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Schwäbische Zeitung: Leitartikel "Bauernstaat oder Schuldenschnitt"

Geschrieben am 04-01-2015

Ravensburg (ots) - Abermals strapazieren die Griechen die Geduld
ihrer Gläubiger. Einen Schuldenerlass fordert der linke
Oppositionsführer Alexis Tsipras. Die Bundesregierung in Berlin
kontert Tsipras' Kampfansage kühl: Sollen die Griechen den Euro doch
verlassen, wenn ihnen der Sparkurs nicht passt - die
Gemeinschaftswährung wird es verkraften.

Die Kanzlerin hat damit wohl Recht. Ein Euro-Austritt Athens birgt
nicht mehr dieselbe Gefahr wie vor drei Jahren. Damals schuldeten die
Griechen den privaten Banken Milliarden. Viele Finanzkonzerne hätten
einen Ausstieg oder Rauswurf des Landes aus dem Euro nicht
überstanden. Inzwischen gibt es Rettungsschirme und eine Bankenunion.
Einst strauchelnde Länder wie Irland und Portugal haben sich aus der
Krise herausgearbeitet. Die Banken haben sich ihrer Kredite in
Griechenland entledigt. Die Schulden hält jetzt die öffentliche Hand.

Alles gut also? Im Gegenteil. Tsipras' Erpressungsversuch zeigt,
wie schlecht Europas Politiker die Zeit genutzt haben, die ihnen die
Europäische Zentralbank mit niedrigen Zinsen erkauft hat. Von der
damals beschworenen Wirtschaftsregierung ist nichts zu sehen. Jeder
Regierungswechsel gerät zur Zitterpartie, belegen die Vorgänge in
Athen. Halsstarrige Regierungen können sich Reformen ungestraft
verweigern, demonstrieren Frankreich und Italien.

Im Unterschied zu den Franzosen haben die Griechen aber
tatsächlich gespart. Belohnt wurde die Bevölkerung dafür nicht.
Massenentlassungen und Kürzungen im Sozialsystem haben Elend über das
Land gebracht. Noch härtere Einschnitte übersteht Griechenland nicht.

Um das Land aus der Misere zu befreien, gibt es zwei Wege, und
beide kosten Abermilliarden. Athen kann den Euro verlassen und mit
einer schwachen Drachme als Agrarstaat und Touristenziel neu starten
- auf Augenhöhe mit Ägypten und Tunesien. Oder die Griechen behalten
den Euro und die Gläubiger erlassen ihnen erhebliche Summen. Schade
nur, dass es diesen Schuldenschnitt nicht schon 2012 gab: Dann hätten
die Banken kräftig mitbezahlt.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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