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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Gastbeitrag zum IS-Terror Krokodilstränen Arno Klönne

Geschrieben am 08-10-2014

Bielefeld (ots) - Jetzt sind öffentliche Bekundungen von Entsetzen
angesagt - die Regierenden der weltpolitisch mächtigen Staaten klagen
über die Expansion des "Islamischen Staates", über das Vordringen
seiner mörderischen Milizen. Auch über den Export der Nahost-Gewalt
in die eigenen Lande. Und sie bedauern ihre eigene Hilflosigkeit.
Zugespitzt gesagt: Es handelt sich um Krokodilstränen. Denn das
blutige Treiben von "Gotteskriegern" entstammt keineswegs nur einer
wahnhaften Auslegung von Religion, wie sie historisch auch bei
anderen Glaubensrichtungen auftrat. Islamistischer Terrorismus heute
ist wesentlich eine "Nebenwirkung" skrupelloser geopolitischer
Vorgehensweisen der vermeintlich so aufgeklärten, angeblich nur auf
die Durchsetzung von Menschenrechten sinnenden großen Mächte. Im
Nahen Osten konkurrieren sie um Einflusszonen, um den Zugriff auf
Ressourcen, um militärische Stützpunkte. Anrainerstaaten des
umkämpften Terrains werden zur Hilfe genommen, über ihre
Systemeigenschaften wird dabei hinweggesehen, je nach strategischen
Interessen der großen Akteure. Das Gewaltarsenal der Terroristen
entstammt der stetigen Zufuhr von Waffen, den Rüstungsimporten aus
aller Welt, von China bis zu den USA, auch aus der Bundesrepublik.
 "Gotteskrieger" waren als Landsknechte willkommen, wenn sie externen
 Absichten  in der Geopolitik dien-ten. Dass die Zauberlehrlinge sich
gegen ihre Meister wenden könnten, war nicht bedacht oder wurde in
Kauf genommen. Und nun sind die Big Player hilflos? Das müsste nicht
so sein. Die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats wären in der
Lage, gemeinsam dem Terrorismus den Boden zu entziehen - wenn sie es
denn wollten. Aber in ihrer Praxis haben sie sich jenen Anforderungen
längst entzogen, die den Kern der Gründungscharta der Vereinten
Nationen bilden: alles zu tun gegen "die Geißel des Krieges", gegen
eine gewalttätige Durchsetzung von eigennützigen Interessen. Wer
angesichts der Gräuel im syrischen und irakischen Territorium den
Blick nur auf den "Islamischen Staat" richtet, ist auf einem Auge
blind. In den Grundmustern gegenwärtiger Weltpolitik steckt
Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Lebensrecht von Menschen. Trotz
ständiger Berufung auf "Menschenrechte" als hehre Ziele strategischer
Operationen. Unser Gastautor ist emeritierter Professor für
Soziologie an der Uni Paderborn.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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