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Westfalen-Blatt: Das WESTFALAEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahrnehmung des Terrors und deren Opfer

Geschrieben am 18-01-2015

Bielefeld (ots) - Wussten Sie, dass am 10. Januar bei einem
Anschlag der islamistischen Nusra-Front auf ein Café in der
libanesischen Stadt Tripolis mindestens sieben Menschen zerfetzt
worden sind? Wahrscheinlich nicht. Denn drei Tage vorher waren in
Paris beim Anschlag auf die Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« zwölf
Menschen erschossen worden, und einen Tag später zogen deshalb 1,5
Millionen Menschen durch Paris, angeführt von Hinterbliebenen und
etwa 50 Staatschefs. Wer interessiert sich da für sieben tote
Libanesen? Und wer berichtet schon darüber? Wer in diesen Tagen
Facebookseiten ganz normaler deutscher Moslems besucht und ihre
Kommentare zur aktuellen Lage liest, stellt fest, wie gedemütigt sich
viele dieser Menschen vorkommen. Wo auch immer auf der Welt
islamistische Terroristen ein Blutbad anrichten - die Opfer sind
zumeist Muslime. Eine Studie des »International Centre for the Study
of Radicalisation« und der BBC ergab, dass weltweit allein im
November 2014 militante Islamisten im Durchschnitt 168 Menschen am
Tag getötet haben. Insgesamt wurden in diesen 30 Tagen bei 664
Anschlägen 5042 Menschen im Namen des Islams umgebracht - und zwar
vor allem Moslems. Doch die nichtislamische Welt erwartet angesichts
zwölf ermordeter Menschen in Paris, dass sich jetzt jeder Muslim von
den Anschlägen distanziert, dass er seine Abscheu kundtut, dass er
auf die Straße geht. Ist es da nicht verständlich, dass sich gerade
junge Muslime in die Ecke gedrängt fühlen? Dass bei ihnen der
Eindruck entsteht, vielen von uns sei ein muslimisches Leben weniger
wert als ein anderes? Dass sich Moslems vielleicht als Menschen
zweiter Klasse vorkommen? Ist irgendjemand von uns damals gegen die
Terroristen der »Roten Armee Fraktion« (RAF) auf die Straße gegangen
und hat sich von deren 34 Morden distanziert? Haben wir gegen die
katholische IRA demonstriert, die unter anderem 1972 am »bloody
friday« in Belfast an einem Busbahnhof und in einem Einkaufszentrum
neun Menschen mit Bomben zerfetzte und 130 verletzte? Wohl nicht.
Und es war auch nicht notwendig. Denn selbstverständlich lehnt jeder
normale Mensch solche Gräueltaten ab. Warum also billigen wir das
nicht einfach auch den Muslimen zu? Natürlich gehören die Scharia und
die Zwangsverschleierung nicht zu Deutschland. Aber sie gehören eben
auch nicht zum Leben der meisten Muslime unter uns. Ebensowenig wie
die Bekehrung Andersgläubiger. Oder wie oft haben Sie schon gehört,
dass ein Christ aus Ihrem Umfeld zum Konvertieren bewegt werden
sollte? Das Bibelwort »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst« verlangt mit Sicherheit zu viel von den allermeisten. Aber ab
und zu zu versuchen, sich in einen moslemischen Nachbarn
hineinzuversetzen - das könnte jeder von uns mal tun. Man muss sich
bestimmt nicht lieben. Aber man sollte sich verstehen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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