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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Türkei"

Geschrieben am 11-10-2015

Bielefeld (ots) - Der Nahe Osten brennt. Vor wenigen Jahren hätte
dieser Satz allein Assoziationen mit Israel und seinen Gegnern rundum
wachgerufen. Heute kommt dem hochgerüsteten Zwergstaat nur noch eine
Nebenrolle zu. Der schwerste Anschlag in der jüngeren Geschichte der
Türkei am Samstagmorgen vor dem Hauptbahnhof von Ankara nährt die
schlimmsten Befürchtungen. Hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS)
zum zweiten Mal ihre Selbstmordattentäter jenseits der Grenze
eingesetzt? Was wir sehen und wissen, ist Terror von Pakistan und
Afghanistan über Tschetschenien, Irak, Syrien, Teile von Ägypten und
über Libyen hinaus bis Subsahara. Meldungen von immer neuem Blutzoll
stecken die Dimensionen ab, gegen die der Israelkonflikt zum
Nachbarschaftsstreit herabsinkt. Weshalb also erregt der Anschlag von
Ankara mit »nur« um die 100 Todesopfern so viel Aufsehen, wo doch
allein in Syrien schon 250 000 Menschen starben und dort die
größte Völkerwanderung der Neuzeit losgetreten wurde? Die Antwort:
Weil dieser Anschlag vermutlich nie überzeugend für alle aufgeklärt
wird und jeder Erklärungsversuch größere Feuer schürt, die die
Türkei am Ende in den längst begonnenen großen Nahostkonflikt ziehen.
Die um ihre Mehrheit fürchtende Regierung des nach Allmacht
strebenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bietet drei
Erklärungsmuster an: Islamischer Staat, die kurdische PKK oder
Linksterroristen. Alle Regierungsgegner - und sie hatten bei der
Wahl im Mai die Mehrheit - eint die Überzeugung, dass Erdogans
rechtsgewirkte Clique das eigene Staatsvolk in die Luft sprengt, egal
was dessen Ermittler der Öffentlichkeit erklären. Die großen
westlichen Länder können und wollen sich Erdogan als wahren
Drahtzieher nicht vorstellen, halten sich aber abgesehen von
Beileidsbekunden mit Analysen vornehm zurück. Kurzum: Wir wissen es
nicht, sehen aber nach den gescheiterten Versuchen zur
Regierungsbildung ein in die Unregierbarkeit taumelndes Land. Nicht
einmal von den früher zum Eingreifen bereiten Militärs ist eine
Lösung zu erwarten. Denn die Türkei ist längst im Krieg - gegen die
Kurden, gegen das Regime Assad und damit auch gegen Russland, dessen
neue aggressive Außenpolitik sich jetzt auf Syrien stürzt. Immer
deutlicher wird, dass sich Putins Kampfpflugzeuge dort gegen die
gemäßigten Rebellen richten und den IS noch gewähren lassen. In der
Türkei selbst ist die politische Lage dermaßen aufgeladen, dass
Gerüchte über polizeiliches Handeln beziehungsweise Unterlassen wild
ins Kraut schießen. Das Sicherheitsgefühl der am 1. November erneut -
und unnötig - zur Wahl gerufenen Bevölkerung ist unterhöhlt und die
politische Debatte radikalisiert. Fragen wir besser nicht, was das
für alle Maßnahmen Europas zur Eindämmung des Flüchtlingsansturms
bedeutet.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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