(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Flüchtlingspolitik

Geschrieben am 17-03-2015

Bielefeld (ots) - Alle bisherigen Rezepte haben nicht
funktioniert: Die Flüchtlingswelle Richtung Europa schwillt immer
weiter an. Die EU steckt im Dilemma: Weist sie die Asylsuchenden
pauschal zurück, schafft sie de facto ein zentrales Menschenrecht ab.
Nimmt sie die Flüchtlinge auf, überfordert sie damit die Städte, die
die Integration übernehmen müssen.

Nun wird man es wohl mit Asylzentren, Auffanglagern oder
Informationsstellen versuchen - wie auch immer diese Einrichtungen am
Ende heißen. Angesichts von 283 000 illegalen Einreisen im Vorjahr,
von denen 220 000 Menschen über das Meer kamen und 3500 ertranken,
muss die EU endlich etwas tun. Vielleicht nicht abschrecken, aber
doch wenigstens durch Beratung und Aufklärung davon abhalten, sich
auf die Reise Richtung Europa zu machen, das auch kein Paradies ist.

Die Idee solcher Zentren war vor zwölf Jahren schon einmal
gescheitert. Nun versucht man es wieder, weil es angesichts der
unbestreitbaren Überlastung der südlichen Mitgliedsstaaten kaum eine
andere Chance gibt und weil man alles tun muss, damit die Flüchtlinge
nicht auch noch zusätzlich zu ihrer unmenschlichen Lage Opfer von
kriminellen Schleppern werden.

Doch die Probleme sind vielfältig. Es gibt keine Rechtsgrundlage,
um außerhalb der EU ordentliche Asylbescheide auszustellen, die nicht
anschließend als Freifahrtscheine durch die Union genutzt werden
können. Humanitäre Bedingungen sollen garantiert sein. Vielleicht, so
überlegen die Innenminister, wäre es sogar gut, das
UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge mit dem Betrieb dieser Zentren zu
beauftragen.

Natürlich wäre es der richtige Weg, die Fluchtursachen zu
bekämpfen. Doch dazu müsste man weite Teile Nordafrikas postwendend
in funktionierende Demokratien mit blühender Marktwirtschaft
verwandeln. Von diesem Zustand ist jene Region Generationen entfernt.
Die tatsächliche Lage sieht so aus: Libyen droht im Bürgerkrieg
unterzugehen. Die Terrororganisationen IS und Boko Haram schließen
sich zusammen und vertreiben Hunderttausende. Der arabische Frühling
hat vielen Ländern keinen demokratischen Neuanfang, sondern
Kriegschaos gebracht. Die EU kann moderieren, kann Hilfe anbieten,
aber sie kann nicht befrieden. Wer nur auf die langfristige Lösung
setzt, müsste über vermutlich sehr lange Zeit mit hunderttausenden
Flüchtlingen als Normalzustand leben.

Das kann und darf die EU nicht zulassen. Es mag ja sein, dass die
Zentren schwer zu errichten und noch schwerer zu betreiben sind. Aber
wenn sie den Flüchtlingen vor Ort klarmachen, dass sie sich mit ihrer
Reise auf ein aussichtsloses Abenteuer einlassen, bei dem sie noch
dazu Opfer von Schleppern werden, könnten die EU-Berater am Ende
vielleicht sogar Menschen retten.

Das ist zweifellos humaner, als wenn Europas Hilfe erst dann
ansetzt, wenn man die Opfer aus dem Meer holen muss.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

563118

weitere Artikel:
  • NOZ: Gespräch mit Kai Gehring, Hochschulpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Osnabrück (ots) - Grünen-Hochschulexperte: Bundeskanzlerin schreibt die Bildungsrepublik ab Gehring nennt Regierung "zukunftsblind": Im Finanzplan bis 2019 kein Cent für Ministerin Wanka Osnabrück.- Der Grünen-Hochschulexperte Kai Gehring hat der Bundesregierung vorgeworfen, in ihrem Finanzplan bis 2019 das Zukunftsfeld Bildung und Forschung auszusparen. "Das ist zukunftsblind und rückwärtsgewandt", sagte Gehring in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Er nannte es ein fatales Signal, dass Bundesbildungsministerin mehr...

  • NOZ: Gespräch mit Anton Hofreiter, Grünen-Fraktionschef Osnabrück (ots) - Grüne fordern von Bahn Offensive für Pünktlichkeit Fraktionschef Hofreiter: Konkurrenz im Fernverkehr tut Konzern gut - "Sie bewegt sich, wenn auch im Schritttempo" Osnabrück.- Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat die neue Kundenoffensive der Bahn begrüßt, fordert aber weitere Verbesserungen. "Die Konkurrenz im Fernverkehr tut der DB AG gut. Sie bewegt sich - wenn auch im Schritttempo", sagte Hofreiter in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ( Donnerstag). Zugleich mahnte der Grünen-Politiker mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Ukraine Weniger deutsche Kämpfer als angenommen Halle (ots) - Die Zahl der deutschen Kämpfer in der Ukraine ist nach Angaben des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), wesentlich geringer als zuletzt gemeldet. Das erklärte er nach einem Bericht der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe) in der jüngsten Sitzung des Bundestags-Innenausschuss. Demnach liege sie nicht bei 100, wie zuletzt gemeldet, sondern lediglich im einstelligen Bereich. Der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte dem Blatt dazu: mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Minister will Asylverfahren beschleunigen Köln (ots) - Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) fordert, über Asylanträge von Flüchtlingen binnen drei Monaten zu entscheiden. Gerade Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Nord-Irak und Syrien wiesen eine hohe Qualifikation auf, sagte Schneider dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). Darüber hinaus warb Schneider dafür, bereits lange illegal in Deutschland lebenden Menschen über eine Stichtagsregelung den Weg in die Legalität zu ebnen. Mit Blick auf die Debatte über radikale Muslime in Deutschland mehr...

  • Rheinische Post: Beamtenbund hält Scheitern der Lehrer-Eingruppierung für möglich Düsseldorf (ots) - Im Tarifstreit um eine bessere Bezahlung für die angestellten Lehrkräfte hält der Deutsche Beamtenbund (DBB) auch ein Scheitern für möglich: "Zu Beginn der Verhandlungen war ich noch zuversichtlich, dass wir das Thema in trockene Tücher bekommen", sagte DBB-Verhandlungsführer Willi Russ der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Wenn ich jetzt diese Verhandlungsrunde Revue passieren lasse, sind wir davon weit entfernt." Er schließe nicht aus, dass es am Ende keine Einigung zur Lehrereingruppierung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht