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Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner über den Hunger in Syrien

Geschrieben am 11-01-2016

Bremen (ots) - Hunger ist eine Waffe, seit es Kriege gibt. Die
alten Griechen hackten die Olivenbaum-Haine vor belagerten Städten
um, die Römer versalzten die Felder in aufständischen Provinzen.
Hunger öffnete uneinnehmbare Burgen, Hunger entvölkerte ganze
Landstriche. Hunger ist die erste Massenvernichtungswaffe der
Menschheit gewesen und bis heute ihre effektivste. Hunger löschte
mehr Leben aus als alle Schwerter, Gewehre und (Atom-)Bomben
zusammen. Allein bei der 900-tägigen Belagerung von Leningrad raffte
er fast eine Million Menschen dahin. Hunger ist kein
"Kollateralschaden" wie versehentlich bombardierte Krankenhäuser,
Botschaften, Hochzeitsgesellschaften. Hunger wird ganz gezielt
eingesetzt, um Widerstand und Moral zu brechen, indem er wahllos
tötet: Soldaten wie Zivilisten, Frauen wie Männer, Säuglinge wie
Greise. Das funktioniert genau so wie Terrorismus. Natürlich ist
diese Art von Kriegführung verbrecherisch und von der
Weltgemeinschaft geächtet. Trotzdem wird sie weltweit immer wieder
angewandt, von Biafra bis Bosnien, selbstredend auch in Syrien - von
allen Kriegsparteien. Und doch ist der Hunger für Diktator Assad eine
stärkere Waffe als für die Rebellen, denn er kontrolliert die
Verteilung der meisten humanitären Hilfslieferungen, die ja nach wie
vor ins Land kommen. Die Versorgung des ausgehungerten Städtchens
Madaja ist nichts weiter als ein Deal, der ihm womöglich an einer
anderen Front in diesem Bürgerkrieg nutzt. Genaugenommen ist deshalb
die Vermittlung durch die UN auch die Tolerierung eines monströsen
Verbrechens. Den großen Militärmächten, die sich bislang auf das
Bombardieren vermeintlicher Stellungen der Terrormiliz Daesch
beschränken, könnte man sogar Tötung durch Unterlassen vorwerfen.
Denn natürlich sind sie auch in der Lage, Orte wie Madaja aus der
Luft zu versorgen. Dass dies effektiv und ohne allzu großes Risiko
geht, haben sie schon vor zwei Jahrzehnten in Sarajevo und Mostar
bewiesen; ihre Transporter könnten die gleichen türkischen Basen
benutzen wie die Bomber. Sicher, eine Doppelstrategie - aber eine
glaubwürdige und nachvollziehbare.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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