(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gauck in den USA

Geschrieben am 07-10-2015

Bielefeld (ots) - Für Bundespräsident Joachim Gauck ging mit dem
Besuch im Weißen Haus ein Lebenstraum in Erfüllung. Seine
Wertschätzung der Vereinigten Staaten teilt der Pfarrer aus Rostock
mit der Pfarrerstochter aus Templin. Weil Gauck und Merkel das Fehlen
von Freiheit am eigenen Leib kennengelernt haben, wissen sie deren
Wert anders zu schätzen. Zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung
hätte es kaum einen besseren Botschafter geben können, US-Präsident
Obama den Dank der Deutschen für die Hilfe der Amerikaner bei der
Überwindung zweier Diktaturen und der Teilung zu überbringen. Gauck
empfindet ihn von Herzen.

Den Bundespräsidenten schmerzt ganz besonders, dass die
transatlantischen Beziehungen Rost angesetzt haben. In erfrischender
Offenheit sprach er die Symptome des Unbehagens an. Auf Seiten der
Europäer sind es die Lauschangriffe der NSA Guantanamo und
militärische Interventionen. Die Amerikaner dagegen verstehen nicht,
warum sie weitgehend die militärischen Lasten schultern sollen und
die Europäer nicht entschieden genug gegen Bedrohungen der inneren
Sicherheit vorgingen.

Aus dem Mund Gaucks klingt es glaubwürdig, wenn der USA-Freund
postuliert, die USA seien trotz mancher »Irrwege« der vergangenen
Jahre immer ein Partner gewesen, auf dessen »Willen zur Verteidigung
der Freiheit« er sich verlassen habe.

Angesichts der Krisen, die sich rund um Europa zusammenbrauten,
aber auch wegen der Rückkehr nationaler Egoismen sei die
transatlantische Wertegemeinschaft das beste Gegenmittel. In einer
Grundsatzrede an der Elite-Universität von Pennsylvania wagt Gauck
die These, dieses Bündnis bleibe essentiell für eine erfolgreiche
Bewältigung der großen Krisen in der Welt. Bei den Gesprächen mit
Präsident Obama und Außenminister Kerry ging es dann ganz konkret um
diese Krisenherde: Das Flüchtlingsdrama im Mittleren Osten und
Nordafrika, der Krieg in Syrien und die Ukraine. Der kritische
Hinweis Gaucks an die Mitverantwortung der USA für die
Flüchtlingsströme und sein Appell an die Supermacht, ihr gerecht zu
werden, zeigt, wo die Sonntagsrede aufhört und der transatlantische
Alltag weitergeht.

Dasselbe gilt für Gaucks Warnung, es funktioniere nicht, wenn
Deutschland international mehr und die USA weniger täten. Angesichts
der tatsächlichen Verteilung der Sicherheitslasten ist das eine
leicht verzerrte Wahrnehmung. Das als Gastgeschenk mitgebrachte
Mauerstück erinnert daran, was Europa und die USA gemeinsam erreicht
haben und noch erreichen können. Aber auch, dass Freiheit und
Sicherheit immer zusammengehören.

Vielleicht bringt Joachim Gauck von seiner Pilgerreise zu den
Ikonen der Freiheit die Einsicht mit zurück, dass es in Europa hohe
Zeit wird, sich mit der Sicherheit ein wenig intensiver zu
beschäftigen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

577082

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel und Hollande Bielefeld (ots) - Das Bild erscheint längst gewohnt - und doch ist es ein Beleg für eine historische Entwicklung, die untrennbar mit Europa verbunden bleibt: die deutsche Kanzlerin und der französische Staatspräsident, nebeneinander in dem Parlament, in dem die Vertreter von 508 Millionen Europäern aus 28 Mitgliedstaaten sitzen. Man mag über den Inhalt der beiden Reden streiten. Aber der geschichtliche Rückblick macht aus der Selbstverständlichkeit eine Errungenschaft, deren große Bedeutung beim Blick über die Grenzen wieder auffällt. mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Wie ein Erdbeben - Weltfußballverband am Tiefpunkt / Kommentar von Axel Lukacsek zur aktuellen Entwicklung beim Weltfußballverband Fifa Weimar (ots) - Der Chef? Gesperrt. Der wohl heißeste Kandidat auf dessen Nachfolge? Aus dem Verkehr gezogen. Der Generalsekretär? Ebenfalls gesperrt. Chung Mong Joon war auch ein Kandidat für das Präsidentenamt. Er bekam gleich sechs Jahre aufgebrummt. Über dem Weltfußball-Verband sind keine Gewitterwolken aufgezogen, er ist von einem Beben erschüttert worden. Überrascht ist indes niemand. Jahrelang nämlich hatte der Seismograph verdächtige Aktivitäten aufgezeichnet. Überraschend ist - wenn überhaupt - die Tatsache, dass tatsächlich mehr...

  • rbb-Inforadio: Berliner Sportmanager Niroomand fordert: "Finger weg von den Sportstätten!" Berlin (ots) - Der Sprecher der Initiative "Sportmetrople Berlin", Kaweh Niroomand, hat vom Senat gefordert, keine weiteren Sporthallen zu schließen, um Flüchtlinge unterzubringen. Entscheidend sei, "dass die Rolle Berlins als Sportstadt Nummer 1 in Deutschland nicht verloren geht", sagte der Manager der BR Volleys am Freitag im rbb-Inforadio: "Ich würde mir sogar wünschen, da wir ja die Sportstadt Nummer 1 sind, das ist mein großer Wunsch, dass ein offizielles Bekenntnis vom Senat kommt, dass man sagt: Sporthallen werden nicht mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Merkel ohne Plan - Kanzlerin lässt permanenten Rechtsbruch zu / Leitartikel von Bernd Hilder zum TV-Auftritt der Kanzlerin in Sachen Flüchtlinge Weimar (ots) - Hilflos, planlos, machtlos. So kann man den ungewohnt redseligen und angesichts der ausufernden Flüchtlingskrise seltsam gut gelaunten, von kritischen Nachfragen weitgehend ungestörten Monolog von Angela Merkel bei Anne Will zusammenfassen. Zunehmender Realitätsverlust und überstarke Ichbezogenheit kann man der Kanzlerin ebenfalls attestieren, deren Fernsehauftritt erneut wie ein globaler Aufruf an Flüchtlinge wirkte, nach Deutschland zu kommen. Eine Kanzlerin, die sich selbst als machtlos bezeichnet, wenn es mehr...

  • Rheinische Post: In Düsseldorf sind 5021 Flüchtlinge untergebracht, in Köln 4422 Düsseldorf (ots) - Die Zahl der Flüchtlinge in den nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden ist im vergangenen Monat drastisch gestiegen. Dies geht aus den neuesten Zahlen der für die Verteilung der Flüchtlinge zuständigen Bezirksregierung Arnsberg hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Freitagausgabe) vorliegen. Demnach sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt 5021 Flüchtlinge nach Düsseldorf gekommen. Von ihnen sind über 2000 Menschen in Notunterkünften des Landes untergebracht. Dazu mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht