(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Flüchtlinge"

Geschrieben am 28-10-2015

Bielefeld (ots) - Man könnte meinen, der Streit um den richtigen
Weg in der Flüchtlingspolitik sei ein rein unionsinterner. Deshalb,
weil der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wie kein anderer die
Auseinandersetzung mit der Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel
anheizt. Doch wahr ist: Längst hat dieser Konflikt das schwarz-rote
Bündnis als Ganzes erfasst. Auch wenn die SPD so tut, als schaute sie
nur zu, steht für alle viel auf dem Spiel. Erstens belasten die
bayerischen Attacken und Forderungen das Koalitionsklima insgesamt.
Daran besteht kein Zweifel. Zweitens wird auch die SPD bald Farbe
bekennen müssen, auf wessen Seite sie tatsächlich steht. Immer noch
auf der Merkels, die zur Geduld mahnt? Oder vielleicht doch schon in
einem gewissen Maße auf der von Seehofer? Zumindest gibt es viele
sozialdemokratische Bürgermeister und Landräte, die mittlerweile
wegen des anhaltenden Flüchtlingsansturms die Positionen des
bayerischen Ministerpräsidenten unterschreiben würden und der eigenen
Parteiführung Dampf machen. Nur ist das öffentliche Augenmerk im
Moment auf das Gepolter in der Union gerichtet. Am Wochenende wird
der Koalitionsgipfel deshalb ein Krisengipfel sein. Das steht fest.
So friedlich die Asylbeschleunigungsgesetze von Schwarz-Rot im
Bundestag verabschiedet worden sind, so heikel ist jetzt für alle
Beteiligten die Anschlussfrage: Was muss dringend noch getan werden,
da doch immer mehr Kommunen die Belastungsgrenze erreicht haben und
nicht mehr ein noch aus wissen? Die Antworten beinhalten den
Sprengstoff, der die Koalition zerreißen könnte. Siehe Transitzonen.
Die SPD lehnt sie ab, die CSU fordert sie unbedingt, und die CDU sagt
Ja dazu, um die Schwester zu beschwichtigen. Der schwarz-rote Streit
über das Verfahren an den Landesgrenzen ist ein erster Beleg dafür,
dass die Flüchtlingskrise die Koalitionäre zusehends in
parteipolitischen Gräben zurückdrängt. Die Gemeinsamkeiten bei der
Bewältigung der Krise scheinen bereits aufgebraucht zu sein. Und die
Gräben werden tiefer werden, falls sich die Lage über den Winter
nicht entspannen sollte und die beschlossenen Gesetze ihre Wirkung
eventuell verfehlen. In den zwei Jahren nach der Bundestagswahl hat
Schwarz-Rot sicherlich schon viele Konflikte durchgestanden:
Mindestlohn, Rente, Frauenquote, Maut. Doch die Flüchtlingskrise ist
kein normaler politischer Vorgang, bei dem man allein das Für und
Wider abwägen muss, um zu einem Ergebnis zu kommen. Oder aber die
Interessen der eigenen Klientel geltend machen kann. Sie ist eine
Herausforderung von gigantischem Ausmaß. CDU, CSU und SPD müssen
somit auch zeigen, inwieweit sie noch den Willen haben, gemeinsam zu
handeln. Darauf kommt es an. Deswegen könnte dieses Wochenende
entscheidend werden - auch für die Zukunft von Schwarz-Rot.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

578472

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Vabanque-Spiel der USA = Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Better the devil you know - nimm den Teufel, den du kennst. Die Briten sind in ihrem außenpolitischen Pragmatismus oft nach dieser Regel verfahren. US-Präsident Barack Obama scheint ihnen zu folgen. Zusammen mit dem Iran, Russland und Diktator Assad versucht er, den syrischen Bürgerkrieg zu beenden. Der größere Teufel ist offenbar der Islamische Staat, der inzwischen im Irak und in Syrien ein Gebiet mit der Fläche Großbritanniens kontrolliert. Doch die Strategie ist hochriskant. Selbst wenn die USA den IS besiegen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Das Problem Rente = Von Georg Winters Düsseldorf (ots) - Niemand sollte den Rentnern von heute die kräftige Rentensteigerung 2016 missgönnen. Erstens haben die Generationen dafür hart gearbeitet, zweitens folgt die Erhöhung der gesetzlichen Rentenformel. Mit Bescherung hat das nichts zu tun, sondern mit einfacher Arithmetik. Gleichzeitig sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass die fetten Jahre bald vorbei sein werden. Die Rücklagen in der Rentenversicherung werden schmelzen, Beitragserhöhungen sind nur noch eine Frage der Zeit. Schuld daran ist die Rentenpolitik mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Flüchtlingskrise braucht Immobilien-Experten = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Die ganze Hilflosigkeit der deutschen Verwaltung angesichts der Flüchtlingsmassen wird nirgends so sichtbar wie bei deren Unterbringung. Da werden Turnhallen beschlagnahmt, teure Hotels angemietet, und selbst die notdürftig aufgebauten Zeltstädte platzen aus allen Nähten. Was nicht einmal als Provisorium funktioniert, droht auch noch Dauerlösung zu werden: Viele Flüchtlinge werden noch auf Jahre in Deutschland bleiben, ohne Miete zahlen zu können. Aber der Neubau von Sozialwohnungen dauert mindestens zwei Jahre. mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Washingtons Kehrtwende - Kommentar von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Vier Jahre lang ignorierte Amerika Teheran wegen der einseitigen, auch militärischen Unterstützung Assads. Jetzt stimmte US-Präsident Barack Obama der Teilnahme Irans an den morgigen Friedensgesprächen in Wien zu. Entgegen allen bisherigen Beteuerungen ist Amerika jetzt bereit, Bodentruppen in Syrien einzusetzen; wenn auch in vorerst sehr begrenztem Umfang. Mit dem Ziel, zusammen mit gemäßigten Anti-Assad-Kämpfern die radikale Terrormiliz "Islamistischer Staat" (IS) erfolgreicher als bislang zu bekämpfen. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Endlich mal was Positives Deutliches Rentenplus für Senioren Cottbus (ots) - Den gut 20 Millionen Senioren im Land winkt im kommenden Jahr ein rekordverdächtiges Plus bei ihren Altersbezügen. Mit einer vermeintlichen Großzügigkeit der Bundesregierung hat das freilich nichts zu tun. Grundsätzlich folgt die Rentenanpassung der Entwicklung der Löhne. Und die haben ordentlich zugelegt. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass auch die Ruheständler an der guten wirtschaftlichen Entwicklung im Land teilhaben. Schließlich mussten sie in der Vergangenheit auch ökonomische Flauten mit gleich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht