Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Managergehältern: Gier nach Geld von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 23-02-2017 |   
 
 Regensburg (ots) - Es ist eine seltsame Debatte, die Deutschland  
derzeit wieder einmal erfasst hat. Es geht um Gehalt und  
Gerechtigkeit, um Neid und um die richtigen Maßstäbe, um große  
Leistungen und teures Versagen. Dass Topmanager hierzulande viel zu  
viel verdienen, darüber herrscht wohl rasch an jedem Stammtisch große 
Einigkeit. Zumal wenn es sich um solche handelt wie Martin  
Winterkorn. Der Ex-Vorstandschef will vom größten Skandal in der  
Geschichte des Volkswagenkonzerns lange nichts gewusst haben. Der  
ehemalige Top-Verdiener unter den Deutschen Dax-Vorständen ist  
mittlerweile zum Inbegriff für Maßlosigkeit, Gier und Abgehobenheit  
geworden. Frühere Verdienste, die der detailbesessene Ingenieur  
Winterkorn ganz zweifellos ebenfalls hat, verblassen angesichts der  
jüngsten dramatischen Vorwürfe allerdings. Martin Schulz, fast schon  
so etwas wie der wieder auferstandene Gerechtigkeits-Messias der  
Sozialdemokratie, hat das Thema der Manager-Bezüge jetzt erneut  
kräftig angefacht. Ein Gesetz muss her, dass zumindest die  
steuerliche Absetzbarkeit der satten Spitzengehälter, üppigen  
Bonuszahlungen und hohen Ruhegelder der Vorständler begrenzt, sagt  
die SPD. Das ist einerseits zweifellos richtig, um endlich die  
maßlosen Auswüchse bei den Managerbezügen zu begrenzen. Andererseits  
jedoch hat die SPD selbst über drei Jahre lang auf der Bremse  
gestanden. Ein entsprechendes Gesetz, das noch der vorangegangene  
Bundestag mit der schwarz-gelben Mehrheit beschlossen hatte, wurde  
seinerzeit von der SPD im Bundesrat blockiert. Und der heutige  
Justizminister Heiko Maas, der eigentlich längst ein Gesetz für mehr  
Transparenz bei den Managerbezügen hätte vorlegen sollen, schob das  
Vorhaben aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag auf die Lange Bank.  
Es geht nicht nur um mehr Gerechtigkeit bei den Top-Gehältern,  
sondern auch um Redlichkeit in der Politik. Zugleich sollte die  
Gesellschaft freimütig - und ohne alle Manager über einen Kamm zu  
scheren - diskutieren, welche Vergütungen für Vorstände, aber auch  
für die Aufsichtsgremien von Großunternehmen tatsächlich angemessen  
sind. Entscheidend sollte dabei nicht das Bauchgefühl sein, sondern  
ob es dem Vorstand gelingt, das Unternehmen langfristig erfolgreich  
zu führen. Die Betonung liegt auf langfristig. Effekthascher, die auf 
Teufel komm raus den Rotstift schwingen, nur um tolle Quartalszahlen  
zu bekommen und die Kurse zu puschen, gibt es leider zur Genüge.  
Manager, die Langfriststrategien verfolgen - und dabei von  
Aufsichtsgremien und den Eigentümern unterstützt werden - viel zu  
wenige. Weil alle Selbstverpflichtungen der Vorstände bislang nur  
vollmundiges Gerede ohne Wirkung waren, sollte der Gesetzgeber nun  
ernsthaft zumindest an die Begrenzung der steuerlichen Absetzbarkeit  
von Bezügen, Boni und Ruhegeldern gehen. Denn es ist wirklich nicht  
einzusehen, warum Millionen von Normalverdienern die Millionen-Bezüge 
von Spitzenmanagern noch weiterhin indirekt mitbezahlen sollen. Die  
Verführungen des großen Geldes sind riesig. Dennoch dürfen auch  
Topmanager keine abgehobene Kaste sein, die ihre Wertschätzung vor  
allem aus möglichst vielen Stellen vor dem Komma in ihrer  
Gehaltsabrechnung zieht. Topmanager werden hierzulande zumeist  
exorbitant bezahlt. Doch nicht immer entspricht das ihren jeweiligen  
Leistungen, ihrer Verantwortung für ihr Unternehmen, aber auch für  
die Gesellschaft. Topmanager sollten das bekommen, was sie verdienen. 
Ein Gesetz, dass die Auswüchse zumindest eindämmt, könnte ein kleiner 
Schritt dahin sein. 
 
 
 
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