(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Programmentwurf der AfD

Geschrieben am 28-03-2016

Bielefeld (ots) - Für ihre großen Erfolge bei den jüngsten drei
Landtagswahlen hat die AfD kein Grundsatzpogramm gebraucht. Trotzdem
will die Partei ein solches beschließen. Seit Donnerstag liegt
der offizielle, mit Deckblatt und Inhaltsverzeichnis 78 Seiten starke
Entwurf vor. Wer ihn gründlich liest, stellt fest: Die AfD will nicht
nur eine »Alternative für Deutschland« sein, sie will ein anderes
Deutschland schaffen. Im Ton ist der Text in weiten Passagen vom
tiefen Misstrauen gegenüber den staatlichen Institutionen und den
politischen Entscheidungsträgern geprägt. Inhaltlich versucht die
AfD die Quadratur des Kreises: Einerseits strebt die Partei mit
Volldampf zurück in die Vergangenheit des späten 20. Jahrhunderts
(Abkehr vom Euro, Wiedereinführung der Wehrpflicht, Rückkehr zum
alten Familienbild), um zugleich die Geschichte der
Bundesrepublik (Westbindung, europäische Integration, repräsentative
Demokratie) zu negieren. »Wir sind Liberale und Konservative« heißt
es in der Präambel. Was dann folgt, ist eine wilde Mischung aus den
verschiedensten Konzepten mit Zielen, die nicht frei von
Widersprüchen sind. So bleibt ungeklärt, wie sich das
»uneingeschränkte Bekenntnis zur Religionsfreiheit« und der besondere
Umgang mit dem Islam miteinander vereinbaren lassen sollen. Auch der
Versuch einer Neudefinition von Artikel 5 des Grundgesetzes, der
Meinungs- wie Pressefreiheit sichert, wirft Fragen auf. Im Entwurf
heißt es: »Tatsachen sollen als solche benannt und nicht aus
politischen Gründen verschleiert werden: Schluss mit: 'Politischer
Korrektheit'.« Bloß, wer bitte legt das fest? Die AfD-Kernthese
lautet: Das deutsche Volk ist seiner Souveränität beraubt. So steht
bereits auf Seite 3: »Heimlicher Souverän ist eine kleine,
machtvolle politische Führungsgruppe innerhalb der Parteien. Sie hat
die Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte zu verantworten. Es hat
sich eine politische Klasse von Berufspolitikern herausgebildet,
deren vordringliches Interesse ihrer Macht, ihrem Status und ihrem
materiellen Wohlergehen gilt.« Warum ausgerechnet eine neue Partei
mit neuen Berufspolitikern das ändern sollte, steht dort nicht.
Formal gesehen kann jedes der mehr als 20 000 AfD-Mitglieder
beim Bundesparteitag am 30. April und am 1. Mai in Stuttgart über das
Programm mitdiskutieren, Änderungsanträge einbringen und
abstimmen. Wie das Programm am Ende aber auch genau lauten
mag: Für die AfD dürfte die Zeit zu Ende gehen, in der sie für ihre
Triumphe nicht viel mehr machen musste als dagegen zu sein. Dahin
ist dann der Nimbus der reinen Protestpartei. Eng werden dürfte es
auch für die oft gehörte Antwort der AfD: »Dafür haben wir kein
Programm.« Viel wichtiger noch: Die Wähler bekommen erstmals die
Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen, was die AfD will.
Sie können die Partei endlich beim Wort nehmen - und machen
hoffentlich reichlich Gebrauch davon. Die Sache muss jede Mühe wert
sein - geht es doch um unser Land und unsere Demokratie.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

587859

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) Anschlag in Lahore Bielefeld (ots) - Wie perfide muss der Glaube fanatischer Terroristen der pakistanischen Gruppe Jamaat ul-Ahrar sein, wenn sie Kinder, Frauen und Männer mit Metallschrauben zersieben? Wie Schrapnelle schnellten die Geschosse am Ostersonntag durch einen Park in Lahore. Christliche Familien hatten sich dort zur friedlichen Osterfeier getroffen. Sie hatten keine Chance. Der 28 Jahre alte Attentäter, offenbar ein Religionslehrer, hatte sich längst für Massenmord an mindestens 72 Menschen entschieden. Terror als Ultima Ratio gewaltbereiter mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Die neue Hilfspolizei = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Nach dem Kölner Silvester-Chaos hat auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) begriffen, dass seine Polizei mehr Präsenz zeigen muss. Plötzlich kann er gar nicht mehr so viele Polizisten ausbilden, wie er auf die Straße schicken will. Also führt er den "Polizei-Verwaltungsassistenten" ein: Preisgünstige Kräfte für den Innendienst, damit die "richtigen" Polizisten weniger Zeit am Schreibtisch verbringen. Gut so. Peinlich für Jäger ist nur, dass die CDU das schon seit drei Jahren fordert. Eigentlich müsste der "Polizei-Verwaltungsassistent" mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Belgisches Staatsversagen = Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - In dieser einen Woche nach den Brüsseler Terroranschlägen haben sich Ungereimtheiten und Desorganisation der staatlichen Stellen in Belgien derart gehäuft, dass sich ganz Europa Sorgen machen muss. Belgien mit seinem komplizierten Staatsgefüge, seiner kafkaesken Liebe zur Bürokratie, seiner bequemen Nachlässigkeit scheint völlig überfordert zu sein mit den Ermittlungen, mit dem Schutz der Bevölkerung, mit der Integration der Migranten, mit dem sozialen Ausgleich im Land. Wenn Behörden eine Woche danach nicht einmal mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Der Sound von Berlin / Kommentar von Joachim Fahrun zu Berliner Konzert-App Berlin (ots) - Wer einmal versucht hat, für einen x-beliebigen Donnerstag in drei Wochen ein Komplettangebot über Bands und DJs zu sichten, erkennt die Lücken, die das verfügbare Kulturangebot Berlins in seiner digitalen Präsentation noch aufweist. Hier Abhilfe zu schaffen, dürfte gerade mit Blick auf zeitlich doch eher unflexible Touristen Sinn machen. Das Geld aus der City Tax ist damit gut angelegt. Es sei denn, die geplante Konzert-App funktioniert später doch nicht. Oder Musiker, Konzertveranstalter und Clubbetreiber können mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: In der Verantwortung - Kommentar von SUSANNE GÜSTEN Karlsruhe (ots) - . Die Europäer wollen sich den ungebetenen Zustrom von Menschen vom Leib halten, gleichzeitig aber die Menschenrechte achten, einigermaßen zumindest. Die Idee, die ungesteuerte Migration über die Ägäis durch die legale Übernahme einer begrenzten Zahl von Flüchtlingen aus der Türkei zu ersetzen, soll diesen Widerspruch auflösen. Allerdings bringt diese Lösung etwas mit sich, was vielleicht nicht alle EU-Politiker bedacht haben. Der Deal gibt der Europäischen Union auch Verantwortung für das, was in der Türkei geschieht. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht