(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Koalition streitet erneut über Asylpaket II

Geschrieben am 07-02-2016

Cottbus (ots) - Vermag sich diese Große Koalition nicht einmal
mehr auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen? Wer den
neuerlichen Streit zwischen SPD und Union über das Asylpaket II
registriert hat, der kann eigentlich nur noch verständnislos den Kopf
schütteln über so viel politische Unfähigkeit. Zur Erinnerung: Gut
drei Monate ist es jetzt her, dass sich die Spitzen der
Regierungsparteien im Grundsatz auf beschleunigte Asylverfahren,
erleichterte Abschiebungen und Einschränkungen beim Familiennachzug
verständigt haben. Doch anstatt die Verabredung zügig in Paragrafen
zu gießen, blockierte man sich wechselseitig in Detailfragen. Ende
Januar dann stieg endlich weißer Rauch auf. Aber der schöne Schein
trog. SPD-Chef Sigmar Gabriel wollte am Wochenende erst über die
Medien von angeblich gravierenden Änderungen des Gesetzentwurfs
erfahren haben. Auch Anhänger der Sozialdemokraten dürften sich die
Haare raufen über dieses seltsame Gebaren. Professionalität geht
anders. Schließlich lag das Papier auch den zuständigen SPD-Ressorts
vor. Die Vermutung, die Union könnte den Text womöglich still und
heimlich verändert haben, mutet deshalb wie eine Nebelkerze an. Das
Problem besteht eher darin, dass die Genossen zwar auch lautstark
nach einer Begrenzung der Flüchtlingsströme rufen, sich aber sehr
schwer damit tun, wenn es konkret wird. Schon im November hatte
Gabriel dem Vorhaben zugestimmt, den Familiennachzug für Flüchtlinge,
die aus einem Kriegsgebiet kommen, aber nicht selbst politisch oder
religiös verfolgt sind, für zwei Jahre auszusetzen. Betroffen ist
eine Minderheit. Fachleute gehen von etwa jedem fünften syrischen
Flüchtling aus. Der Anteil Minderjähriger, die ohne ihre Eltern den
gefährlichen Weg nach Europa auf sich genommen haben, ist noch
deutlich geringer. Das wirft einerseits die Frage auf, warum bei
ihnen überhaupt um den Familiennachzug gestritten wird, wenn sich
damit nur wenig an den Flüchtlingszahlen ändert. Wer allerdings auch
solche Restriktionen ablehnt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob
es ihm wirklich ernst mit einer Entspannung der Flüchtlingssituation
in Deutschland ist. Auch lässt sich die Gefahr nicht von der Hand
weisen, dass Schlepper ein Geschäftsmodell aus der Flucht von Kindern
und dem Nachzug ihrer Eltern machen könnten. Im Übrigen haben gerade
unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge vergleichsweise gute Chancen
für eine Integration, weil sie vom System der Jugendhilfe am
stärksten profitieren können und häufig in Pflegefamilien
untergebracht werden. Vor diesem Hintergrund sollte Schwarz-Rot
endlich in der Lage sein, das absurde Theater zu beenden. Der
angerichtete Schaden lässt sich ohnehin kaum mehr reparieren. Er ist
Wasser auf die Mühlen von Pegida und Co.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

584808

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Zu Pegida-Aktionen Cottbus (ots) - Die rechtspopulistische Internationale ist wohl doch eher schwach auf der Brust. Die Abendlandretter von Pegida sind es jedenfalls. Es war schon dreist von der Führung der selbst ernannten "patriotischen Europäer", ihren Anhängern einen internationalen Aktionstag zu versprechen. Und dann eine so magere Show zu liefern. Gezeigt hat das große Tamtam um die "Festung Europa" vor allem eines: Die Granden der europäischen Rechten wollen mit Lutz Bachmann und seiner Truppe nichts zu tun haben. Wozu sollte Marine mehr...

  • Gäste im ARD-Morgenmagazin am 08.02.2016 Köln (ots) - Das Erste, Montag, 8. Februar 2016, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin 7:05 Uhr, Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende, Thema: Merkel-Besuch in der Türke Pressekontakt: WDR Presse und und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7120 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Streit ums Asylpaket II Entscheidungen im Hauruckverfahren Martin fröhlich Bielefeld (ots) - Anfangs klang es nach einem Scherz. Doch dafür ist das Thema zu ernst. Es ist tatsächlich so, dass SPD-Chef Sigmar Gabriel gesagt hat, das Asylpaket sei so nicht mit der SPD abgestimmt gewesen. Konkret geht es ihm um den Familiennachzug bei Flüchtlingen mit subsidiärem Schutz. Den schränkt das Gesetz vorübergehend ein. Doch die SPD beharrt darauf, dass die Einschränkung nicht für unbegleitete Minderjährige gilt. So war es abgesprochen, sagt der Vizekanzler, doch im Gesetz steht es nicht drin. Was ist passiert hinter mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Zynisches Kalkül / Kommentar von Axel Zacharias zu den fortgesetzten russischen Bombardements in Syrien und den daraus resultierenden Flüchtlingsströmen Weimar (ots) - Derzeit haben Verschwörungstheorien Konjunktur und täglich sind neue zu hören. Man muss ihnen mit Vorsicht begegnen. Immer mehr aber schält sich ein Konzept heraus, das den Rahmen einer der vielen Verschwörungstheorien zu sprengen scheint: Russlands Bombardements in Syrien sorgen stabil für die massenhaften Flüchtlingsströme in und aus Syrien. Das zynische Kalkül des Ex-Geheimdienstlers Wladimir Putin ist es offenbar, mithilfe dieser mutwillig erzeugten Flüchtlingsströme die im Kreml-Interesse liegende Destabilisierung mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Mutterseelenallein - Jugendliche Flüchtlinge als Quartiermacher / Leitartikel von Gerlinde Sommer zum Hickhack um das Asylpaket II und die unbegleiteten jugendlichen Flücht Weimar (ots) - Frauen und Kinder zuerst: Das ist der alte Seemannsspruch. Auf der Flucht aber gilt oft: Heranwachsende Söhne haben die besseren Überlebenschancen auf der gefährlichen Reise Richtung Deutschland. Das aber will vielen Menschen hierzulande nicht einleuchten. Ihre Hilfsbereitschaft gilt Frauen und Kindern. Heranwachsende allein auf die gefährliche und teure Reise zu schicken, damit sie Quartier machen für den Rest der Familie: Diese Praxis führt hierzulande schnell zu Hochrechnungen, die angesichts der großen Zahlen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht