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Westfalen-Blatt: zur Misshandlung von Flüchtlingen

Geschrieben am 29-09-2014

Bielefeld (ots) - Bagram in Afghanistan und Abu Ghraib im Irak,
Rakka in Syrien und Guantánamo auf Kuba stehen dafür, dass wehrlose
Menschen im 21. Jahrhundert auf das Abscheulichste gequält werden.
Muss man zu den Orten nun auch Burbach im Siegerland hinzufügen? Von
hier gehen seit dem Wochenende Bilder um die Welt, die uns alle, die
wir in diesem Land leben, beschämen. Bilder vom Stiefel auf dem Kopf
eines Flüchtlings und der Demütigung eines Asylbewerbers, der sich in
Erbrochenes legen musste. Absurd wäre der Versuch einer
Entschuldigung, das Wachpersonal sei überfordert gewesen. Denn die
Skrupellosen taten es mit Lust. Sonst hätten sie sich nicht noch
gegenseitig fotografiert und gefilmt. Allerdings agieren die
Wachleute, auch wenn sie Mitglieder eines privaten
»Sicherheitsdienstes« und Subunternehmer vom Subunternehmen sind, im
staatlichen Auftrag. Zugegeben, durch den schnellen Anstieg der
Flüchtlingszahlen handeln die Verantwortlichen aktuell unter riesigem
Zeitdruck. Doch lief schon vorher einiges schief. Die Aufgabe, für
die Flüchtlinge und die Sicherheit in den Asylbewerber-Unterkünften
zu sorgen, verlangt auch zu »normalen« Zeiten große Verantwortung.
Doch vergeben werden die Aufträge unter Kostenaspekt. Wenn etwas
derart aus dem Ruder läuft wie jetzt in Nordrhein-Westfalen ist es
Zeit, noch einmal grundsätzlich nachzudenken. Ist es richtig,
Flüchtlinge, die oft traumatisiert und in jedem Fall unter enormem
Stress stehend hier ankommen, zu Hunderten in eine Unterkunft
stecken? Liberale, Gläubige, Islamisten, Atheisten, ehemalige
Kriegssoldaten, Frauenrechtlerinnen, Angehörige verfeindeter Ethnien
. . . - alle unter einem Dach? Sicher, wer nach Deutschland flieht,
soll sich hier »anständig« benehmen. Aber was spricht dagegen, den
Einstieg durch dezentrale Unterbringung so zu erleichtern, dass die
Menschen Zeit haben, zu sich und zu dem Land zu finden, das
vielleicht ihre neue Heimat wird? Wir müssen nicht erst seit dem
vergangenen Wochenende damit leben, dass es in Deutschland Rassisten
gibt. Doch wir müssen alles tun, dass diese nicht auf Wehrlose
losgehen. In den von Privatunternehmen geführten Unterkünften gilt
das private Hausrecht. Das heißt: Der Betreiber und sein
Sicherheitsdienst entscheiden, wer in die Unterkunft darf und wer
nicht. In vielen Häusern schätzt man, dass kirchliche Gruppen und
Organisationen wie Amnesty International und Pro Asyl in die Häuser
kommen und mit den Flüchtlingen sprechen. Wo das so ist, werden sich
kranke Gestalten wie die schlecht bezahlten Wachleute in Burbach
schwerer tun, Gewalt gegen Asylbewerber auszuüben. Die Behörden in
NRW haben die Größe der Aufgabe, die die Unterbringung der
Nahost-Flüchtlinge mit sich bringt, unterschätzt. Es wurden nicht nur
unfähige Wachleute beauftragt, sondern zum Teil - siehe Herford -
noch nicht mal für die Unterkünfte gesorgt. Dieser Schlendrian ist
jetzt hoffentlich vorbei.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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