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Rheinische Post: Eine Schicksalsfrage bringt Macron den Sieg Kommentar Von Matthias Beermann

Geschrieben am 07-05-2017

Düsseldorf (ots) - Noch nie haben sich bei einer französischen
Präsidentenwahl zwei Kandidaten gegenübergestanden, die derartig
gegensätzliche Visionen für ihr Land vertraten: Eine liberale
Gesellschaft und eine offene Ökonomie sowie ein klares Bekenntnis zur
EU bei Emmanuel Macron. Dagegen Marine Le Pens Entwurf eines
autoritären Nationalstaats mit dirigistischer Wirtschaftspolitik, der
sich hinter seinen Grenzen verschanzt, Ausländer hinausdrängt und
sich aus der EU verabschiedet. Die Franzosen standen gestern also vor
einer radikalen Wahl. Entschieden hat sie sich wohl an einer
Schicksalsfrage: Europa. Zwar beklagt sich die Hälfte der Franzosen
in Umfragen über die EU, die in Frankreich noch viel stärker als in
Deutschland für alles Übel der Welt verantwortlich gemacht wird. Aber
insgeheim wissen unsere Nachbarn eben doch, was sie an der Union
haben und auch am vielgescholtenen Euro. Dass Le Pen die Rückkehr zum
Franc forderte, war ihr größtes Handicap in diesem Wahlkampf. Am Ende
versuchte sie noch, die Wähler mit einem wirren Konzept zu
überzeugen, wonach Euro und Franc nebeneinander existieren sollten,
und blamierte sich gründlich.

Trotzdem, und das ist die schlechte Nachricht, haben immerhin elf
Millionen Franzosen für Le Pen gestimmt. Und längst nicht alle, die
gestern Macron gewählt haben, teilen seine positive Haltung zur EU,
zur Globalisierung und zu offenen Grenzen. Die Erleichterung darüber,
dass uns Le Pen im Elysée-Palast erspart geblieben ist, sollte uns
daher nicht dazu verleiten, den Wahlsieg Macrons in ein flammendes
Votum der Franzosen für Europa umzudeuten oder gar in ein
Stopp-Signal für populistische Bewegungen in Europa. Man hat bei
dieser Wahl sehen können, dass inzwischen fast die Hälfte der
Franzosen bereit ist, für links- oder rechtsextreme Kandidaten zu
stimmen, die eine radikale Abkehr vom europäischen Projekt predigen.

Für Emmanuel Macron sind das schwierige Voraussetzungen, um die
nötigen Reformen durchzusetzen. Er hat jetzt fünf Jahre, um
Frankreich wieder auf Kurs zu bringen und der verunsicherten Nation
ihr Selbstvertrauen zurückzugeben. Wenn auch Macron wie seine
Vorgänger im Elysée scheitert, die Großes versprochen und nur
Geringes geleistet haben, dann droht er als der Präsident in die
Geschichte einzugehen, der den Weg frei gemacht hat für die
Machtübernahme der Extremisten. Gestern hat Macron Le Pen verhindert.
Das ist wichtig, kann aber nur der Anfang sein.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell


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