(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Leitartikel zur Sterbehilfe - Keine Geschäfte mit dem Tod

Geschrieben am 11-09-2014

Ravensburg (ots) - Eine kleine Vorbemerkung: Niemand, der sich an
dieser Diskussion um Sterbehilfe in Deutschland beteiligt, macht es
sich leicht oder schielt auf Schlagzeilen. Es geht um den Tod und die
menschliche Würde, und so ist die Debatte über die Sterbehilfe von
großer Ernsthaftigkeit geprägt. In den Parteien fechten Befürworter
wie Gegner von strikten oder liberalen Gesetzen im wahrsten Sinne des
Wortes gewissenhaft um ihre Positionen. Deshalb wird erst Mitte 2015
mit einem Gesetz gerechnet.

Nun sorgt Bundestags-Vizepräsident Peter Hintze für Aufregung in
der Union: Der frühere Pfarrer kann sich tatsächlich für Menschen in
einer aussichtslosen Lage Sterbehilfe vorstellen. Parteifreund und
Gesundheitsminister Hermann Gröhe sieht dies wie viele andere
Christdemokraten anders. Er schließt eine medizinische Hilfe bei der
Selbsttötung kategorisch aus und will den Menschen durch
Palliativmedizin die Angst vor einem schmerzhaften und unwürdigen Tod
nehmen.

Der Sozialdemokrat Franz Müntefering hat in dieser Zeitung Anfang
des Jahres eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen, die vor einer
gesetzlichen Regelung beantwortet werden müssen. Für ihn ist es
bedenklich, wenn der Staat Voraussetzungen schüfe, die Selbsttötungen
zur gesellschaftlichen Normalität machen könnten. Eine Gesellschaft,
in der jeder das Leben individualistisch abhaken könne, macht
Müntefering Angst.

Anders ausgedrückt: Müntefering befürchtet eine Kommerzialisierung
des Todes, den Tod als Geschäftsmodell. Abwegig ist dieses Szenario
in einer alternden Gesellschaft nicht. Alte, todkranke Menschen
könnten sich als unnütz verstehen und deshalb den Freitod wählen, um
etwa den Kindern das Erbe zu bewahren. Um solche Horrorszenarien zu
verhindern, muss in der Debatte die Würde des menschlichen Lebens ins
Zentrum gestellt werden. Gefordert sind Parteien, Kirchen wie jeder
einzelne. Wer intensive Hilfe und Pflege am Ende seines Lebens
braucht, hat damit noch lange nicht seine Menschenwürde verloren.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

546547

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Die Trumpfkarte Kommentar von Gerhard Windscheid Karlsruhe (ots) - Schon vor ein paar Tagen hatte der Kreml damit gedroht, im Falle neuer EU-Sanktionen mit der Streichung der Überflugrechte westlicher Fluglinien zu antworten. Inzwischen wird angeblich auch der Gasfluss Richtung Westen weniger. Polen hat bereits Alarm geschlagen und auch in Berlin beobachtet man die Situation mit Argwohn. Zwar verweist die russische Führung darauf, dass das Gas weiter fließt, aber man räumt auch ein, dass Speicher im eigenen Land gefüllt werden müssten. Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Bildungspolitik in Baden-Württemberg Stuttgart (ots) - Die CDU möge sich hüten, mit ihren bildungspolitischen Diskussionen schon jetzt Wahlkampf zu machen, mahnte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Doro Moritz. Den Appell hätte sie am besten gleich auch an die SPD beziehungsweise an deren Fraktionsvorsitzenden im Landtag gerichtet. Denn wenige Stunden später verkündigte Claus Schmiedel, dass er noch in dieser Legislaturperiode mehr neunjährige Gymnasien einführen möchte - statt derzeit 44 sollten es bis zum Jahr 2016 bis zu 120 werden. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Die evangelische Theologin Margot Käßmann (56) hat der Behauptung widersprochen, sie habe die Abschaffung der Bundeswehr gefordet. Bielefeld (ots) - Die evangelische Theologin Margot Käßmann (56) hat der Behauptung widersprochen, sie habe die Abschaffung der Bundeswehr gefordet. Im Gespräch mit dem in Bielefeld erscheinenden WESTFALEN-BLATT (Freitagsausgabe) sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende, für sie sei es eine Utopie, in einem Land ohne Armee zu leben. Sie machte deutlich, dass es auch weiter Utopien geben müsse. "Ich träume davon, dass es eine Welt ohne Krieg geben kann. Ich habe die Utopien von gerechten Beziehungen zwischen Arm und Reich und Männern mehr...

  • Rheinische Post: RWE weitet Sparprogramm um hunderte Millionen Euro aus Düsseldorf (ots) - Der angeschlagene Energiekonzern RWE tritt in der Kraftwerkssparte RWE Generation noch stärker auf die Kostenbremse. Das Sparziel beim Programm "RWE Neo", das derzeit bei 800 Millionen Euro liegt, soll um mehrere hundert Millionen Euro aufgestockt werden, wie die "Rheinische Post" (Freitagausgabe) aus Aufsichtsrats-Kreisen erfuhr. "Wir bestätigen, dass die Kostensenkungs-Anstrengungen bei RWE Generation an die schwierige Marktlage angepasst werden. Zu konkreten Zahlen äußern wir uns nicht", sagte dazu Stephanie mehr...

  • Rheinische Post: NRW-Opposition kritisiert "Gutachteritis" der Landesregierung Düsseldorf (ots) - Die rot-grüne Landesregierung in NRW hat in den letzten zwei Jahren 258 Gutachten für insgesamt 17,3 Millionen Euro bestellt. Das geht aus internen Unterlagen der Regierung für den Haushalts- und Finanzausschuss des Landes hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe) vorliegen. Der Fraktionsvize der FDP im NRW-Landtag, Ralf Witzel, kritisiert das Verhalten der Landesregierung als "Gutachteritis" und hält viele der Studien für überflüssig: "Historische Analysen zur Jagdgeschichte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht