(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zur Schulpolitik

Geschrieben am 26-10-2016

Bielefeld (ots) - Bildungsministerin Sylvia Löhrmann hält es nicht
für sinnvoll, dass der Landtag noch vor der NRW-Wahl im Mai eine
Entscheidung über das »Turbo-Abi« trifft. Und diese Meinung vertritt
die Grünen-Politikerin offensichtlich nicht allein. Was Eltern und
Lehrer mehrheitlich fordern, nämlich die grundsätzliche Rückkehr zum
neunjährigen Gymnasium, findet bei den Parteien wenig Zustimmung.
Weder Rot-Grün noch CDU und FDP sind für eine generelle Abkehr von G8
- trotz des Drucks aus der Elternschaft. Schwarz-Gelb hat 2005 mit
der Verkürzung der Schulzeit dem Drängen der Wirtschaft nachgegeben.
Die jungen Leute sollten schneller aus der Schule, schneller auf die
Uni, schneller studieren und schneller in den Beruf. Die gleiche
Wirtschaft beschwert sich nicht erst seit gestern über die fehlende
Reife vieler Bachelor- und Masterstudenten. Seit Einführung von G8
und der damit verbundenen Verdichtung der Lerninhalte und
Verlagerung von Unterricht in den Nachmittag entlässt das
Bildungssystem zunehmend junge Erwachsene, die darauf konditioniert
sind, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Stoff aufzunehmen. Das
hat zwar zu einem starken Anstieg der Anzahl von Einser-Abis geführt,
aber die Studierfähigkeit nicht verbessert. Gute Schulnoten spiegeln
heutzutage eben nicht unbedingt den Bildungserfolg wider.
Nordrhein-Westfalens hohe Abiturquote von etwa 65 Prozent hat
dahingehend wenig Aussagekraft. Nach dem Wechsel von CDU-FDP zu
Rot-Grün im Jahr 2010 hat auch die neue Regierung G8 zu ihrer Sache
gemacht - aber aus anderen Gründen. Sylvia Löhrmann steht unter dem
Verdacht, mit dem »Turbo-Abi« die ideologisch bevorzugten
Gesamtschulen stärken zu wollen, wo der Weg zum Abitur generell neun
Jahre dauert. Man wird den Eindruck nicht los: Bei Rot-Grün wirkt G8
wie eine Strafe für Eltern, die ihre Kinder aufs Gymnasien schicken
und sie aufgrund der verkürzten Schulzeit einer Belastung aussetzen.
Nicht alle Schüler empfinden G8 als Stress, wohl aber die meisten.
Warum will Löhrmann bis nach der Wahl warten? Das Ergebnis im Mai
wird nichts am Elternwillen ändern. Sie wollen das Beste für ihre
Kinder und favorisieren dafür das neunjährige Gymnasium. Die
Vertagung einer politischen Entscheidung, die mit einiger Sicherheit
keine grundsätzliche sein wird, ist kein gutes Zeichen. Erstens, weil
Erleichterungen für die Schüler zum Schuljahr 2017/2018 nicht mehr
möglich sind. Und zweitens, weil befürchtet werden muss, dass eine
neue Landesregierung das Wählervotum als Handlungsauftrag
interpretieren könnte. Der Streit um G8/G9 ist Wahlkampfthema, auch
wenn die Parteien das nicht wollen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

601652

weitere Artikel:
  • NRZ: Verfälschte die Polizei in NRW die Kriminalitätsstatistik? Experte erhebt schwere Vorwürfe in der NRZ. Essen (ots) - Droht der Polizei in NRW ein Fälschungsskandal? Die Polizei in Mülheim soll die Kriminalstatistik geschönt haben. Es wurden deutlich mehr Diebstähle als aufgeklärt angegeben als tatsächlich Fälle gelöst wurden. Das behauptet ein renommierter Wissenschaftler in einer Studie. Nur ein Einzelfall? Die Vorwürfe sind brisant. Wenn heute der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages zu einer öffentlichen Anhörung in Sachen "Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls" zusammenkommt, so birgt zumindest mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Abschneiden der baden-württembergischen Schüler in der IQB-Studie Stuttgart (ots) - Auf der Suche nach den Ursachen sind alle Beteiligten daher gut beraten, zur Abwechslung mal keine Weltuntergangsszenarien zu malen und nicht die üblichen Schuldzuweisungen auszupacken. Es wäre auch falsch, wenn die Debatte um die richtige Schulstruktur von vorn beginnt oder die breite Front aus Lehrerverbänden, Elternvertretern und manch einem Bildungspolitiker wieder mal neue Lehrerstellen fordert - getreu dem Motto: viel hilft viel. Das ist nachweislich ein Irrglaube. Dass er sich nirgends so hartnäckig hält mehr...

  • Weser-Kurier: Über den Ausschuss zum Anti-Terror-Einsatz schreibt Ralf Michel: Bremen (ots) - Nun liegt er also vor, der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Anti-Terror-Einsatz in Bremen. Und wenn es daran geht, Bilanz zu ziehen, rückt automatisch auch eine Zahl in den Blick: Mindestens 440000 Euro hat die parlamentarische Aufarbeitung des Einsatzes gekostet. War es das wert? Ja, denn der Ausschuss war notwendig. Die Gegenposition könnte ja nur lauten, dass die Sicherheitsbehörden auch ohne ihn die Lehren aus ihren Fehlern gezogen hätten. Aber glaubt das wirklich jemand? Dass die Polizei sich mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Versprochen, gebrochen Zum Rüstungsexportbericht der Bundesregierung Cottbus (ots) - Deutschland zählt zu den größten Rüstungsexporteuren dieser Welt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel war angetreten, diesen zweifelhaften Ruf vergessen zu machen. Eine glatte politische Kehrtwende hatte der Sozialdemokrat bei den Ausfuhrgenehmigungen versprochen. Gemessen an den hehren Ankündigungen fällt die Bilanz bislang allerdings äußerst bescheiden aus. Das zeigt auch die jüngste Bestandsaufnahme aus Gabriels Ressort. Gewiss, im Umgang mit den Ausfuhrgenehmigungen für Flugzeuge, Panzer und anderes Kriegsgerät mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): "Die geforderte Einstimmigkeit ist das Instrument der Erpressung" Bielefeld (ots) - Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, Elmar Brok (CDU) kritisiert das CETA-Prozedere innerhalb der EU. "Die geforderte Einstimmigkeit ist das Instrument der Erpressung", sagte Brok der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Freitagausgabe). Sie sei zudem ineffektiv und zu teuer. Mehrheitsentscheidungen seien richtiger. "Wir müssen den EU-Vertrag anwenden, anstatt populistische Spielchen zu betreiben. Doch viele haben nur die nationale Brille auf", so Brok. Pressekontakt: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht