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Weser-Kurier: Über den Friedenspreis des Buchhandels schreibt Iris Hetscher:

Geschrieben am 18-10-2015

Bremen (ots) - Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels wusste,
worauf er sich einlässt. Navid Kermani, dem die Vereinigung ihren
diesjährigen Friedenspreis verliehen hat, machte bereits 2014 mit
einer fulminanten Rede auf sich aufmerksam. Zum 65. Geburtstag des
Grundgesetzes hatte er im Bundestag erklärt, Deutschland habe das
Recht auf Asyl quasi abgeschafft und engagiere sich nicht genug für
die Flüchtlinge, die aus den zerbrochenen Staaten des Nahen Ostens
Schutz in Europa suchten. Das war am 23. Mai 2014 und sorgte ein paar
Tage lang für Rauschen im Blätterwald. Fast eineinhalb Jahre später
ist Europa mit einer Völkerwanderung konfrontiert, und das Nachdenken
über langfristige Lösungen gilt endlich nicht mehr nur als Aufgabe
von Schöngeistern, sondern von Realpolitikern. Kermani, Deutscher mit
iranischen Wurzeln und intellektueller Wanderer zwischen Okzident und
Orient, legte daher mit seiner Dankesrede nach und zeigte erneut,
dass er seine luziden Gedanken in ebenso deutliche wie bewegende
Worte kleiden kann. Er scheute sich nicht, es menscheln zu lassen,
indem er von zwei christlichen Patern erzählte, die in ihrem Kloster
in Syrien seit Jahren die Versöhnung der Weltreligionen Islam und
Christentum versuchen und vom IS verschleppt wurden. Er schrieb den
islamischen Ländern ins Stammbuch, den heutigen "religiösen
Faschismus" erst möglich gemacht zu haben durch das denkfaule
Negieren ihrer jahrhundertealten toleranten Hochkultur. Schließlich
fragte er kühn: "Darf ein Friedenspreisträger zum Krieg aufrufen?"
Das ging an die Adresse des Westens. Denn hier grassieren ebenfalls
Denkfaulheit und Doppelzüngigkeit, auch, weil Waffengeschäfte mit dem
langjährigen IS-Untersützer Saudi-Arabien so lukrativ sind. Solche
unappetitlichen Allianzen müssen jetzt endlich auf den Prüfstand,
damit der Horror in Syrien beendet werden kann. Das wünscht sich
nicht nur Navid Kermani, damit spricht er vielen aus dem Herzen. Der
Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat eine große
Rede gehalten, wahrscheinlich die wichtigste des Jahres.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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