(Registrieren)

Rheinische Post: Mindestlohn reicht für Singles in Großstädten oft nicht zum Leben

Geschrieben am 20-06-2016

Düsseldorf (ots) - Für Geringverdiener in den westdeutschen
Ballungsräumen lohnt sich das Arbeiten wegen zu hoher Mieten oft
nicht. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage
der Linken-Fraktion hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Montagausgabe) vorliegt. Demnach bringt ein
Vollzeitjob mit einem Mindestlohn-Stundenverdienst von 8,50 Euro in
vielen westdeutschen Städten vielerorts zu wenig ein, um
Lebenshaltungskosten und Miete zu decken. Der Antwort zufolge erhält
eine alleinstehende Person mit einer Wochenarbeitszeit von 37,7
Stunden und einem Mindestlohn von 8,50 Euro einen monatlichen
Bruttolohn von 1388,62 Euro. Netto bleiben dem Papier zufolge
1040,27 Euro übrig für die Lebenshaltungskosten. Der
durchschnittliche Existenzbedarf alleinstehender Erwerbstätiger
betrage jedoch 1053 Euro und läge damit um 13 Euro über dem Gehalt.
Der Existenzbedarf setze sich zusammen aus dem Hartz-IV-Regelsatz von
404 Euro, den durchschnittlichen Kosten der Unterkunft von 349 Euro
sowie dem Erwerbstätigenfreibetrag von 300 Euro. Letzterer soll
sicherstellen, dass das so genannte Lohnabstandsgebot gewahrt bleibt:
Damit wird garantiert, dass sich Arbeiten mehr lohnt als
Nicht-Arbeiten. In einzelnen Städten ist die Lücke noch größer: Ein
alleinstehender Hartz-IV-Empfänger in München habe Anspruch auf einen
Mietzuschuss von 492 Euro, so das Papier. Dieser Betrag liege um 156
Euro über dem Existenzbedarf aus einem Vollzeit-Job mit Mindestlohn.
In Düsseldorf zahle das Job-Center einen durchschnittlichen
Mietzuschuss von 395 Euro. Auch hier bringe ein Mindestlohn-Job 46
Euro zu wenig ein.

Für den Linken-Politiker Klaus Ernst bedeuten die hohen
Mietbelastungen für Geringverdiener, dass der Mindestlohn deutlich
erhöht werden muss. "In großen Teilen des Westens und in
Ballungsgebieten hängt man mit 8,50 Euro weiter am Tropf des
Staates", sagte er. "Der Mindestlohn muss ganz deutlich höher liegen,
als derzeit durch die Mindestlohnkommission angedacht wird." Der
Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW),
Marcel Fratzscher, forderte, nicht den Mindestlohn stark zu erhöhen,
sondern die Sozialabgaben für Geringverdiener zu senken. "Oberste
Priorität sollte eine Entlastung der Sozialversicherungsbeiträge
sowohl für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen als auch für die
Unternehmen sein", sagte Fratzscher. "Denn nur wenn es wieder
attraktiver wird für Unternehmen Menschen einzustellen und in sie zu
investieren, werden Produktivität und Einkommen gerade der
Geringverdiener steigen können."

www.rp-online.de



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

593330

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Mehr als 3000 "Bufdis" für Flüchtlinge im Einsatz / Noch Plätze frei Düsseldorf (ots) - Den Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug leisten derzeit 3061 Bürger, wie das Bundesfamilienministerium auf Anfrage der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe) mitteilte. 876 dieser Bufdis seien selbst als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Damit ist derzeit lediglich ein knappes Drittel der bis zu 10.000 vorgesehenen Plätze belegt. Das Angebot des Bundesfreiwilligendienstes mit Flüchtlingsbezug gibt es seit Dezember 2015. Die Bufdis mit Flüchtlingsbezug helfen bei der Unterbringung mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Plebisziten Stuttgart (ots) - In der gnadenlosen Vergröberungslogik eines Plebiszits werden eben genau diese Abwägungen zu einem rabiaten und detailblinden Ja oder Nein abgeschliffen. Das etabliert eine neue Art des öffentlichen Dialogs, in dem sich das politische Gespräch zu einem kämpferischen Freund-Feind-Modus vulgarisiert. Nicht nur das schlimme und tödliche Attentat im britischen EU-Wahlkampf, sondern auch die eigenen deutschen Erfahrungen in der Weimarer Republik sollten erkennen lassen, welchen Wert die Zivilisierung des politischen mehr...

  • Schwäbische Zeitung: "Europa wird munter" - Kommentar zum britischen Referendum Ravensburg (ots) - Das schläfrige Europa der Sonntagsreden ist lange vorbei. Jenes Europa, auf das man zwar irgendwie stolz war, weil es Frieden und Freiheit beschert hat, das einem aber nicht so richtig wichtig war. Dieser Gleichmut gegenüber Europa hat sich seit der Finanzkrise, mehr noch seit der Flüchtlingskrise geändert. Jeder kann sehen, was europäisches Handeln oder Zögern bedeutet. Europa ist in der Finanzkrise spät, aber dann energisch vorgegangen. Und hat mit Ausnahme von Griechenland auch in vier angeschlagenen Ländern mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann beleidigt" Bielefeld (ots) - Der Kommentator, der es allen Fußballfans und selbst ernannten Bundestrainern am heimischen Fernseher recht macht, muss wohl erst noch geboren werden. Béla Réthy, Steffen Simon und Co. können ein Lied davon singen. Insofern könnte man all die Kritik, Häme und Pöbeleien, die sich ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann jetzt nach ihren zwei Einsätzen bei der Fußball-EM gefallen lassen muss, beinahe für einen Akt der Gleichberechtigung halten. Doch leider liegt die Sache etwas anders. Denn den meisten Kritikern mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Terror in Belgien Bielefeld (ots) - Belgien könnte aufatmen. Anders als noch vor drei Monaten scheint es dieses Mal gelungen, eine unmittelbare Bedrohung abzuwenden. Im Rahmen der Aufarbeitung des Blutbades am Brüsseler Flughafen und in einem Metro-Zug wurden zahlreiche Fahndungspannen und Fehler der Sicherheitsbehörden bekannt. Nun haben die Behörden rechtzeitig reagiert. Doch auch ohne Tote und Verletzte ist die belgische Hauptstadt getroffen worden. Die Angst hat die Menschen wieder eingeholt. Terror-Experten befürchten, der in Syrien und im Irak mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht