(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Präsidentenwahl in Österreich wird wiederholt Wiener Verwicklungen Jörg Rinne

Geschrieben am 01-07-2016

Bielefeld (ots) - Am Ende waren es exakt 31.026 Stimmen, die im
Mai verhinderten, dass Norbert Hofer österreichischer Bundespräsident
wurde. Eine äußert knappe Niederlage für den Rechtpopulisten.
Äußerlich zeigte er sich als fairer Wahlverlierer, hinter den
Kulissen wurde aber in der FPÖ schon an der Anfechtung der Auszählung
gearbeitet. Der Verfassungsgerichtshof in Wien hat das Ergebnis jetzt
knapp sechs Wochen später annulliert. In Österreich wächst nun die
Sorge, dass sich bei einer Wiederholung der Stichwahl im Herbst Hofer
doch noch durchsetzen kann - und das Land genau den Rechtsruck
erlebt, der mit dem hauchdünnen Wahlsieg des Grünen Alexander Van der
Bellens noch einmal knapp verhindert schien. Man mag diese
Entwicklung in Wien, Salzburg oder Graz beklagen - sie ist aber einem
funktionierenden Rechtsstaat geschuldet. Die Verfassungsrichter
hatten bei ihrer Entscheidung keinen Ermessensspielraum. Wenn es mit
den Briefwahlstimmen tatsächlich zugegangen ist wie in einer
schlampigen Bananenrepublik, konnten sie nur Neuwahlen ansetzen. Denn
ihr Auftrag ist es, Demokratie und Verfassung zu schützen. Bizarr: Es
ist die FPÖ, die nun von einer Wertekultur profitiert, die sie selbst
immer wieder in Frage stellt. Ginge es nach ihnen, würde die Justiz
an die Kette gelegt - wie es ihre Gesinnungsgenossen, die
nationalpopulistischen Regierungsparteien in Ungarn und Polen schon
vollzogen haben. Gefährlich könnte das österreichische Wahldebakel
werden, wenn Hofer versucht, sich im Nachgang als Opfer einer Intrige
des Establishments darzustellen - obwohl die Wiener Richter mit ihrem
Urteil gerade deutlich gemacht haben, dass sie auch vor den
Regierenden nicht kuschen. Eine Mobilisierung der Politverdrossenen
wäre nicht auszuschließen - und am Ende gäbe es tatsächlich den
ersten rechtspopulistischen Staatspräsidenten Europas. Apropos
Europa: Für Brüssel kommen die Wiener Verwicklungen zur Unzeit. Der
Brexit-Schock und seine noch unabsehbaren Folgen sorgen im Lager der
Unionisten weiterhin für tiefe Sorgenfalten. Eine zweite
Anti-Europa-Front - diesmal als "Öxit" in der Alpenrepublik - wäre
der GAU.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

594178

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Britische Illusionen Bielefeld (ots) - Es ist eine der großen Wahllügen, die die Brexit-Verfechter den britischen Bürgern auftischten: Es gibt ein Leben ohne die EU, aber immer noch mit Binnenmarkt und allem, was man so brauchen kann. Nach dem Motto »nichts muss, alles kann« versprach man den Bürgern eine Zukunft mit einer Gemeinschaft à la carte: Wir gönnen uns die Freiheiten ohne Auflagen. Die Schweiz und Norwegen wurden als das Paradies beschrieben, Alternativen zu einer Vollmitgliedschaft, bestens geeignet auch für das Vereinigte Königreich. Es wäre mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu dem Thema Lehrstellen Bielefeld (ots) - Das duale Ausbildungssystem in Deutschland mit praktischem Lernen im Betrieb und Theorie-Unterricht in der Berufsschule hat sich seit Jahrzehnten bewährt und ist ein Grund dafür, warum Handwerk und Industrie im internationalen Vergleich so gut dastehen. Deshalb müssen die Alarmglocken schrillen, wenn in Ostwestfalen-Lippe immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben. Denn die Azubis von heute sind die Fachkräfte, die morgen dringend benötigt werden. Die Ausbildungsbetriebe müssen noch deutlicher machen, dass man mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Neuwahlen in Österreich Bielefeld (ots) - Der Schaden für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten war seit dem Wahlkampf und nach der Auszählung sehr groß. Mit ihrem klugen Urteil haben die obersten Richter einen Versuch unternommen, weiteren Schaden zu vermeiden. Denn den hätte es gewiss gegeben, wenn der Anti-FPÖ-Kandidat Alexander Van der Bellen mit dem Makel eines möglichen Wahlbetrugs in die Hofburg eingezogen wäre. Nun soll bei der Wiederholung der Stichwahl im Herbst und der Auszählung der Stimmen alles mit juristisch rechten Dingen zugehen. mehr...

  • Westfalenpost: Trügerische Sicherheit / Kommentar von Torsten Berninghaus zum Todesfall im selbstfahrenden Auto Hagen (ots) - Ein Mensch ist tot, weil er sich auf Maschinen verlassen hat. Für Tesla ist das der GAU, also der größte anzunehmende Unfall. Doch dieser erste Todesfall in einem computergesteuerten Auto erschüttert nicht nur den kalifornischen Hersteller, sondern die gesamte Branche. Denn die Automobil-Industrie hat sich längst entschieden. Emissionsfrei, voll-recycelbar und vor allem selbstfahrend sollen die Wagen der Zukunft sein. Darauf haben alle Hersteller ihre Strategie ausgerichtet. Nun also das, was kommen musste. Die mehr...

  • Westfalenpost: Im entscheidenden Moment fehlte Kraft das Gespür / Kommentar von Tobias Blasius zum Silvester-Untersuchungsausschuss Hagen (ots) - Die Ministerpräsidentin war als Zeugin in den Untersuchungsausschuss des Landtags zur Kölner Silvesternacht geladen. Doch ihr Stuhl fühlte sich so hart an wie eine Anklagebank. Hannelore Kraft sollte zu den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Frauen an einem der prominentesten Plätze des Landes Auskunft geben. Zehn Monate vor der Landtagswahl kann man bei einem solchen Termin nur verlieren. Hannelore Kraft tat eigentlich das, was jedes Handbuch zur Krisenkommunikation empfiehlt: Sie gab sich angemessen zerknirscht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht