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Warnung vor Fracking: Umweltbundesamt gibt Fazit eigener Studie falsch wieder

Geschrieben am 04-09-2014

Hamburg (ots) - Der wissenschaftliche Leiter der jüngsten Studie
des Umweltbundesamtes (UBA) zum Thema Fracking hat sich erstaunt
darüber gezeigt, dass die Behörde die Gasfördermethode als riskant
und gefährlich einstuft. "Fracking ist und bleibt eine
Risikotechnologie", hatte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der
Vorstellung des Papiers Ende Juli als Fazit verkündet. Studienleiter
Uwe Dannwolf widerspricht ihr: "In unserem Gutachten stehen solche
Worte nicht drin", so der Hydrogeologe im Interview mit dem
ARD-Politikmagazin "Panorama" vom NDR (Sendung: Donnerstag, 21.55
Uhr, Das Erste). "Was Frau Krautzberger macht, kann ich ihr nicht
vorschreiben. Ich kann nur auf das Gutachten verweisen und sagen, ich
würde es so nicht auslegen." Die Risiken beim Fracking hält er für
beherrschbar, sie gingen nicht über die anderer Technologien hinaus.

Pikant daran: Die Studie wurde bundesweit als aktueller Beleg für
die Gefahren von Fracking wahrgenommen. Sie ist eine wichtige
Grundlage für den Gesetzentwurf zur Regulierung von Fracking, der
derzeit gemeinsam vom Bundeswirtschafts- und vom
Bundesumweltministerium ausgearbeitet wird. Laut
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) werde man darin die
weltweit schärfsten Regelungen zum Fracking vorlegen.

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger hatte Fracking im
Schiefergestein als Risiko für das Trinkwasser bezeichnet. Dezidiert
widersprach Dannwolf im "Panorama"-Interview der Auffassung,
aufsteigende Frackingsflüssigkeit könne sich unkontrolliert im Boden
ausbreiten und sei dadurch eine Gefahr für Trinkwasserschichten. Er
hält die schon jetzt geltende Vorschrift von mindestens 1000 Metern
Abstand zwischen Fracking und dem Trinkwasser für ausreichend.

Krautzberger wollte sich "Panorama" gegenüber nicht äußern.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks lehnte im Interview mit
"Panorama" eine direkte Kommentierung des Vorgangs ab. Generell
stimme sie aber weiter vollständig mit der kritischen Position des
Umweltbundesamts zu Fracking überein. Zur Zukunft von Schiefergas in
Deutschland sagte Hendricks: "Ich sehe nicht, dass Schiefergas auf
absehbare Zeit eine Zukunft in Deutschland hat, eine wirtschaftliche
Zukunft ganz gewiss nicht. Wissenschaftlich kann hier oder da
erforscht werden, aber wir werden in wenigen Jahren sehen, ob es
unter diesen strengen Voraussetzungen, wie wir sie in Deutschland
erlassen werden, überhaupt noch ein wirtschaftliches Interesse daran
gibt, das dann wirklich zu versuchen. Ich gehe nicht davon aus."

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften: Fracking beherrschbar

Ein neuer Bericht der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften
(acatech) kommt ebenfalls zu dem Fazit, dass die Risiken durch
Fracking beherrschbar seien. "Ein generelles Verbot von Hydraulic
Fracturing erscheint auf der Basis von wissenschaftlichen und
technischen Fakten nicht begründbar", heißt es in dem Papier, das
"Panorama" vorliegt. Daher könnte die Technologie in die weitere
Erforschung und Anwendung gehen, wenn sachgerecht gearbeitet werde.
Vor jedem Frackvorgang müsse jedoch eine Voruntersuchung stattfinden.
Mehrere führende Geowissenschaftler fordern in dem Bericht eine
sachliche Debatte über die umstrittene Technologie unter
Berücksichtigung der Vor- und Nachteile. "Die grundsätzliche und
emotionale Ablehnung in Teilen der Gesellschaft beruht im
Wesentlichen auf spektakulär aufbereiteten und teilweise
sensationsgetragenen Medienberichten über Vorfälle im Zusammenhang
mit der Gewinnung von Schiefergas in den USA."

Der Bericht der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften wurde
verfasst von einer Gruppe von Universitätsprofessoren und
Bohrexperten um Rolf Emmermann, Gründungsdirektor und ehemaliger
Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums Potsdam. Zudem war er
Koordinator des Kontinentalen Tiefbohrprogramms der Bundesrepublik
Deutschland. Die Akademie der Technikwissenschaften ist die
Interessenvertretung führender Forscher aus dem Bereich der
Technikwissenschaften. Die Institution wird von Bund und Ländern
sowie von Privatpersonen und Unternehmen gefördert.

Informationen über "Panorama" finden Sie unter www.panorama.de



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040/4156-2304


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