(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Auf der populistischen Welle Zu Gabriels Attacken auf Bundeskanzlerin Merkel

Geschrieben am 07-09-2016

Cottbus (ots) - Die Kanzlerin zeigt Schwächen. Und die SPD kann
der Verführung nicht widerstehen, diese sofort auszunutzen. Lange
genug hat man sich nibelungentreu verhalten in der Koalition - anders
als die CSU - und ist dafür nie belohnt worden. Der Frust darüber
sitzt tief. Sigmar Gabriels Attacken nach den Wahlerfolgen der AfD
sind also verständlich. Und dennoch sind sie grob falsch. Zum Ersten,
weil sie nicht glaubhaft sind. Noch vor einem Jahr saß der SPD-Chef
mit einem "refugees welcome"-Button auf der Regierungsbank. Das ist
nicht vergessen. In der Flüchtlingspolitik stand die SPD stets
solidarisch zur Kanzlerin. Gabriels Wechsel der Tonlage ("Obergrenze
der Integrationsfähigkeit", "Nicht jedes Jahr eine Million") erfolgt
zu abrupt. Die schon zur AfD tendierenden SPD-Wähler merken die
plumpe Anbiederungsabsicht und sind verstimmt. Die Vorwürfe sind auch
nicht schlüssig. Zwar ist es richtig, dass die SPD-Länder dem Bund
das Geld für die Flüchtlingshilfe regelrecht aus den Rippen leiern
mussten. Und es trifft zu, dass sich CDU und CSU lange schwer taten
mit dem Integrationsgesetz. Doch erstens ist das Schnee von gestern -
inzwischen ist alles einvernehmlich verabschiedet und die
Finanzmittel fließen. Und zweitens haben sich auch die
Sozialdemokraten nicht nur mit Ruhm bekleckert, man denke nur an die
Debatten um die sicheren Herkunftsstaaten oder die
Sicherheitsgesetze. Wenn es Verzögerungen gab, lag die Verantwortung
dafür durchaus auf beiden Seiten. Vor allem aber ist der strategische
Sinn der Gabrielschen Kritik nicht zu erkennen. Merkel kann man so
zusätzlich vielleicht schädigen; selbst wird die SPD davon jedoch
wenig profitieren. Nur das Land verliert. Fakt ist doch, dass neben
offenen Ausländerfeinden viele Leute die AfD wählen, die Angst haben,
dass die Sache aus dem Ruder läuft. Ihnen müsste man nun im Gegenteil
das Bild vermitteln, dass der Staat sehr wohl dabei ist, die
Kontrolle zurückzugewinnen, nicht nur über die Flüchtlingsströme,
sondern auch über die Sicherheitslage und bei der Integration. Dass
man gemeinsam alles Menschenmögliche tut. Stattdessen verstärkt
Gabriel die Verunsicherung noch, obwohl er Teil der verantwortlichen
Regierung ist. Wenn er zum Beispiel sagt, man müsse aufpassen, dass
bei den ärmeren Menschen nicht der Eindruck entstehe, in Berlin habe
man "immer dann Geld, wenn es darum geht, Banken zu retten oder jetzt
auch Flüchtlingen zu helfen", zitiert er scheinbar nur eine
verbreitete Meinung. Tatsächlich verbreitet er dieses Vorurteil so
selbst noch weiter, obwohl real kein einziges Sozialprogramm wegen
der Flüchtlinge gekürzt wurde. Gabriels Attacken auf die Kanzlerin
sind der Versuch, auch auf der populistischen Welle zu surfen.
Freilich ein sehr ungelenker. Diese Welle reiten Horst Seehofer und
die AfD weit besser.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

598452

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Merkel im Bundestag / Die Kanzlerin kämpft Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Angela Merkel hat ihr berühmtes "Wir schaffen das" im Bundestag nicht wiederholt. Aber hätte sie das tun sollen? Die Kanzlerin ist nicht unter die Papageien gegangen..... Tatsächlich hat Merkel bei ihrem ersten Auftritt im Parlament nach dem Desaster der CDU in Mecklenburg-Vorpommern vor allem versucht, den Sturm an Kritik, der ihr persönlich seitdem vor allem aus Reihen der CSU entgegenschlägt, wenigstens wieder in normalen Gegenwind zu verwandeln. Das war dringend, weil die Gefahr einer Dynamik bestand, an mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner über die Generaldebatte im Bundestag Bremen (ots) - Ja, die F-Wörter gehören zusammen: Finanzen und Flüchtlinge. Die Situation sei um ein Vielfaches besser als vor einem Jahr, hält die bedrängte Kanzlerin ihren Kritikern entgegen. Eine schlichte Tatsache müsste auch jene, die sonst jeder Statistik misstrauen, überzeugen: Finanzminister Schäuble kann für 2017 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen - obwohl Deutschland 2015 fast eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat. Bloß weil die Konjunktur brummt, werden die Kritiker nun mäkeln. Genau: Sie brummt, trotz der Flüchtlingsströme, mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: zu Merkel / Generaldebatte Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - 19 Milliarden Euro hat Schäuble alleine im kommenden Jahr für die Bewältigung der Flüchtlingskrise veranschlagt. Eine starke Volkswirtschaft wie die deutsche kann das verkraften, keine Frage. Was aber, wenn die Mehrheit der Flüchtlinge auf Jahre oder Jahrzehnte auf staatliche Fürsorge angewiesen sein wird? Im Streit um Merkels Flüchtlingspolitik geht es keineswegs nur um kulturelle und religiöse Differenzen, es geht auch um handfeste materielle Fragen. Deutschland werde Deutschland bleiben, mit allem was uns lieb mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Bosch Stuttgart (ots) - Rechtlich gesehen darf ein Zulieferer weder in Deutschland noch in den USA die Augen davor verschließen, was mit seinen Teilen geschieht. Die Frage ist daher, ob man bei Bosch etwas wusste - und wenn ja, wer. Je höher Mitwisser angesiedelt waren, desto größer der Erklärungsbedarf. Doch auch wenn sich herausstellen sollte, dass es keine Mitwisser in der Top-Etage gab, wird sich die Frage stellen, warum ein Unternehmen, dem Fairness wie kaum einem anderen in den Genen liegt, auf Abwege geraten konnte. Dass Bosch am mehr...

  • Westfalenpost: Michael Backfisch zur Visafreiheit Hagen (ots) - Angesichts der Dauerkrisen in der EU mag es erstaunlich klingen: Aber Europa ist ein Kontinent mit Zug- und Strahlkraft. Er steht für entwickelte Volkswirtschaften, Wohlstand, Freiheit, Toleranz und Menschenrechte. Er wird zum Sehnsuchtsort vieler Flüchtlinge, die sich hier ein besseres Leben erhoffen. Und er ist attraktiv für Unternehmen zwischen Amerika und China. So verwundert es nicht, dass immer mehr Länder für ihre Bürger eine Einreise in die EU ohne Visumzwang wollen. Das gilt auch für die Ukraine, Georgien, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht