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Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Pöbel und bessere Politik

Geschrieben am 03-10-2016

Gera (ots) - Seit Jahren trotten in Dresden, meiner Heimatstadt,
Leute montags durch die Straßen und brüllen dabei die kühnlichsten
Gedanken: Was kann der Löwe mir, bin ich sein Untertan. Es könnt ja
sein, dass ich ihn selbst verschlinge... Oder so ähnlich. Es ist
also keine Überraschung, wenn sie auch am Tag der deutschen Einheit
der Welt unbedingt beweisen mussten, dass in einer Halbmillionenstadt
auch einige Tausend Deppen wohnen können. Demokratie kann das
aushalten. Demokratie muss das aushalten. Die Schreihälse von Pegida
und "Festung Europa" indes haben keine Zukunft; vielleicht sind sie
deshalb so frustriert. Jeder weiß doch: Bundeskanzlerin Angela Merkel
darf hierzulande kritisiert werden, öffentlich und auch scharf. Sie
hat im zurückliegenden Jahr vieles falsch gemacht und deswegen gilt
sie bei einigen nicht mehr als die "gute Mutti". Allerdings: wer
Spitzenpolitiker als "Volksverräter" bepöbelt, zeigt schon durch die
Wortwahl eine bedenkliche Nähe zu brauner Vergangenheit. Und er will
auch nicht diskutieren, sondern nur Wut rauslassen, Hass versprühen,
Randale machen und herummotzen. Im Reich Putins, das einige
Pegida-Anhänger so anhimmeln, wären sie wohl längst im Lager; von
jenen Zeiten, als nur wenige Kilometer vom Theaterplatz entfernt die
Staatssicherheit über Dresden trohnte, ganz zu schweigen. Pegida mit
seinem vorbestraften Führer, die kleinen Vorstadt-Nazis aus
überschatteten Dresdner Vor-Städten sind keine Alternative für
Deutschland. Sie haben nichts zu bieten, was auch nur ansatzweise die
Probleme Deutschlands, Europas und der Welt lösen könnte. Wenn die
vergleichsweise wenigen Krakeeler einen Rest von Erinnerungsvermögen
hätten, wie gerade Dresden noch vor 26 Jahren ausgesehen hat, dann
wüssten sie, welch' enormer Weg zurückgelegt wurde. Es bleibt gewiss
noch vieles zu tun, aber längst nicht nur im Osten. Viel wichtiger
als die ritualisierten Ost-West-Vergleiche sind Anstrengungen aller
für eine sozial gerechte Politik abseits von Gleichmacherei.



Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 (0) 365  / 77 33 11 13
redaktion@otz.de

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