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Lausitzer Rundschau: Steile These - ernstes Anliegen Zu Arztbesuchen und wachsenden Kosten im Gesundheitswesen

Geschrieben am 14-09-2016

Cottbus (ots) - Im Schnitt 18-mal pro Jahr suchen Patienten in
Deutschland einen niedergelassenen Arzt auf. Das ist ein Spitzenwert.
Statistiken in anderen europäischen Ländern weisen niedrigere Werte
aus. Doch lässt sich daraus ableiten, dass die Mediziner ohne Grund
kontaktiert werden? Der Chef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH),
Ingo Kailuweit, meint ja: Die Hälfte der Arztbesuche sei überflüssig,
erklärte er jetzt in einem Boulevardblatt. Doch Belege gibt es nicht.
Der europäische Vergleich taugt schon deshalb wenig, weil sich die
medizinischen Versorgungsstrukturen von Land zu Land zum Teil
erheblich unterscheiden. In Deutschland ist der ambulante und
stationäre Bereich immer noch klar getrennt. Anderswo dagegen sind
ambulante Behandlungen in den Kliniken normal. So läuft man Gefahr,
Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die steile These des KKH-Chefs dient
freilich auch eher dem Zweck, ein Problem anzusprechen, das
tatsächlich stärker zu diskutieren wäre: die galoppierenden Kosten im
Gesundheitswesen. Nach der Prognose des Spitzenverbandes der
Krankenkassen könnte der durchschnittliche Zusatzbeitrag deshalb in
den nächsten Jahren um jeweils etwa 0,2 Prozent zulegen. Mit den
vielen Arztbesuchen hat das freilich weniger zu tun. Kostentreiber
sind in erster Linie neue und immer teurere Medikamente, aber auch
zahlreiche politische Vorgaben zur Verbesserung der
Behandlungsqualität. Versorgungsstärkungsgesetz, Präventionsgesetz,
Krankenhausreform, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Vieles davon
ist vernünftig und richtig, aber eben nicht zum Nulltarif zu haben.
Mit kostendämpfenden Maßnahmen - aus Patientensicht immer ein
Ärgernis - hat sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dagegen
stark zurückgehalten. Auf der Habenseite steht praktisch nur die
Verlängerung des Preismoratoriums für Arzneimittel. Allerdings
erweist sich dieses Instrument zunehmend als stumpfes Schwert, weil
Pharmafirmen ihre Preise nur für jene Medikamente beibehalten müssen,
die bereits vor dem Jahr 2011 auf dem Markt waren. Für neue Präparate
gilt die Auflage nicht. KKH-Chef Kailuweit ist indes davon
überzeugt, dass Gröhe zu größeren Sparanstrengungen verdammt wäre,
wenn sich die Arbeitgeber an den Kostensteigerungen beteiligen
müssten. Die würden schon Druck machen. Wenigstens damit liegt er
nicht ganz falsch. Gegenwärtig zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
einen Grundbeitrag von jeweils 7,3 Prozent vom Bruttolohn. Für die
Arbeitnehmer kommt aber noch der Zusatzbeitrag von aktuell
durchschnittlich 1,1 Prozentpunkten hinzu. Tendenz, wie beschrieben,
steigend. Womit sich freilich auch auf dieser Seite der Reformdruck
erhöht. Spätestens im Wahlkampf dürfte das Thema eine große Rolle
spielen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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