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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum 1. Mai

Geschrieben am 30-04-2015

Bielefeld (ots) - In jedem Jahr rufen die Gewerkschaften für
den 1. Mai zu Kundgebungen auf. Doch die Zeiten, als Proletarier
nichts zu verlieren hatten als ihre Ketten, sind lange vorbei. Für
die allermeisten ist der 1. Mai ein willkommener freier Tag. Hinzu
kommt, dass Deutschland schon länger mit positiven Konjunkturdaten
glänzt. Gute wirtschaftliche Zeiten müssen aber nicht automatisch
schlechte Zeiten für die Gewerkschaften sein. Jedenfalls dann nicht,
wenn sich die Arbeitnehmervertreter den veränderten Herausforderungen
stellen. Die Arbeitswelt ist in einem Umbruch. Wo früher der
klassische Industriearbeiter das Maß aller gewerkschaftlichen Dinge
war, gewinnt der Dienstleistungssektor immer stärker an Bedeutung.
Große Unternehmen entstehen kaum noch, wohl aber viele kleine, die
den Gewerkschaften das Geschäft erschweren. Zur Jahrtausendwende
waren 75 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland tariflich
gebunden. Heute sind es noch 58 Prozent, im Osten weniger als die
Hälfte. Andererseits zeigen Studien, dass Beschäftigte in Betrieben
mit einem Branchentarif 5,6 Prozent mehr verdienen als Beschäftigte,
für die es keinen Tarifvertrag gibt. Schon das unterstreicht die
Bedeutung der Tarifpartnerschaft und damit auch der Gewerkschaften im
Land. Und die könnte wachsen. Zum einen, weil zunehmend
Arbeitskräfte gesucht anstatt entlassen werden. Das stärkt die
Verhandlungsposition von Gewerkschaften. Zudem leistet die
Bundesregierung Schützenhilfe: So ist der seit Januar geltende
Mindestlohn praktisch ein politischer Ersatz, um mangelnde
gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit auszugleichen. Es geht nicht
allein um Lohnprozente. Der aktuelle Tarifstreit bei den
kommunalen Kitas eröffnet ganz neue gewerkschaftliche Perspektiven.
Denn hinter der Verdi-Forderung nach einer besseren Eingruppierung
der 240 000 Erzieher(innen) steckt eine spannende
Grundsatzfrage: die nach der Wertschätzung von Arbeit. Derzeit
verdient eine Kindergärtnerin weniger als ein Paketzusteller, ein
Industriemechaniker mehr als ein Altenpfleger. Kann das so bleiben in
einer Gesellschaft, die sich demographisch verändert und deren
einziger Rohstoff die Bildung ist? Wohl kaum. Die Gewerkschaften
könnten zum Vorreiter einer großen Debatte werden. Sie können sich
allerdings auch selbst schaden, wie der Dauer-Tarifkonflikt bei der
Bahn zeigt. Der Konkurrenzkampf zweier Gewerkschaften um Macht und
Mitglieder ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Sich auf die
veränderten Herausforderungen einzustellen, heißt also auch, den
eigenen Laden in Ordnung zu bringen. Die Bildung von
Tarifgemeinschaften wie etwa im öffentlichen Dienst ist ein guter
Weg, um die unterschiedlichen Interessen verschiedener Berufsgruppen
zu bündeln. »Tag der Arbeit« wird der 1. Mai genannt - die Arbeit
geht den Gewerkschaften nicht aus



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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