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Schwäbische Zeitung: Terror-Rentner in Geldnöten - Leitartikel zu RAF-Terroristen

Geschrieben am 19-01-2016

Ravensburg (ots) - Hinter der Meldung, dass Terroristen der
dritten RAF-Generation im Verdacht zweier Raubüberfälle stehen,
verbirgt sich eine grandiose Blamage des deutschen
Sicherheitsapparates. Man kann diese Blamage auch als Frage
formulieren: Wie kann es sein, dass Schwerbrecher nach Jahrzehnten
noch nicht gefasst sind?

Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass die Geschichte des
Linksterrorismus in Deutschland in der breiten Öffentlichkeit als
abgeschlossen gilt. Allenfalls die Erinnerung an den "Deutschen
Herbst" des Jahres 1977 ist einigermaßen wach geblieben. Er bildete
den Höhepunkt der Terrorwelle - mit der Entführung der
Lufthansa-Maschine "Landshut", mit den Selbstmorden der in Stammheim
inhaftierten RAF-Terroristen, mit der Ermordung des
Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Was davor war, was
danach kam, verliert sich langsam im historischen Dunstkreis.

Doch als die RAF im Jahr 1998 offiziell ihre Auflösung erklärte,
waren schwerste Verbrechen, darunter zehn Morde, ungeklärt. Sie sind
es bis heute geblieben. Der Polizei ist es nicht gelungen, auch nur
einen einzigen Verdächtigen, eine einzige Verdächtige, festzunehmen.
Die Fahnder haben den Anschein erweckt, dass die Akte RAF-Terror
geschlossen sei. Jedenfalls war der harte Fahndungsdruck weg. Wer die
generell extrem hohe Aufklärungsquote bei Kapitalverbrechen zur
Kenntnis nimmt, kann da eigentlich nur ungläubig den Kopf schütteln.

Jetzt könnte den Terror-Rentnern der Versuch, ihre Geldnot durch
Raubüberfälle zu lindern, zum Verhängnis werden. Sie haben ihren
Phantom-Status verloren, und es dürfte nach aller Erfahrung eine
Frage der Zeit sein, bis sie gefasst sind. Spätestens dann muss die
Akte RAF wieder komplett geöffnet werden. Zu den für die Angehörigen
der Opfer widerlichsten Begleitumständen zählt ja das eisige
Schweigen der bisher gefassten Mörder. Es hat die Aufklärung
schlimmster Verbrechen verhindert. Der Staat schuldet aber diese
Aufklärung - den Angehörigen und sich selbst.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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