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Jahresbilanz der Pressefreiheit: Weltweit 65 Medienschaffende getötet

Geschrieben am 19-12-2017

Berlin (ots) -

Sperrfrist: 19.12.2017 06:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Im zu Ende gehenden Jahr sind weltweit mindestens 65 Journalisten,
Bürgerjournalisten und andere Medienmitarbeiter in direktem
Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Fast die Hälfte von
ihnen starben außerhalb von Regionen mit bewaffneten Konflikten. Sie
wurden in Ländern wie Mexiko oder den Philippinen ermordet, weil sie
über Tabu-Themen wie politische Korruption oder das organisierte
Verbrechen berichteten. Das geht aus der Jahresbilanz der
Pressefreiheit hervor, die Reporter ohne Grenzen am Dienstag
veröffentlicht hat (www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz/2017).

"Gerade dass so viele Journalisten außerhalb von Kriegsregionen
ermordet werden, ist ein erschreckendes Zeichen", sagte
ROG-Vorstandssprecherin Katja Gloger. "In viel zu vielen Ländern
können die Täter und ihre Auftraggeber damit rechnen, dass sie mit
Gewalt gegen Medienschaffende ungeschoren davonkommen. Die
Staatengemeinschaft muss endlich wirksame Mittel finden, um die
skandalöse Straflosigkeit für solche Verbrechen zu beenden."

39 der im Jahr 2017 getöteten Medienschaffenden wurden wegen ihrer
journalistischen Tätigkeit gezielt ermordet. Die übrigen 26 wurden im
Einsatz getötet, weil sie etwa unter Beschuss oder in einen
Bombenangriff gerieten. Unter den Getöteten waren 50 professionelle
Journalisten, sieben Bürgerjournalisten und acht sonstige
Medienmitarbeiter. 35 Medienschaffende starben in Gebieten mit
bewaffneten Konflikten, 30 außerhalb solcher Gebiete. Zehn der
Getöteten und damit doppelt so viele wie im Vorjahr waren Frauen.

Die weltweit gefährlichsten Länder für Journalisten,
Bürgerjournalisten und Medienmitarbeiter waren 2017 SYRIEN (12
Medienschaffende getötet), MEXIKO (11), AFGHANISTAN (9), der IRAK (8)
und die PHILIPPINEN (4).

Weltweit wurden in den vergangenen 15 Jahren allein 1035
professionelle Journalisten in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit
getötet.

FAST DIE HÄLFTE ALLER INHAFTIERTEN SITZEN IN NUR FÜNF LÄNDERN IM
GEFÄNGNIS

326 Medienschaffende weltweit sind zum Jahresende wegen ihrer
Tätigkeit in Haft. Knapp die Hälfte von ihnen sitzt in nur fünf
Ländern im Gefängnis: in CHINA, der TÜRKEI, in SYRIEN, dem IRAN und
VIETNAM. In CHINA verweigert das Regime der Kommunistischen Partei
inhaftierten Kritikern vorsätzlich eine angemessene
Gesundheitsversorgung und nimmt in Kauf, dass sie in an den Folgen
sterben.

In der TÜRKEI hält die Justiz Journalisten systematisch über
längere Zeiträume in Untersuchungshaft und bestraft sie damit, ohne
ein Gerichtsurteil abzuwarten. Viele der nach dem Putschversuch im
Sommer 2016 Verhafteten sitzen auf diese Weise seit mittlerweile
anderthalb Jahren im Gefängnis; der deutsche Korrespondent Deniz
Yücel ist seit Februar in Haft, obwohl gegen ihn noch nicht einmal
Anklage erhoben wurde. In VIETNAM hat die Regierung die
Unterdrückung der Medienfreiheit in den vergangenen Monaten weiter
verschärft und mindestens 25 Blogger verhaftet oder des Landes
verwiesen, derzeit sitzen 19 in Haft.

MEHRERE JOURNALISTEN SIND IN SYRIEN SEIT ÜBER FÜNF JAHREN ENTFÜHRT

Ende 2017 sind weltweit 54 Medienschaffende entführt. Mit Ausnahme
von zwei Journalisten, die von den separatistischen "Volksrepubliken"
im Osten der UKRAINE festgehalten werden, konzentrieren sich diese
Fälle vollständig auf SYRIEN, den JEMEN und den IRAK. Allein in
SYRIEN befinden sich derzeit mindestens 22 einheimische und sieben
ausländische Medienschaffende in der Gewalt verschiedener bewaffneter
Gruppen, einige davon seit mehr als fünf Jahren. In manchen Fällen
machen Angehörige und Kollegen der Geiseln deren Schicksal erst nach
Jahren publik, weil sie befürchten, das Leben der Entführten sonst
zusätzlich zu gefährden.

Im JEMEN halten allein die Huthis elf Journalisten und
Medienmitarbeiter gefangen. Die Rebellengruppe, die neben der
Hauptstadt Sanaa viele weitere Landesteile kontrolliert, duldet
keinerlei öffentliche Kritik. Von einigen der im IRAK und in SYRIEN
während der Herrschaft der Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat"
entführten Medienschaffenden gibt es nach wie vor keine Nachricht.

Zwei Medienschaffende sind im Laufe des Jahres verschwunden: ein
Blogger in PAKISTAN und ein Journalist in BANGLADESCH. Zu ihren
Fällen gibt es seit Monaten weder glaubhafte Bekennererklärungen für
eine Entführung noch Belege für ihren Tod.

PROJEKT "FORBIDDEN STORIES " FÜHRT RECHERCHEN WEITER, ROG FORDERT
UN-SONDERBEAUFTRAGTEN

Gewalt und Drohungen gegen Journalisten zielen stets darauf ab,
die Betroffenen zum Schweigen zu bringen, ihre Kollegen
einzuschüchtern und die Öffentlichkeit von unabhängigen Informationen
abzuschneiden. Um dieses Kalkül zu durchkreuzen, haben Reporter ohne
Grenzen und das Bündnis Freedom Voices im November das Projekt
"Forbidden Stories" gestartet (forbiddenstories.org): Bedrohte
Journalisten können dort ihre Recherchen hinterlegen. Sollte ihnen
etwas zustoßen, kann das Bündnis ihre Arbeit fortführen und einem
breiten internationalen Publikum zugänglich machen.

Um die Verantwortlichen für solche Verbrechen endlich zur
Rechenschaft zu ziehen und den Kreislauf der Straflosigkeit zu
durchbrechen, wirbt Reporter ohne Grenzen bei den Vereinten Nationen
intensiv für die Einsetzung eines UN-Sonderbeauftragten für den
Schutz von Journalisten. Dieser sollte die Bemühungen der
verschiedenen UN-Institutionen zum Schutz von Journalisten
koordinieren, die bestehende völkerrechtliche Vorschriften
durchsetzen und auf diese Weise die Zahl von Übergriffen und
Gewaltakten gegen Journalisten endlich wirksam verringern.

Schon jetzt gibt es zwar eine ganze Reihe von UN-Resolutionen für
einen besseren Schutz für Journalisten vor allem in Konfliktgebieten.
Sie hatten aber bislang kaum konkrete Auswirkungen auf die Lage der
Betroffenen.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

- Mehr zur Jahresbilanz der Pressefreiheit:
www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz/2017
- Projekt "Forbidden Stories": http://forbiddenstories.org
- Mehr zum Kampf gegen Straflosigkeit:
www.reporter-ohne-grenzen.de/themen/straflosigkeit
- Sicherheitsleitfaden für Journalisten (PDF, Englisch):
http://t1p.de/ai7o

+++ SPERRFRIST DIENSTAG, 19. DEZEMBER 2017, 06:00 UHR (FREI FÜR
DIENSTAGSAUSGABEN) +++

REDAKTIONELLE HINWEISE:

Die vollständige Jahresbilanz der Pressefreiheit 2017 finden Sie
nach Ende der Sperrfrist unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz/2017. Für Redaktionen steht
sie vorab unter http://ogy.de/a3ub als PDF zum Download zur
Verfügung. Dort finden Sie auch Infografiken zur Jahresbilanz der
Pressefreiheit, die bei Hinweis auf die Quelle ROG redaktionell
verwendet werden dürfen. Bitte beachten Sie bei der Verwendung der
Pressematerialien die SPERRFRIST DIENSTAG 06:00 UHR.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer / Anne Renzenbrink
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29

Original-Content von: Reporter ohne Grenzen e.V., übermittelt durch news aktuell


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