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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Atomverhandlungen

Geschrieben am 30-03-2015

Bielefeld (ots) - Ein hoher Pentagon-Mitarbeiter brachte die
Situation im Nahen und Mittleren Osten kürzlich treffend auf den
Punkt, als er sie mit dem Vorabend des Ersten Weltkriegs in Europa
verglich. Die offene Frage sei nur, welches »Attentat auf einen
Erzherzog« diesmal die große Konfrontation auslöse. Immer mehr
spricht dafür, dass der von schiitischen Huthi-Rebellen in die Flucht
geschlagene Präsident des Jemen, Abdrabbuh Mansour Hadi, diese Rolle
übernimmt. Für die sunnitische Hegemonialmacht Saudi-Arabien
jedenfalls liefert Hadis Sturz einen willkommenen Vorwand, die
Muskeln spielen zu lassen. Riad bläst zum »Sturm der
Entschlossenheit« gegen die vom Erzfeind Iran unterstützten Huthis
und mobilisiert dafür eine arabische Koalitionsstreitmacht, die schon
bald in Jemen mit Bodentruppen einmarschieren könnte. Dass die
saudische Propaganda-Maschine ausgerechnet jetzt auf Hochtouren
läuft, ist alles andere als ein Zufall. Bieten sich die Huthis doch
als idealer Hebel an, einen Atomkompromiss der P5+1 mit Iran in
letzter Minute scheitern zu lassen. Dieses Ziel teilen die
wahhabitischen Fundamentalisten in Riad mit dem rechten
Likud-Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der das Regime in
Teheran als Bedrohung der Sicherheit Israels sieht. Die
israelisch-saudische Allianz zielt darauf ab, US-Präsident Barack
Obama politisch soweit in die Ecke zu treiben, dass er die Annäherung
an Iran aufgibt. Niemand erfährt das so sehr wie US-Außenminister
John Kerry, der in der Schweizer Konferenzstadt Lausanne einen
diplomatischen Eiertanz aufführen muss. Während er versucht, mit
seinem iranischen Kollegen Javad Zarif die letzten Hindernisse eines
Nuklear-Deals vor Ablauf der Frist am Dienstag aus der Welt zu
schaffen, versichert er den Saudis in einer Telefonkonferenz
Rückendeckung der USA im Kampf gegen die Huthis. Das Ziel der
Amerikaner bleibt, Iran auf diplomatischem Weg den Bau einer
Atombombe zu verweigern. Dass ausgerechnet dieses Bemühen den Kontext
einer Großkonfrontation zwischen Arabern und Persern, Schiiten und
Sunniten liefern könnte, gehört zur Tragik einer Region, die
politisch, ethnisch und religiös so viele offene Rechnungen hat. Die
Idee einer »Pax Americana« ist spätestens seit der US-Invasion des
Irak gründlich diskreditiert. Warum sollte den USA heute in einer
ganzen Region glücken, was in zehn Jahren Besatzung mit 100 000
Soldaten und fast zwei Billionen Dollar an Kosten in Irak nicht
gelang? Die arabischen Aufstände brachten ein paar mutige
Intellektuelle auf die Straße, ließen aber auch die IS-Extremisten
aus den Löchern kommen. Alte Despoten gingen, um neuen Platz zu
machen. Es blieben die inneren Konflikte, die sich von außen
bestenfalls moderieren, aber kaum lösen lassen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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