(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Ukraine: Vertane Chance von Nina Jeglinski

Geschrieben am 24-10-2014

Regensburg (ots) - In wenigen Wochen jähren sich in der Ukraine
zwei Ereignisse, mit denen das Land vor allem die Hoffnung auf eine
Zukunft im Westen verbindet. Zum einen ist es Ende November zehn
Jahre her, dass Hunderttausende in der Ukraine erstmals zu
Massenkundgebungen strömten und eine europäische Integration
forderten. Die Proteste gingen als "Orange Revolution" in die
Geschichte ein. Zum anderen entstand Ende November vergangenen Jahres
eine neue Protestbewegung, die das gleiche Ziel hatte. Auslöser im
Spätherbst 2013 war die Weigerung des damaligen ukrainischen
Präsidenten Viktor Janukowitsch, ein weitreichendes
Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen. Monatelang
protestierten die Menschen in Kiew und anderen Landesteilen, bis
schließlich Janukowitsch Ende Februar floh. Eine zentrale Forderung
der Proteste von 2004 und von 2013 waren freie Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen, damit das Land reformiert und neu gestaltet werden
kann. Im Mai 2014 wählten sich die Ukrainer mit Petro Poroschenko
einen neuen Präsidenten. Er galt vielen als Hoffnungsträger für eine
europäische Linie des Landes. Poroschenko selber sprach wenige Tage
nach seinen Amtsantritt von einem kompletten Neuanfang, der vollzogen
werden müsse, deshalb brauche es möglichst schnell Parlamentswahlen.
Doch anstatt neue Parteien zu gründen, in denen die demokratischen
Aktivisten der Protestbewegung ihre Ziele umsetzen können, übernahmen
vor allem bekannte Vertreter des Kiewer Politikbetriebs die Regie für
die Wahlen. In den vergangenen Wochen sind reihenweise neue Parteien
aus dem Boden geschossen, doch hinter ihnen verbergen sich die alten
Gesichter und Geldgeber. Zwar ist seit Februar eine
Übergangsregierung am Ruder, die von Politikern geleitet wird, die
den Maidan-Protest maßgeblich vorantrieben. Aber es ist ihr weder
gelungen, die Wahlgesetze zu reformieren, noch die
Parteienfinanzierung transparent zu gestalten. Die Wahl wird deshalb
überwiegend Politiker im Parlament bestätigen, die dort schon
jahrelang sitzen, oder aber Kandidaten zu Abgeordneten machen, die
dank eines gutgefüllten Bankkontos in der Lage waren, sich als
Direktkandidat aufstellen zu lassen oder sich einen aussichtsreichen
Listenplatz bei einer Partei zu kaufen. Ob die wenigen wirklichen
Neueinsteiger Mehrheiten organisieren können, um der Korruption und
der Vetternwirtschaft erfolgreich den Garaus zu machen, ist mehr als
fraglich.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

553898

weitere Artikel:
  • NOZ: Interview mit Boris Pistorius, Niedersachsens Innenminister Osnabrück (ots) - Pistorius: "Die PKK wird aus guten Gründen beobachtet" Laut Niedersachsens Innenminister zurzeit 1600 Anhänger im Bundesland aktiv Osnabrück.- Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hält eine Überprüfung des Status der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aktuell nicht für angezeigt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte Pistorius: "Die PKK wird vom Verfassungsschutz aus guten Gründen beobachtet." Auf die Frage, ob der Status der Organisation erneut geprüft werden mehr...

  • NOZ: Gespräch mit Gabriele Heinen-Kljajic, Niedersachsens Wissenschaftsministerin Osnabrück (ots) - Ministerin lehnt Solidarbeitrag für marode Hochschulen ab Heinen-Kljajic: Keine neuen Belastungen für Studenten - Sanierungsstau von drei Milliarden Euro in Niedersachsen Osnabrück.- Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) hat den Vorschlag zur Schaffung eines Solidarbeitrags zur Sanierung maroder Hochschulen abgelehnt. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) bezeichnete sie die Idee des Vizepräsidenten der Hochschulrektorenkonferenz als "Wiedereinführung mehr...

  • NOZ: Gespräch mit Thoma Straubhaar, Weltwirtschaftsforscher Osnabrück (ots) - Weltwirtschaftsforscher: Streiks der Lokführer und Piloten belanglos "Verbraucher suchen Auswege" - Straubhaar: Klagen der Wirtschaft nicht gerechtfertigt Osnabrück.- Weltwirtschaftsforscher Thoma Straubhaar sieht Deutschland trotz fortdauernder Streiks der Lokführer und Piloten von "britischen Verhältnissen Lichtjahre entfernt". In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) rief Straubhaar zu differenzierter Betrachtung der aktuellen Tarifkonflikte auf. "So ärgerlich und absolut unverständlich mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Gelassen trotz Gewalt - Ursachen von Terror auf den Grund gehen / Leitartikel von Matthias Benkenstein zum Attentat in Kanada Weimar (ots) - War es ein Islamist oder ein Verrückter? Einwandfrei wird wohl nicht mehr zu klären sein, welche Art Mensch der Attentäter von Kanada war, denn der Täter ist tot. Vieles deutet darauf hin, dass er beides war. Wichtiger ist jetzt die Frage, ob die Sicherheitsbehörden versagt haben und der Anschlag hätte verhindert werden können. Das jedenfalls wird nun reflexhaft von mehreren Seiten behauptet, obwohl es nicht ganz so einfach ist. Es ist zwar so, dass der 32-Jährige als "Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko" eingestuft mehr...

  • Keller: EU-Energievereinbarung ist Rückschritt / Klimaschutz- und Energiekommissar Canete: Keine Ahnung von Klimaschutz Bonn/Brüssel (ots) - Die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin im Europaparlament, Ska Keller, hält die Ergebnisse des EU-Gipfels zur Energiepolitik für "bei Weitem nicht ausreichend". Um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, sei mehr nötig, sagte Keller im phoenix-Interview: "Wenn wir jetzt in so kleinen Schritten die Emissionen reduzieren, müssen wir nach 2030 ganz massive Anstrengungen unternehmen. Was der Gipfel da beschlossen hat, ist eher ein Rückschritt in der europäischen Klimapolitik. Ambition ist etwas mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht