Börsen-Zeitung: Scheitern 5.0,
Kommentar zur geplanten Börsenfusion von Claus Döring
Geschrieben am 27-02-2017 |   
 
 Frankfurt (ots) - Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter muss sein  
Vokabular erweitern. "Das Wort scheitern will ich nicht benutzen",  
sagte er noch vorigen Sommer mit Blick auf die absehbaren  
Fusionshürden beim geplanten Zusammenschluss von Deutsche Börse AG  
und London Stock Exchange (LSE). Nun ist das Scheitern der Fusion zum 
Greifen nah, auch wenn in den offiziellen Erklärungen noch auf den  
Fortgang der behördlichen Prüfungen verwiesen wird. Alles andere wäre 
jedenfalls eine große Überraschung, nachdem die LSE am Sonntagabend  
für alle unerwartet die Reißleine gezogen hat. Denn bis dahin war man 
beim Merger-Partner Deutsche Börse davon ausgegangen, dass der von  
Brüssel erwünschte MTS-Verkauf durch die LSE zu den erfüllbaren  
Wettbewerbsauflagen gehöre und der Fusionspartner dies am gestrigen  
Montag mitteilen würde. Denn in den für die EU-Kommission wie auch  
die Fusionspartner wirklich kritischen Fragen war man nach bisheriger 
Lesart gut vorangekommen. 
 
   Ob Kengeter das Scheitern der Fusion auch als persönliches  
Scheitern als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse betrachtet,  
deren mit Abstand wichtigstes, aber nicht einziges Projekt damit vor  
dem Aus steht, wird die Diskussion der nächsten Wochen bestimmen.  
Befragt nach seinem Plan B für den Fall des Scheiterns der Fusion,  
antwortete Kengeter vor zehn Tagen bei der Jahrespressekonferenz, er  
kenne nur einen Plan A, nämlich A wie "Accelerate". Er räumte aber  
ein, dass die Börsenfusion ein wichtiger Bestandteil dieses Plans  
sei. Denn mit der Fusion hätte die Deutsche Börse auf einen Schlag  
erreicht, was im Alleingang nur langsam möglich ist. 
 
   Dass die Welt nach dem Platzen der angestrebten Fusion für die  
Börsenlandschaft eine völlig andere sein werde, daran hat Kengeter  
nie einen Zweifel gelassen. Die Welt wird aber auch für ihn  
persönlich eine völlig andere werden. An der Spitze des Frankfurter  
Marktbetreibers braucht es künftig keinen Dealmaker, sondern einen  
Strategen, der die vorhandenen Stärken erkennt und ausbaut und die  
Deutsche Börse vor allem aus sich heraus weiterentwickelt. Das gilt  
nicht zuletzt für die technologische Plattform, denn ein  
Börsenbetreiber ist in erster Linie ein IT-Unternehmen. 
 
   Deshalb dürfte absehbar wieder das Thema von Kooperationen in den  
Vordergrund rücken. Denn ein abermaliger Fusionsanlauf seitens der  
Deutschen Börse, um die Konsolidierung der weltweiten  
Börsenlandschaft mitzugestalten, wird künftig noch schwieriger, wenn  
nicht unmöglich. Zu lang ist inzwischen die Liste der mit großen  
Hoffnungen gestarteten, am Ende aber fehlgeschlagenen Übernahme- und  
Fusionsversuche - dreimal London, einmal Euronext, einmal Nyse. Mit  
dem Schlagwort "Börse 4.0" hat Kengeter zumindest den Eindruck  
erweckt, als sähe er für sich und die Deutsche Börse auch bei  
geplatztem Deal noch genügend Entwicklungspotenzial. 
 
   Dass die LSE, die nicht ohne Grund nun ihre Stärke auf  
Stand-alone-Basis betont, in der weltweiten Konsolidierung schon bald 
das nächste Übernahmeziel der großen amerikanischen Börsenbetreiber  
sein könnte, pfeifen die Spatzen nicht nur in London von den Dächern. 
Schließlich waren LSE und Deutsche Börse vor einem Jahr einem Gebot  
der amerikanischen ICE für London nur knapp zuvorgekommen. Die  
Entwicklungsperspektiven der LSE sind mit dem Brexit eingeschränkt,  
und wie man jetzt sieht, auch die politischen Handlungsmöglichkeiten. 
Offensichtlich sah die LSE-Führung keine Chance, in der Sitzfrage die 
von Frankfurt erwarteten Zugeständnisse machen zu können, nicht  
einmal für einen Doppelsitz der rechtlichen Holding. Nun wird man in  
London lernen müssen, dass auch "Kronjuwelen" wie die LSE kein Wert  
an sich sind, sondern von der Wertschätzung Dritter abhängen. Eine  
solche Wertschätzung, wie sie im Fusionsvertrag zwischen Deutscher  
Börse und LSE zum Ausdruck kam und kommt, wird man in London nach dem 
Brexit nicht mehr finden. LSE-Chef Xavier Rolet wird sich für seine  
Aktionäre, die dem Fusionsplan mit 99 Prozent zugestimmt hatten, eine 
bessere Begründung einfallen lassen müssen als Amore-Rufe Richtung  
Italien wie in der Mitteilung vom Sonntagabend. 
 
   In Wiesbaden werden die Sektkorken geknallt haben - unabhängig vom 
Rosenmontag. Denn die Rolle des Spielverderbers im Börsenmonopoly  
bleibt der hessischen Börsenaufsicht und dem Wirtschaftsministerium  
des Landes nach Lage der Dinge erspart, da vorher die Bedingungen der 
EU-Kommission nicht erfüllt werden. Insofern hat Wirtschaftsminister  
Tarek Al-Wazir alles richtig gemacht, als er sich als Aufseher zur  
Sache selbst mit Hinweis auf die noch ausstehenden Prüfungen bedeckt  
hielt, die politische Problematik eines Holdingsitzes in London nach  
der Brexit-Entscheidung aber von Mitgliedern der Landesregierung und  
anderen Institutionen klar kommuniziert wurde. 
 
   Es wird Carsten Kengeter, der als designierter CEO der  
europäischen Superbörse am meisten zu verlieren hat, nicht trösten,  
ihm aber vielleicht als Börse-Vorstandsvorsitzenden den Rücken  
stärken: Im Konsolidierungskampf der großen Börsenbetreiber ist die  
Deutsche Börse nicht in der Opferrolle. Eine feindliche Übernahme ist 
dank der Wiesbadener Aufsicht de facto nicht möglich. Und eine  
freundliche Übernahme oder Fusion nur zu Bedingungen, die sowohl dem  
Börsenbetreiber Deutsche Börse als auch dem Finanzplatz nutzen. Der  
größte Börsenbetreiber Europas kann ohne Hektik und Existenznot  
darauf setzen, dass nach dem Scheitern 5.0 eine Chance 6.0 kommt. 
 
 
 
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