| | | Geschrieben am 13-07-2015 Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Griechenland soll im Euro bleiben
Schwieriger Kompromiss
THOMAS SEIM
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 Bielefeld (ots) - Griechenland bleibt im Euro. Das ist gut. Für
 alles andere - die Verhandlungen zum Hilfspaket und die öffentliche
 Debatte darüber - gilt dieses Urteil eher nicht. Auf der Habenseite
 der 17-stündigen Verhandlungen von 19 Staats- und Regierungchefs der
 Euro-Staaten steht die Stabilisierung der Währung. Darauf deutete der
 Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung jedenfalls gestern hin.
 Außerdem konnte ein Zerfall der Euro-Zone, dem eine Spaltung der
 Europäischen Union früher oder später gefolgt wäre, vorerst
 verhindert werden. Auch das war aller Mühen und ist aller Ehren wert.
 Alles andere aber zeugt eher von politischem Dilettantismus. Das gilt
 für die Ergebnisse des Gipfels ebenso wie für die Vorbereitung der
 inhaltlichen Debatte der Staats- und Regierungchefs in den
 nächtlichen Verhandlungsrunden. Bundesfinanzminister Wolfgang
 Schäuble und in seinem Gefolge Kanzlerin Angela Merkel und
 Vizekanzler Sigmar Gabriel strebten ein politisches Faustpfand an, an
 das sie die Gewährung weiterer Hilfen knüpfen wollten.
 Privatisierungserlöse von 50 Milliarden Euro verlangten sie den
 Griechen ab, die aus dem Verkauf von Staatseigentum resultieren
 sollten. Die treuhänderische Regie sollten die Euro-Staaten, also die
 Troika, führen. Tatsächlich aber hat Merkel dies in den Morgenstunden
 aufgegeben. Nur noch 25 Prozent, also 12,5 Milliarden Euro, fließen
 in den Schuldenabbau. Das Management des Fonds geht nicht an die
 Euro-Gruppe, sondern bleibt in griechischer Regie, auch wenn die
 Europäer ein Kontrollrecht erhalten. Das ist ein gutes Beispiel
 dafür, wie man aus deutscher Sicht in den Verhandlungen wenn nicht
 gescheitert, so doch weit hinter den eigenen Zielen zurückgeblieben
 ist. Das ist das Ergebnis einer irrlichternden Verhandlungsstrategie,
 die am Wochenende einen vorübergehenden fünfjährigen "Grexit" ins
 Spiel brachte. De facto war damit die Spaltung der Euro-Länder eine
 Zeitlang auf eine neue Ebene gehoben worden. Denn erstmals zeigte
 sich hier ein deutlicher Riss zwischen Deutschland und Frankreich:
 Der französische Präsident hatte Bewegung auf der griechischen Seite
 erreicht - und widersprach dem Vorschlag Schäubles öffentlich. Die
 Hauptverantwortung für diesen Lapsus trägt sicher Schäuble. Aber auch
 Merkel und Gabriel müssen sich diese Last auf die Schultern legen
 lassen. Sie verhinderten nicht, dass Schäuble damit in die Gespräche
 mit seinen europäischen Kollegen zog. Gabriel ging unter dem Druck
 seiner Partei schon am Sonntag auf Distanz zu dem Vorschlag. Merkel
 räumte Schäubles Position am Schluss für den Kompromiss vollständig
 ab. Ein Glanzstück deutscher Außen- und Finanzpolitik war das sicher
 nicht. Ansonsten ist den Griechen für die zusätzliche Hilfe einiges
 abverhandelt worden. Es gibt neue und mehr Auflagen, sie müssen
 schneller und vor einer Mittelfreigabe umgesetzt werden, und sie
 werden strenger überwacht. Auch das ist gut so. Es beginnt aber nun
 eine schwierige Zeit, in der neues Vertrauen in der Euro-Zone und der
 EU aufgebaut werden muss. Vor allem braucht es eine neue Stabilität
 und neues Vertrauen zwischen Deutschland und Frankreich. Wenn diese
 Achse nicht stabil bleibt, wird ganz Europa keine Stabilität
 erreichen können. Natürlich muss auch Griechenland neues Vertrauen
 bei den Partnern der EU erst noch bilden. Nur dann wird auch der Euro
 ganz allgemein einen stärkeren Wert wiedergewinnen können. Das wird
 ein harter, langer, steiniger Weg. Der schwierige Kompromiss gestern
 war dafür nur ein Anfang. Hoffentlich war er das.
 
 
 
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