(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Realismus statt Schönfärberei - Zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland

Geschrieben am 21-09-2016

Cottbus (ots) - Der jährliche Regierungsbericht zum Stand der
deutschen Einheit war in der Vergangenheit häufig ein Dokument der
Schönfärberei. Erfolge bei der Angleichung der Lebensverhältnisse
zwischen Ost und West wurden stark überhöht, Probleme beim
gesellschaftlichen Zusammenwachsen dagegen klein geschrieben oder gar
nicht erst erwähnt. Der aktuelle Regierungsbericht macht damit
endgültig Schluss. Er färbt weder schön noch malt er schwarz.
Vielmehr zeichnet der Bericht ein realistisches Bild über den immer
noch großen wirtschaftlichen Nachholbedarf im Osten - und den
besonders stark ausgeprägten Rechtsextremismus in den neuen Ländern.
Zweifellos sind Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz ein
gesamtdeutsches Problem. Wahr bleibt aber auch, dass in
Ostdeutschland im Verhältnis zur Einwohnerzahl eine besondere Häufung
von fremdenfeindlichen Übergriffen zu verzeichnen ist. Dazu genügt
schon ein Blick in einschlägige Statistiken. Neu ist, dass nun auch
die Bundesregierung in aller Ausführlichkeit große Sorgen darüber
artikuliert und von handfesten Gefahren für die weitere Entwicklung
in den neuen Ländern spricht. Tatsächlich schadet es zum Beispiel dem
Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern, wenn dort die Ausländerhetze um
sich greift. Die an Kulturschätzen reiche Stadt Dresden bekommt das
ebenfalls zu spüren. Manche ausländischen Fachkräfte bis hin zu
wissenschaftlichen Kapazitäten überlegen inzwischen stärker, ob sie
in der sächsischen Landesmetropole leben und arbeiten wollen. Denn
Dresden steht eben auch für die ausländerfeindliche Pegida-Bewegung.
Die ökonomische Lage kann dafür kaum ein Grund sein. Selbst im
strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern ist die Arbeitslosigkeit
zuletzt spürbar gesunken. Genauso wie in Sachsen-Anhalt. Trotzdem
fuhr die AfD dort ihre höchsten Wahlergebnisse in diesem Jahr ein.
Dumpfe Gefühle und Vorurteile sind offenbar häufig stärker als
nüchterne Fakten. Wer sich wie die Rechtspopulisten solcher Gefühle
und Vorurteile bedient, hat leichteres Spiel. Ein Grund dafür ist
sicher auch, dass die etablierten Parteien wegen ihrer besonderen
strukturellen Schwäche im Osten kaum kampagnenfähig sind, um den
vermeintlich einfachen "Lösungen" vor Ort Paroli zu bieten. Die große
Mehrheit der Bevölkerung auch in den neuen Ländern steht gleichwohl
für Demokratie und gegen braune Umtriebe. Sie darf sich die Erfolge
beim Aufbau Ost nicht von einer enthemmten Minderheit kaputt machen
lassen. Das verlangt zweifellos mehr Mut und Zivilcourage. Auch dafür
ist die klare Ansage der Bundesregierung ein Signal. Die Probleme
jedenfalls lösen sich nur selten wie von selbst: Über den
Mitbegründer der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann,
heißt es jetzt, er ziehe auf eine spanische Kanareninsel. Bachmann,
ein Ausländer. Wer hätte das gedacht . . .



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

599414

weitere Artikel:
  • WAZ: Der blecherne Kindergarten - Kommentar von Thomas Mader zu Container-Kitas Essen (ots) - Wer gibt sein Kind schon gern in eine Container-Kita? Natürlich sind keine Übersee-Container gemeint, "moderne Modulbauten" will Essen aufstellen, um eine Notlage zu meistern. So manche Schulklasse musste schon in solche Kisten ausweichen, weil ihr Gebäude marode war. Eine ganze Fachhochschule hat Mülheim aus Containern errichtet. Und doch bleiben sie ein enges, blechernes Provisorium, das man Kindern nicht zumuten mag. Ein Symbol für Mangel. Es wäre nun leicht, von Essen innovativere Lösungen zu fordern. Aber mehr...

  • Rheinische Post: Spahn fordert Asylpaket 4 Düsseldorf (ots) - CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat ein weiteres Gesetzespaket zum Asylrecht gefordert, um Hemmnisse bei der Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern zu beseitigen. "Es ist echt zum Haareraufen, dass zigtausende Menschen, die Deutschland eigentlich längst verlassen haben müssten, teils jahrelang trotzdem hierbleiben und Sozialleistungen bekommen", sagte Spahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Wir müssen kleinste rechtliche und faktische Hindernisse, die Abschiebungen in der mehr...

  • Rheinische Post: Spahn hält 200.000 Flüchtlinge pro Jahr für zuviel und fordert EU-Nordafrika-Pakt Düsseldorf (ots) - Die von der CSU geforderte Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr ist nach Ansicht des CDU-Präsidiumsmitglieds Jens Spahn sogar noch zu hoch. "Ob Nizza, Rotterdam oder Duisburg. Gerade bei Zuwanderern aus dem arabisch-nordafrikanischen Kulturen hat Integration bisher zu oft nicht geklappt", sagte Spahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Angesichts dessen wären 200.000 Asylbewerber jedes Jahr eine ziemlich hohe Zahl." Die allermeisten Deutschen wollen, dass wir Flüchtlinge mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Innenpolitik Jede neunte Grundschule ohne Rektor: Land findet keine Bewerber Halle (ots) - Sachsen-Anhalt mangelt es nicht nur an Lehrern und Pädagogischen Mitarbeitern, sondern auch an Schulleitern. Nach Angaben des Bildungsministeriums ist knapp jede neunte der 463 Grundschulleiterstellen derzeit unbesetzt. "Der Bedarf an Schulleitern wird in den kommenden Jahren eher steigen als sinken", sagt Bildungsminister Marco Tullner (CDU) der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe). "Deshalb sind schon heute entsprechende Vorbereitungen nötig." Er hofft darauf, im kommenden Jahr alle offenen mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: 16-jähriger Terrorverdächtiger in Köln: Bombe sollte in Mülleimer detonieren/Jugendlicher syrischer Flüchtling erhielt die Anweisung, Sprengsatz nahe einer Menschenmenge zu zünd Köln (ots) - Der in Köln unter Terrorverdacht festgenommene Mohammed J. soll von einem Rekruteur der Terrororganisation "Islamischer Staat" via Internet-Chat den Auftrag erhalten haben, eine mit Schwarzpulver und Nägeln bestückte Bombe nahe einer Menschenansammlung zu platzieren - "da, wo die Leute ihren Müll hinwerfen". Dies berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe) unter Berufung auf Ermittlerkreise. Ein konkreter Ort oder ein Zeitpunkt für den Anschlag gingen aus dem bisherigen Chat-Verlauf, den die Polizei ausgewertet mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht