(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Unbequeme Mahner Zur Kritik der Wirtschaftsweisen an der Bundesregierung

Geschrieben am 02-11-2016

Cottbus (ots) - Die Begeisterung in der Bevölkerung für die Große
Koalition ist merklich abgeflaut. Zeitweilig lag die Zustimmung sogar
schon unter 50 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl vor drei
Jahren vermochten Union und SPD immerhin noch mehr als zwei Drittel
der abgegebenen Stimmen auf sich zu vereinigen. Ökonomisch betrachtet
ist dieser Liebesentzug kaum begründbar. Schließlich kann Deutschland
mit guten konjunkturellen Daten glänzen. In der laufenden Wahlperiode
wird das Wachstum im Schnitt um etwa 1,7 Prozent pro Jahr zugelegt
haben. Die Arbeitslosigkeit ist auf einem Tiefstand und die
Beschäftigung auf Rekordniveau. Von einer solchen Bilanz konnte
manche Bundesregierung in der Vergangenheit nur träumen. Das sollte
man nicht vergessen in Anbetracht der harschen Kritik, mit der die
Wirtschaftsweisen in ihrem jüngsten Gutachten nun Schwarz-Rot
überziehen. Sicher werden Ökonomen die Welt immer anders betrachten,
als es Politiker tun. Denn während die einen leicht der reinen Lehre
anhängen können, müssen die anderen um Kompromisse ringen. Ein
Paradebeispiel dafür ist der Mindestlohn, an dem die
Wirtschaftsweisen schon in ihrer Expertise vom Vorjahr kein gutes
Haar gelassen haben. Wenn Lohndumping jedoch zum Geschäftsmodell
wird, wie in der Vergangenheit geschehen, dann muss politisch etwas
dagegen getan werden. Und die Findung künftiger Lohnuntergrenzen
einer unabhängigen Kommission zu übertragen, ist dabei sicher eine
vernünftige Lösung gewesen, um die Balance zwischen den Interessen
der betroffenen Beschäftigten und den Gesetzen der Marktes zu wahren.
Auch die wegen des Mindestlohns prophezeiten Jobverluste haben sich
nicht bewahrheitet. In einem zentralen Punkt haben die
Wirtschaftsexperten allerdings recht: Wem es ökonomisch gut geht, der
neigt politisch zu einer gewissen Sorglosigkeit. So ruht sich die
amtierende Koalition tatsächlich auf den Erfolgen früherer Reformen
wie der Agenda 2010 aus. Sie verwaltet mehr, als dass sie gestaltet.
Wäre es anders, hätte sie längst eine Steuerreform in Angriff nehmen
müssen, bei der Vermögen stärker zu belasten sind und
Arbeitseinkommen weniger. Auch bei Investitionen in den
Bildungsbereich ist noch Luft nach oben. Und bei der künftigen
Altersversorgung gibt es ebenfalls noch eine Menge zu tun. Anstatt
weiter teure Rentenverbesserungen nach dem Gießkannenprinzip zu
beschließen, müssen endlich die Problemgruppen gezielt berücksichtigt
werden. Also Niedrigverdiener, Erwerbsgeminderte und
Solo-Selbstständige. Die Forderung der Wirtschaftsweisen nach einer
weiteren Aufstockung des Renteneintrittsalters hilft hier übrigens
nicht weiter. Für die Bundesregierung sind die Top-Ökonomen
gleichwohl ein unbequemer Mahner. Das macht sie gerade in Zeiten
guter Konjunktur besonders wertvoll.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

602085

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: zu Klimaschutz Kommentar von Martin Ferber Karlsruhe (ots) - Umweltministerin Hendricks wird von ihrem Konzept abrücken und sich auf das Machbare und Naheliegende konzentrieren müssen, um das Koalitionsklima zu retten. Langfristig ist dies allerdings zu wenig, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen. Aber damit muss sich dann die nächste Regierung befassen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de Original-Content von: Badische Neueste Nachrichten, übermittelt mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu dem Gema-Streit Bielefeld (ots) - Endlich eine Einigung! Der Streit zwischen Gema und der Videoplattform Youtube hat beiden Seiten geschadet. Beim Nutzer galt die Verwertungsgesellschaft Gema lange als störrischer Buhmann für die nervigen Sperrtafeln. Zugleich haben Konkurrenzdienste wie Spotify den Internetriesen Youtube bedrängt. Mit dem Kompromiss können nun sowohl Gema als auch Youtube ihre Machtstellung weiter ausbauen. Ob für die Künstler wirklich viel vom Kuchen abfällt? Das ist eher unwahrscheinlich. Von der Forderung an Youtube, pro Klick mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Gefährliche Zeiten / Kommentar zum bevorstehenden CSU-Parteitag, den CSU-internen Machtspielen und Personaldebatten Regensburg (ots) - Ein ruhiger Parteitag soll es werden, wünscht sich die CSU, also einer ohne Machtspielchen oder Personaldebatten. Ein ambitionierter Wunsch, angesichts von 900 Delegierten, die zwei Tage lang die Köpfe zusammenstecken, zwei Alphatieren à la Horst Seehofer und Markus Söder, die sich argwöhnisch im Blick behalten, und dem grundsätzlich nie sonderlich zimperlichen Verhalten unter CSU-Parteifreunden. Das größte Eklat-Potenzial wurde abgeräumt: Kanzlerin Angela Merkel macht einen Bogen um die CSU und läuft so nicht mehr...

  • Deutsches Kinderhilfswerk: Deutliche Kritik des Bundesrats muss zu Änderungen am Hartz IV-Gesetzentwurf führen Berlin (ots) - Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert den Bundestag auf, die deutliche Kritik des Bundesrats am Hartz-IV-Gesetzentwurf im laufenden Gesetzgebungsverfahren zu berücksichtigen. So hat der federführende Bundesratsausschuss für Arbeit, Integration und Sozialpolitik in seinen Empfehlungen zur heutigen Bundesratssitzung grundlegende Kritik an der Berechnungsmethode der Regelsätze für Kinder und Jugendliche, der Höhe des Schulbedarfspakets und den unzureichenden Leistungen für Alleinerziehende geübt. "Der Bundestag sollte mehr...

  • Greenpeace-Studie: Umwelt spielt für CETA immer noch keine Rolle EU-Parlament kann Handelsvertrag zwischen EU und Kanada aufhalten Hamburg (ots) - Der CETA-Vertrag zwischen Kanada und der Europäischen Union sichert auch mit den neuen Zusatzdokumenten keine fortschrittliche Umwelt- und Klimapolitik. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Ecologic Instituts in Berlin im Auftrag von Greenpeace. Nach intensiven Debatten und dem Widerstand der Wallonie in Belgien einigten sich Kanada und die EU vergangene Woche auf Zusatzdokumente zum Handelsvertrag. Doch diese interpretieren lediglich den Vertrag. Sie verändern nichts am eigentlichen Problem, dass CETA die zukünftige mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht