des Wohlstands für alle. Der Protektionismus mit Strafzöllen indes ist als Abschottungspolitik verschrien. Die reine Lehre wird kaum praktiziert - weder in die eine, noch in die andere Richtung. Der Aufschrei ist groß, dass die USA jetzt ganze Industriezweige wie die Stahlbranche mit Schutzzöllen vor unliebsamem Wettbewerb aus dem Ausland in Sicherheit bringen will. Einmal mehr gilt das von Präsident Donald Trump geprägte Motto »America first« - Amerika mehr...

  • FZ: Fleischfresser und Vegetarier Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (Montagausgabe) zur Münchner Sicherheitskonferenz: Fulda (ots) - Für den Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth war der Weltuntergang schon in den 80er Jahren nahe: "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit", hat er Martin Luthers von trotzigem Optimismus geprägten Spruch für eine pessimistische Ankündigung benutzt. Für den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel steht die Welt jetzt am Abgrund. Das hat er zumindest auf der Münchner Sicherheitskonferenz verkündet. Dass sein parteipolitisches Weltbild vor einem Abgrund steht, ist bekannt, ob die Welt bald mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht