(Registrieren)

Rheinische Post: Kommentar / Schwere Kost für Transatlantiker = Von Michael Bröcker

Geschrieben am 16-01-2017

Düsseldorf (ots) - Die erste Erkenntnis aus dem Interview des
designierten US-Präsidenten mit der "Bild"-Zeitung ist zugleich die
schmerzhafteste: Donald Trump bleibt Donald Trump. Er will die
Vereinigten Staaten führen wie seine Unternehmensgruppe. Hart,
kompromisslos, gewinnmaximierend. Das Präsidiale bleibt ihm fern, das
Internationale, das Diplomatische. Der Freihandel als Instrument des
wirtschaftlichen Miteinanders zum Nutzen aller Beteiligten ist für
ihn nur ein schlechter Deal. "America first", oder treffender: "Wir
gegen den Rest der Welt" - so lässt sich das Weltbild des Donald
Trump beschreiben.

Darauf sollten die europäischen Staatschefs, allen voran die
Regierungschefin des Exportweltmeisters Deutschland, nicht mit
Wehklagen, sondern mit Geschlossenheit, Selbstbewusstsein und Härte
reagieren. Wer Strafzölle einführt, muss mit Gegenmaßnahmen rechnen.
Trump, der im Pionierland des Kapitalismus reich wurde, missachtet
die Prinzipien der Marktwirtschaft. Seine Äußerungen über die
deutschen Autoexporte ("Wie viele Chevrolets sehen Sie in
Deutschland?") zeugen von unglaublicher Naivität. In einer freien
Marktwirtschaft entscheidet der Käufer, welche Produkte er kaufen
will. Trump sollte sich die US-Hersteller vorknöpfen, die
offensichtlich bei Innovation, Qualität und Markenimage nicht vorne
sind. Trotz VW-Skandal übrigens.

In dem Interview spricht der Mann, den immerhin 60 Millionen
US-Bürger gewählt haben, unbequeme Wahrheiten über den Irak-Krieg,
den Afghanistan-Einsatz und die fehlende Zahlungsbereitschaft der
Nato-Mitglieder aus. Aber die widersprüchlichen und zutiefst
nationalistischen Aussagen dominieren. Trumps Sicht auf die
Europäische Union ist - bei aller berechtigten Kritik an Effizienz -
von beeindruckender Schlichtheit. Die EU als Vehikel der Deutschen
zur Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen zu deuten, ist
geschichtsvergessen. Die EU ist das größte Friedensprojekt der
Nachkriegszeit, ein Bündnis der freiheitlichen Werte. "Keine Region
der Welt ist wichtiger für uns als Europa", hatte Bill Clinton
deshalb den Europäern 1994 zugerufen. Lange ist es her. Für Donald
Trump ist der Kontinent offenbar ein verkrusteter Staatenbund, der zu
wenig Geld für Verteidigung ausgibt, zu viel für Flüchtlinge und auf
dem Weltmarkt ein lästiger Wettbewerber ist. Den Transatlantikern
stehen jedenfalls eiserne Zeiten bevor. Donald Trump wird eine
Prüfung für Europa. Auch weil er unberechenbar ist. Ein skrupelloser
Manager im Weißen Haus. Aber das kann auch heilsam sein. Europa muss
sich emanzipieren.

www.rp-online.de



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

606615

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Ein Anfang vom Ende Zum Rücktritt des Berliner Staatssekretärs Holm Cottbus (ots) - Der Rücktritt eines gerade mal einen Monat amtierenden Staatssekretärs einer kleinen Partei in einem kleinen Bundesland ist normalerweise nicht mehr als eine lokale Nachricht. Im Fall Andrej Holm ist das anders. Nicht wegen der Stasi-Belastung des Berliner Linkspolitikers. Es war sein Leugnen später, als er falsche Angaben darüber machte. Und es war noch mehr sein ziemlich reuefreies Verhalten jetzt. Zum echten, sogar überregionalen Politikum aber wird der Vorgang erst, weil er schon nach vier Wochen alles an Schwächen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ahnung? Null Zur Gedankenwelt des künftigen US-Präsidenten Trump Cottbus (ots) - Mit ihrem Trump-Interview hat die "Bild"-Zeitung einen echten Coup gelandet. Vor allem die Art der Veröffentlichung lässt tiefe Einblicke zu in die Gedankenwelt des künftigen US-Präsidenten. Denn gedruckt worden sind die Sätze offenbar so, wie Trump sie auch gesagt hat - ungeschminkt. Nichts scheint nachträglich geschönt oder neu in nette Worte verpackt worden zu sein, wie es andere Spitzenpolitiker gerne machen, bevor sie ihre Interviews zur Veröffentlichung freigeben. Genau dieses Impulsive, mit dem Donald Trump mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Jetzt ist wohl die Elbe zu kurz Zur Nutzung des Elbhafens im südbrandenburgischen Mühlberg Cottbus (ots) - Mühlberg wird Umschlagplatz für Windflügel aus Lauchhammer. Groß ist die Euphorie. So groß, dass 2010 ein Finanzierungskonzept gestrickt wird. Schließlich werden der Hafen und sein Umfeld 2011 mit nicht wenig Steuergeld ertüchtigt, obwohl es nicht mal eine Handvoll Firmen gibt, die schriftlich zusichert, den Hafen nutzen zu wollen. Straßenbauer und Politiker führen nur noch das Wort Windflügel im Mund, wenn es um den Ausbau der Trassen geht. Ernüchterung ist eingekehrt. Der Hafen Mühlberg läuft auf Sparflamme. Irgendwie mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Der Spaltpilz ist gepflanzt / Leitartikel von Joachim Fahrun zu Rot-Rot-Grün Berlin (ots) - Das für viele Berliner existenzielle Mieten- und Wohnungsbauthema wird zum Profilierungsfeld der zankenden Koalitionäre. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Konflikte an diesem oder einem anderen Punkt erneut eskalieren. Von "gutem Regieren" sollte bitte niemand mehr sprechen.Das Bündnis wird sich mangels Alternativen weiterschleppen. Aber als ein Modell für den Bund hat Rot-Rot-Grün nach dem Streit um Holm wohl endgültig ausgedient. Der Zank geht in die Fortsetzung und es fehlt die Vertrauensbasis, Meinungsverschiedenheiten mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Gründlichkeit hat Vorrang - Kommentar von MARTIN FERBER Karlsruhe (ots) - Insofern ist es sinnvoll, dass der Vorschlag von SPD-Fraktionschef Oppermann jetzt angenommen wurde, erst einmal einen Sonderermittler einzusetzen, der sofort seine Arbeit aufnehmen, Unterlagen einsehen, Zeugen befragen und Versäumnisse aufdecken kann. Auch in der Union gab es Stimmen, die den Einsatz einer derartigen Taskforce unterstützten. Auf der Grundlage dieser Arbeit sowie des vom Innenminister vorgelegten Berichtes kann dann der neu gewählte Bundestag sofort im Oktober einen Untersuchungsausschuss einsetzen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht