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NOZ: Interviews mit Christian Wulff, früherer Bundespräsident

Geschrieben am 11-09-2015

Osnabrück (ots) - Wulff strebt wieder aktive Rolle an

Alt-Präsident will sich als Handelnder Themen der Zukunft widmen -
"Ohne Rachegelüste" - Mit seiner Frau auf neue Weise wieder vereint

Osnabrück. Anderthalb Jahre nach seinem Freispruch strebt
Christian Wulff wieder nach einer aktiven Rolle in Gesellschaft und
Öffentlichkeit. Der frühere Bundespräsident sagte in einem in der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) exklusiv vorab erscheinenden
Interview mit dem Publizisten Manfred Bissinger, "ich will weder
Opfer noch Märtyrer sein, sondern wieder Akteur und Handelnder
werden". Dies geschehe "selbstkritisch und ohne Rachegelüste, gegen
niemanden".

Inhaltlich kündigte Wulff an, sich Themen der Zukunft zu widmen.
"Sie reichen von der ökologischen Tragfähigkeit unserer Erde bei
wachsender Weltbevölkerung bis hin zur Frage des Friedens angesichts
zunehmender religiös motivierter Konflikte", erklärte er. "Es könnte
auch der Zeitpunkt kommen, zu dem man auf meine Kenntnisse gerade der
arabischen, der muslimischen Welt und auf meine Kontakte dort
zurückgreifen will", sagte der Christdemokrat, der nach Vorwürfen um
Vorteilsnahme als Staatsoberhaupt zurückgetreten war und inzwischen
voll rehabilitiert worden ist.

Das Interview bildet die Einleitung der am Montag erscheinenden
Taschenbuchausgabe von Wulffs Buch "Ganz oben - ganz unten". Er lobt
darin das SPD-geführte niedersächsische Kabinett für seinen Umgang
mit der juristischen Aufarbeitung der Affäre. Die Vorgänge unter der
Vorgängerregierung hätten ihn hingegen erschüttert. Die Justiz habe
sich von den Medien unter Druck setzen lassen. "Wie sich der
Generalstaatsanwalt den Journalisten angedient und sie mit
Informationen versorgt hat; das alles hat es in Deutschland so nie
gegeben." Er habe "psychisch zermartert" werden sollen. "Aber ich bin
nach wie vor ein Anhänger unseres Rechtsstaates, denn am Ende hat das
Gericht Recht gesprochen", sagte Wulff. "Ich bin der Landesregierung
dankbar, dass sie Vorsorge zu treffen versucht, dass sich solche
Vorgänge nicht wiederholen", meinte er mit Blick auf das jetzige
Kabinett von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Dass er während der Affäre vergleichsweise alleine dastand,
erklärte sich Wulff mit der weitgehend geschlossenen medialen Front
gegen ihn. Mit Blick auf andere Politiker sagte der Alt-Präsident,
"sie wollen gewählt und unterstützt werden. Sie haben Angst, selbst
Gegenstand der Berichterstattung zu werden, wenn sie sich wichtigen
Medien entgegenstellen." Ferner habe er mit der Äußerung, der Islam
gehöre zu Deutschland, diejenigen irritiert, die ihn gewählt hätten,
aber diejenigen nicht gewonnen, die ihn nicht gewählt hatten.
Gleichwohl stehe er zu der Aussage. "Meine Position war schlüssig,
und ich bin heute noch froh, sie bezogen zu haben", sagte Wulff.
Inzwischen registriere er, dass immer mehr Menschen erkennen würden,
dass keine falschen Gräben aufgerissen werden dürften. Nicht zuletzt
hätten die Pegida-Demonstrationen dafür gesorgt, "dass viele Bürger
endlich Position für unsere Verfassung, die Religions- und
Glaubensfreiheit verbürgt, bezogen haben".

Persönlich zeigte sich Wulff in dem Interview in der "NOZ" froh
darüber, dass eine Scheidung nach der vorübergehenden Trennung von
seiner Frau Bettina kein Thema mehr sei. "Ich bin sehr erleichtert,
dass meine Frau und ich auf neue Weise, in großer Intensivität wieder
zueinandergefunden haben", sagte der frühere niedersächsische
Regierungschef. Ihn stimme zuversichtlich, "dass sich die Dinge
wieder zurecht ruckeln und man selber eben nicht einfach nur wieder
der Alte ist, sondern um manche Erfahrung reicher". Sich zu
verändern, dazuzulernen und sich im Zweifel zu verbessern, zähle für
ihn zum Sinn des Lebens, beschrieb Wulff die Phase der politischen
Affäre und persönlichen Krise als Prüfung. "Ich bin sehr gerne Anwalt
in Hamburg, ich bin sehr gerne Alt-Bundespräsident in Berlin, ich
betreue als Mentor junge Leute. Erstmals in meinem Leben habe ich
Zeit für meine Kinder, für die Familie, für Privates", beschrieb
Wulff sein gegenwärtiges Leben.

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Wulff sorgt sich um deutsche Medien

Alt-Bundespräsident für "offensive Debatte" über
Qualitäts-Journalismus

Osnabrück. Alt-Bundespräsident Christian Wulff hat sich hochgradig
besorgt über die Zukunft der Medien in Deutschland gezeigt. In einem
in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) exklusiv vorab
erscheinenden Interview mit dem Publizisten Manfred Bissinger sagte
Wulff, "wegbrechende Werbeeinnahmen, Konzentrationsprozesse, die
Digitalisierung und dass heute einfach jeder im Netz einen Blog
aufmachen und sich zum Journalisten erklären kann, das stellt den
Journalismus vor große Herausforderungen". Hinzu kämen härtere
Arbeitsbedingungen, immer weniger Kolleginnen und Kollegen, die dazu
immer schneller produzieren. Er sei überzeugt, dass viele
Journalisten in Sorge um ihre berufliche Zukunft seien, erklärte das
frühere Staatsoberhaupt.

Wulff rief dazu auf, eine offensive Debatte über
Qualitäts-Journalismus zu führen. "Er muss uns etwas wert sein",
sagte er. Die Lage der Journalisten sei bedrückend. "Vielleicht hätte
die Politik früher mehr Solidarität artikulieren sollen, auch
gegenüber den Verlagshäusern, die ihre Erfolge heute doch eher mit
Partnervermittlung als mit redaktionellen Inhalten erzielen", warb
der Christdemokrat für eine größere Wertschätzung der privaten
deutschen Medienlandschaft bei politischen Entscheidern.

Das Interview, das die "Neue Osnabrücker Zeitung" vorab in
wesentlichen Auszügen veröffentlicht hat, bildet die Einleitung der
am Montag erscheinenden Taschenbuchausgabe von Wulffs Buch "Ganz oben
- ganz unten". Darin blickt er auf die nicht zuletzt medialen
Vorwürfe und Vorgänge zurück, die zu seinem Rücktritt als
Staatsoberhaupt und dem anschließenden Freispruch vor Gericht
führten.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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