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Peter Weibel - Medienrebell Warnung! Diese Ausstellung kann Ihr Leben verändern.

Geschrieben am 16-10-2014

21er Haus (ots) - Der Medienkünstler, Schauspieler, Theoretiker,
Musiker und Museumsleiter Peter Weibel, der in den 1960er- und
1970er-Jahren zu den österreichischen "Rebellen" zählte, wurde in
diesem Jahr für sein künstlerisches Gesamtwerk mit dem
Oskar-Kokoschka-Preis 2014 ausgezeichnet. Sein außergewöhnliches
Schaffen ist geprägt durch Themenfelder wie die Mechanismen der
Wahrnehmung und des Denkens, die Eigenwelt der Apparate, die Krise
der Repräsentation, des Bildes und des Museums, die Beziehung von
Kunst, Politik und Ökonomie und die Bedingungen des Betriebssystems
Kunst. Das Display der Ausstellung im 21er Haus veranschaulicht die
einzelnen Kapitel von Weibels künstlerischer Arbeit - gewissermaßen
ein Orbis Sensualium Pictus.

"Mit dieser Ausstellung, die sich zufällig mit dem Erreichen des
70. Lebensjahres von Peter Weibel deckt, ehrt Österreich einen der
international erfolgreichsten Medienkünstler", so Agnes
Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus. "Es ist
überraschend, dass die Präsentation performativer Medienkunst heute
vorwiegend den Galerien überlassen bleibt, wohingegen das Thema in
Museen eher vernachlässigt wird. Dies liegt daran, dass die Techniken
der Aufnahme und der Abspielwiedergabe inzwischen veraltet sind. Man
darf aber nicht vergessen, dass es sich damals um wesentliche
Metaphern des Fortschritts gehandelt hat. Jede einzelne dieser frühen
multimedialen Präsentationen Peter Weibels war eine Revolution für
sich - inhaltlich wie technisch", erklärt die Direktorin weiter.

1960er-Jahre in Wien

Die Absage an einen gesellschaftspolitischen Konservatismus mit
traditionellen geschlechts- und klassenspezifischen Rollenbildern
spiegelte sich Ende der 1960er-Jahre in tiefgreifenden künstlerischen
Aufbrüchen wider: Unkonventionelle Querdenker nahmen die Auflösung
und Durchmischung der vormals streng getrennten Genres Kunst und
Architektur in Angriff. Dabei wurde der menschliche Körper zum
zentralen Medium und Motiv für performative und raumbezogene
Kunstformen, die das Verhältnis zwischen Individuum und Umwelt
kritisch hinterfragen bzw. visionär zu bestimmen versuchten.

In diesem Umfeld sowie im Gefolge der Wiener Gruppe und des Wiener
Aktionismus formierte sich eine junge Kunst- und Architekturszene,
deren Protagonisten mit Blick auf die Neuerungen in Gesellschaft,
Wissenschaft und Technik experimentelle und alternative Lebens- und
Gestaltungsformen vertraten. Der in Odessa geborene Peter Weibel war
eine der umtriebigen Hauptfiguren dieser Szene, in der sich die
Künstler nicht mehr hinter dem Werk verbargen, sondern mit ihrem
Auftreten Teil eines Gesamtkonzepts wurden, in dem Akteure und
Rezipienten nicht mehr zu unterscheiden waren. Der Künstler, Kurator
und Theoretiker, der seit 1999 Vorstand des Zentrums für Kunst und
Medientechnologie in Karlsruhe ist, gehörte in den 1960er- und
1970er-Jahren zu den Rebellen der spezifisch österreichischen Art,
deren Regierungsattacken sich mit Skurrilität und einer Wiener
Melange von angewandter Psychoanalyse bis Zentralfriedhofsmelancholie
verbanden.

Peter Weibel:

Medienkünstler, Schauspieler, Theoretiker, Musiker und
Museumsleiter Peter Weibels Werk ist nicht durch eine
autobiografische Signatur geprägt, sondern durch Themenfelder wie die
Mechanismen der Wahrnehmung und des Denkens, die Eigenwelt der
Apparate, die Krise der Repräsentation, des Bildes und des Museums,
die Beziehung von Kunst, Politik und Ökonomie und die Bedingungen des
Betriebssystems Kunst. Daraus ergibt sich ein Werk, das in der
Pluralität seiner Methoden und in der Kohärenz seiner
Problemstellungen den Entwurf eines neuen Werk- und Künstlerbegriffs
in seltener Radikalität vorlegt und das nicht nur bis heute bereits
viele junge Künstler beeinflusst hat, sondern dies auch im 21.
Jahrhundert tun wird. Es ist bezeichnend für das Multitalent Peter
Weibel, dass er in diesem Jahr für sein künstlerisches Gesamtwerk mit
dem Oskar-Kokoschka-Preis 2014 ausgezeichnet wurde, obwohl die
wenigsten sein in der Tat außergewöhnliches künstlerisches Werk
kennen noch es zu beurteilen imstande sind. In diesem Sinne wird die
Ausstellung im 21er Haus gewissermaßen als ein Orbis Sensualium
Pictus zu charakterisieren sein, der die einzelnen Kapitel seiner
künstlerischen Arbeit veranschaulicht. Weibels im wahrsten Sinne des
Wortes sensualistisches Werk funktioniert nur durch die Interaktion
mit dem Betrachter, und es fordert diesen, einem Vademecum gleich,
geradezu auf, sich mit denselben Fragen wie der Künstler
auseinanderzusetzen. Denn Weibel nimmt die Welt, also die
Wirklichkeit, nicht als solche. Unermüdlich, und das seit
Kindesalter, hinterfragt und analysiert er, zieht seine eigenen, auf
unterschiedlichen Wissenschaften gründenden Schlussfolgerungen und
geht an die Grenzen der Wirklichkeit, die er von der Realität
deutlich unterschieden wissen will. Die Aufgaben, die sich Weibel
dabei stellt, sind oftmals miteinander verwoben, was die neun Kapitel
der Ausstellung auch zu verdeutlichen versuchen: Wort & Papier,
Destruction in Art Symposium 1966, Aktionen, Valie Export,
Fotografie, Medienkunst & Medientheorie, Film & Expanded Cinema,
Musik und Objekte & Installationen lauten die Begrifflichkeiten der
ineinandergreifenden Sektoren, die eigentlich keine sein wollen.

Das Ausstellungsdisplay im 21er Haus

Die Gestaltung der Ausstellung reagiert auf das transparente
Gefüge des Gebäudes und auf dessen krude Beschaffenheit. Dunkelheit
fordernde Installationen, etwa Musik der Anomalie - Stimme des
Menschen (1982), werden in Seecontainern der Öffentlichkeit
vorgestellt, während Objekte wie das Rad des Realen (1988), das so
politische Österreich-Zimmer (1982) und die Mechanik der Organismen
(1994) im lichtdurchfluteten Freiraum Aufstellung finden. Mit der
sogenannten Musik-Ausstellung realisierte das Belvedere eine von
Weibel 1975 konzipierte Rauminstallation, mit der er auf die von den
Nationalsozialisten vereinnahmte Musik wie auch auf deren Gräueltaten
reagierte. Die wesentliche Konstante der Ausstellung, ein metallenes,
sich an der Geometrie der Container orientierendes Regalsystem, ist
wie eine offene und jederzeit und beliebig erweiterbare Enzyklopädie
des Künstlers zu betrachten. Fotografien, Dokumente, Objekte,
multimediale Werke, Schriften, Apparaturen und Filme - viele Filme -
führen Peter Weibels künstlerische Absichten vor Augen. Gleichgültig,
von welcher Seite sich der Betrachter dem Display annähert, und
gleichgültig, an welcher Stelle er beginnt, sich mit dem
interdisziplinären Werk des Künstlers auseinanderzusetzen, er wird
trotz des weitverzweigten Netzwerks niemals den gedanklichen Faden
des Orbis Sensualium Pictus verlieren, der das Werk von Peter Weibel
so stark charakterisiert.

"Die Kunst hat immer wieder im Verlauf der Geschichte die
Fähigkeit gezeigt, dass sie die Betrachter dazu verführt, die Welt
mit anderen Augen zu sehen und eine andere Erfahrung zu machen. Das
Wort Ästhetik, aisthesis, heißt ja Wahrnehmung und Empfindung. Es
wird immer durch gute Kunst die Wahrnehmung der Welt verändert, und
wenn man ein anderes Bild von der Welt gewonnen hat, verändert es
auch das Verhalten zur Welt. Kunst kann tatsächlich die Wahrnehmung
und auch die Einstellung zum Leben und damit das Leben selbst
verändern." (Peter Weibel, Zitat aus Magazin-Interview)

Rückfragehinweis:
Österreichische Galerie Belvedere
Claudia Bauer
Kommunikation & Neue Medien 21er Haus
Tel.: +43 1 795 57-185
mailto:presse@21erhaus.at
www.21erhaus.at


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