Börsen-Zeitung: Brexit and beyond,
Marktkommentar von Dietegen Müller
Geschrieben am 09-06-2017 |   
 
 Frankfurt (ots) - Der Verlust der absoluten Mehrheit für die  
britischen Konservativen hat an den Finanzmärkten zu Ausschlägen,  
aber keinen Verwerfungen geführt. Erste Reaktionen zeigten, dass  
Investoren den Wahlausgang, der eine völlig unklare Ausgangslage für  
die Brexit-Verhandlungen schafft, intuitiv negativ für den  
Wechselkurs, aber auch für auf den britischen Markt ausgerichtete  
Unternehmen bewerten. Der Pfund-Kurs und auf Großbritannien  
konzentrierte Unternehmen könnten unter einer stärker  
interventionistischen Regierung mit anderen fiskalpolitischen  
Schwerpunkten leiden, die nach dem Erfolg der Labour-Partei da und  
dort als Möglichkeit an die Wand gemalt wird. 
 
   Dass die Reaktionen am Markt nicht stärker ausfielen, mag daran  
liegen, dass internationale Investoren schon länger einen Bogen um  
britische Assets machen. Eine Umfrage des Assetmanagers Invesco ergab 
aber jüngst, dass die Insel als unattraktivstes Investitionsziel  
unter den entwickelten Ländern gilt - noch hinter Italien. Dies  
bedeutet, dass es derzeit einiges internationales Kapital gibt, das  
sich aus dem Markt zusätzlich verabschieden könnte. 
 
   Zudem haben große britische Unternehmen aus dem FTSE 100 kaum  
negative Auswirkungen durch einen Regierungswechsel oder chaotische  
Brexit-Verhandlungen zu befürchten, erzielen sie doch die Mehrheit  
ihrer Ergebnisse außerhalb des britischen Währungsraums. Ihre  
Perspektiven sind zudem gut: Die von Bloomberg aggregierten  
Schätzungen lassen für den FTSE 100 im Mittel ein Gewinnplus von rund 
35 Prozent für das laufende und von 7 Prozent für das nächste Jahr  
erwarten. 
 
   Kleinere Unternehmen im FTSE 250 haben demgegenüber regional  
ausgerichtete Geschäftsmodelle. Dies fällt mitunter auch für die  
Kursentwicklung ins Gewicht: Der FTSE 250 fiel am Freitag zeitweise  
um 1 Prozent, während der FTSE 100 zeitweise über 1 Prozent gewann.  
Doch wer am Tag nach dem Brexit-Votum von 2016 eingestiegen ist, hat  
mit britischen Small und Mid Caps nicht schlechter abgeschnitten als  
jemand, der auf den FTSE 100 setzte. 
 
   Weil das Debakel von Premier Theresa May das Risiko von baldigen  
Neuwahlen in sich trägt und die Labour-Partei überproportional  
Stimmen gewonnen hat, weisen Ökonomen auf eine mögliche Änderung in  
der Fiskalpolitik hin. Die von May vertretene Austeritätspolitik hat  
einen Schlag erhalten. Azad Zangana, Volkswirt bei Schroders, geht  
deswegen von höheren Gilt-Renditen und Inflationsrisiken aus, die  
sich auch in steigenden Hypothekarsätzen auf dem Immobilienmarkt  
niederschlagen dürften. Britische Staatspapiere werden eher  
underperformen. 
 
   Wohin Großbritannien aber europapolitisch steuert, darüber gehen  
die Einschätzungen am Markt auseinander. Eine Mehrheit sieht im  
Erstarken von Labour die Chance auf gemäßigtere Positionen in den  
Brexit-Verhandlungen. Auch wenn sich der Prozess nun länger hinziehen 
dürfte, würde am Ende die britische Wirtschaft durch eine  
einvernehmlichere Lösung besser dastehen, heißt es. Die ersten  
Marktreaktionen zeigen, dass ein "glimpflicher" Brexit weiterhin als  
das wahrscheinlichere Szenario gilt. 
 
   Nur eine Minderheit der Beobachter - darunter der Chefvolkswirt im 
Wealth Management der UBS, Paul Donovan - sieht das Risiko, dass  
Euroskeptiker an Einfluss gewinnen könnten. Diese sehen ihre frühere  
Widersacherin May geschwächt und könnten jegliches Machtvakuum für  
ihre Interessen nutzen. Damit könnten sie erfolgreich sein, wenn das  
Motiv für jenen Teil der Bevölkerung, der für den Brexit gestimmt  
hat, tatsächlich nur war, der regierenden "Elite" einen Denkzettel zu 
verpassen und dabei ein europäisches Erdbeben sozusagen als  
Kollateralschaden in Kauf zu nehmen. Die Brexit-Verhandlungen würden  
dann als innenpolitische Projektions- und Profilierungsfläche  
wahrgenommen, in der mehr Emotionen denn sachliche Überlegungen über  
den eigenen Tellerrand hinaus zählen. 
 
   Nun sind Politik und Finanzmarkt Systeme, die sich auf längere  
Sicht einer Prognose entziehen. Ein Blick auf Erfahrungen aus der  
Schweiz zeigt, dass sich auch in europapolitischen Fragen mitunter  
aus innenpolitischen Motiven unheilige Allianzen zwischen linkem und  
rechtem Pol des politischen Spektrums bilden. Diese können einen  
nicht unerheblichen Einfluss auf Verhandlungspositionen der Regierung 
erlangen. Da Großbritannien politisch und ökonomisch stattliches  
Gewicht hat, wäre eine solche Entwicklung für die EU, die zunächst  
als Gewinnerin dazustehen scheint, und für ihren Finanzmarkt eine  
Belastung. Unsicherheit dämpft wirtschaftliche Aktivitäten oder lädt  
gar zu Alternativstrategien ein. 
 
 
 
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