(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Dem Patientenheil dient das gewiss nicht = von Peter Kurz

Geschrieben am 24-09-2014

Düsseldorf (ots) - Der Arbeitsvertrag der muslimischen
Krankenschwester, die mit Kopftuch an ihrem Arbeitsplatz erscheinen
wollte, ist eindeutig. Unmissverständlich wird da verlangt, das
christliche Bekenntnis zu achten. Das offen sichtbare Eintreten für
eine andere Religion ist ganz und gar das Gegenteil davon. Und was
ist mit der Religionsfreiheit der Arbeitnehmerin? Gewiss, die hat
sie. Und in einem vergleichbaren Fall hat dieser Grundrechtsjoker
auch schon vor dem Bundesarbeitsgericht gezogen. Als dieses einer
Parfümverkäuferin Recht gab, mit Kopftuch zu arbeiten. Doch da ging
es um einen privaten Arbeitgeber. Hier hingegen haben wir es mit
einem kirchlichen Träger zu tun. Ein solcher Tendenzbetrieb darf den
Mitarbeitern mehr Loyalität abverlangen. Das darf übrigens auch eine
Schule, wenn sie einer Lehrerin verbietet, mit Kopftuch zu
unterrichten. Anders als eine Verkäuferin hat sie eine
Vorbildfunktion. Und führt auch ohne ausdrückliches Missionieren den
Schülern ihre Glaubensüberzeugung unübersehbar vor Augen. Die Frage
ist freilich, ob sich der Krankenhausträger mit seiner rigiden
Haltung einen Gefallen getan hat. Es ist nicht der erste Fall, in dem
ein Krankenhaus viel Sympathie verspielt. Erinnert sei an den
Chefarzt einer katholischen Klinik, der sich bis zum
Bundesarbeitsgericht um seine Stelle streiten musste, die er wegen
Scheidung und Wiederverheiratung verlieren sollte. Das soll
christlich sein? Dem Patienten, der sich in einem Krankenhaus
behandeln lässt, wird es kaum darauf ankommen, ob der Träger
katholisch, evangelisch, städtisch oder privat ist. Genauso
nebensächlich ist es für den Kranken, wie der behandelnde Arzt oder
die Krankenschwester über die letzten Dinge denken. Er will einfach
gesund werden. Und da kommt es nicht auf religiöse Fragen an, auch
wenn manch einer seine Hoffnung darauf setzt, dass sein Gebet vor der
Operation erhört wird. Aus Patientensicht dürfte auch ein Kopftuch
unschädlich sein. Und was nicht schadet, so sollte man meinen, kann
doch wohl toleriert werden. Zumal Toleranz ein guter Zug ist, wenn es
um das Zusammenleben von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen
geht.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

548822

weitere Artikel:
  • Erste Hilfsgüter der Bundeswehr im Kampf gegen Ebola (FOTO) Köln (ots) - Sperrvermerk für die Berichterstattung 25.09.2014, 6 Uhr Am Donnerstagmorgen den 25. September werden die ersten Hilfsgüter durch die Luftwaffe im Kampf gegen Ebola nach Westafrika verbracht. Hierzu wird eine Maschine des Typs A 310 MRTT circa 10 Tonnen Material vom militärischen Teil des Köln/Bonner Flughafens zum Luftumschlagspunkt nach Dakar / Senegal transportieren. Dieser Schritt dient unter anderem dazu eine mögliche Luftbrücke in die Katastrophenregion vorzubereiten und die Operationsfähigkeit aus dem mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Toleranz gefragt / Kommentar zum Kopftuch-Urteil Mainz (ots) - Darf eine christliche Einrichtung einer Angestellten das Tragen eines Kopftuches verbieten? Ja, sie darf. Aber nicht, weil das Bundesarbeitsgericht so entschieden hat. Das auch, aber wichtiger ist etwas anderes. Eine christliche Einrichtung, sei sie katholisch oder evangelisch, ist Werten verpflichtet. Werten, an denen die Kirchen selbst mitunter scheitern. Aber nur, weil sie sich auf Menschen gründen. Und nicht, weil ihre grundlegenden Werte diffus oder falsch wären. Einer dieser Werte ist Toleranz. Toleranz, die die evangelische mehr...

  • neues deutschland: Bigotte Geste Berlin (ots) - Was ist eigentlich ein Unrechtsstaat? Auf Nachfragen der Linkspartei hat die Bundesregierung keine Antwort geben können. Logisch, weil es sich um einen ideologischen, keinen juristischen Begriff handelt. Daher ist immer auch nur von einem einzigen Unrechtsstaat die Rede: DDR. »Unrechtsstaat« ist der hierzulande sanktionierte Begriff zur Delegitimierung des gleichnamigen Sozialismusversuchs. Deshalb wirkt es statt lächerlich auch eher bigott, wenn drei Thüringer Parteien ihr kleines politisches Geschichtsseminar mit mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Kopftuchverbot Halle (ots) - Ob dieser Blick auf Äußerlichkeiten den Kern der christlichen Botschaft trifft? Der Islam hat zur Krankenpflege doch keine Position, die christliche Patienten beunruhigen könnte. Wer aus Gläubigkeit gerne anderen hilft, ist meist ein guter Mensch, unabhängig von der Konfession. Auch wenn sich die Kirche nicht bewegt, hätte man doch von den staatlichen Richtern ein ausgewogeneres Urteil erwarten können. Immerhin werden kirchliche Sozialeinrichtungen überwiegend von Staat und Sozialsystem finanziert, der Anteil der Kirchen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Thüringen und deutsche Einheit Halle (ots) - Eine von Ramelow geführte Linksregierung in Erfurt wäre ein Probelauf, der nicht zuletzt in Sachsen-Anhalt, letztlich aber auch im Bund, mit großer Aufmerksamkeit verfolgt würde. Will die SPD die seit Jahren dominierende Union aus der Regierungsverantwortung drängen, dann kommt sie in Magdeburg aber auch in Berlin ohne Dreierbündnisse mit Grünen und Linken wohl nicht mehr aus. In Thüringen wären die Start-bedingungen für so ein Bündnis sogar recht gut. Nirgendswo sonst im Osten sind etwa die Arbeitslosenzahlen so niedrig. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht